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Abgesägt – Im Nationalsozialismus verfolgte Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Steglitz und Zehlendorf 1933-1945. Bild: Veranstalter

Am 13. Oktober eröffnete die Ausstellung „Abgesägt – Im Nationalsozialismus verfolgte Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Steglitz und Zehlendorf 1933-1945“ in der Galerie Schwartzsche Villa. Zum ersten Mal widmet sich eine Ausstellung dem Thema der verfolgten Abgeordneten in Berlin auf Bezirksebene. In Kooperation mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. stellt sich das Kulturamt Steglitz-Zehlendorf dabei zwei zentrale Fragen: Wer war seit 1920, also seit der Einführung des „Groß-Berlin-Gesetzes“ und der Bildung der beiden Bezirke Steglitz und Zehlendorf, kommunalpolitisch aktiv? Wer war im Nationalsozialismus verfolgt und aus welchen Gründen?

Mitglieder der beiden Bezirksversammlungen 1929/1930 – Stadtverordnete, Bezirksverordnete und Bezirksamtsmitglieder – werden mit ihrer Parteizugehörigkeit an den Wohnorten auf einer Karte markiert. Im Mittelpunkt stehen jedoch 14 Biografien von Frauen und Männern, ihre politischen und beruflichen Aktivitäten vor Ort und ihre unterschiedliche, spezifische Verfolgung im Nationalsozialismus.

2005 widmete sich bereits die Ausstellung „Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933-1945“ des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand, die im Berliner Rathaus präsentiert wurde, den Fragen im Hinblick auf die Stadt Berlin. Nun nimmt der Bezirk Steglitz-Zehlendorf das Thema auf. Der Geschichte der demokratischen Institutionen vor Ort und seinen parlamentarischen Abgeordneten wird somit eine grundlegende gesellschaftliche Bedeutung zugewiesen. Diese Anfänge der demokratischen Entwicklung zu Beginn des 20. Jahrhunderts fanden 1933 ein abruptes Ende. Die Nationalsozialisten zerstörten die demokratischen Strukturen und verfolgten, enteigneten und ermordeten Vertreterinnen und Vertreter der „verhassten“ Weimarer Republik.

Die Ausstellung zeigt erste Ergebnisse einer Spurensuche. Sie dokumentiert verschiedene Facetten dieses oft vernachlässigten Themas der politischen Partizipation.

Den Mittelpunkt der Ausstellung bilden die Biografien von 14 Abgeordneten – Frauen und Männern: In Steglitz sind es Otto Klose, Marie Kunert, Otto Morgenstern, Otto Ostrowski, Wilhelm Pieck, Wilhelm Skubich, Albert Wiebach und Hedwig Wollmann , in Zehlendorf Hermann Clajus, Richard Draemert, Hans Holtz, Friedrich Matèrn, Anna Mayer und Minna Todenhagen. Fotografien und Dokumente erzählen von ihren politischen und beruflichen Aktivitäten in Steglitz und Zehlendorf sowie von ihren individuellen Verfolgungen im Nationalsozialismus. Auf diese Weise soll einerseits die Auseinandersetzung mit politischer Verfolgung und ihrer Definition angeregt werden. Andererseits ermöglichen die Biografien, Sensibilität und Empathie für Verfolgte zu wecken.

Die Ausstellung wird vom 14. Oktober bis 30. Dezember 2016, außer vom 24. bis 26. Dezember, in der Galerie Schwartzsche Villa zu sehen sein, der Eintritt ist frei.

(sn)