Die Fassade löst sich auf: Kiloschwere Teile sind schon in den Hof gefallen. Feuchtigkeit dringt ins Gebäude ein. Baubeginn: unbekannt. Foto: privat

Das Beethoven-Gymnasium in Lankwitz verfällt zusehends. Dank Wasserschäden, abstürzender Stuckteile und Risse in der Fassade schaffte es die Schule in den Adventskalender des Bezirkselternausschusses Steglitz-Zehlendorf, mit dem dieser auf den schlechten baulichen Zustand der Berliner Schulen aufmerksam. Torsten Pinkert, Vorsitzender Gesamtelternvertretung, beschreibt den aktuellen Zustand des Gymnasiums:

„Vor zwei Jahren hatten wir den relativ berühmt gewordenen Vorfall, dass sich mehrere Kilo schwere Stuckteile vom Dachüberstand lösten und auf den Schulhof stürzten. Zu Schaden kam nur durch Zufall niemand. Der betroffene Bereich wurde daraufhin gesichert und saniert, die Ursachen – das marode Dach und seine Regenrinnen – wurden allerdings nicht beseitigt. So bilden sich an vielen anderen Stellen der Fassade weiterhin gefährliche Risse.

Ins Untergeschoss der Schule dringt ebenfalls Wasser ein. Die Außenwände des Kellers sind teilweise so morsch, dass man sie quasi mit der Hand abgraben kann. Kritische Bereiche wie die Decke in der Mädchentoilette und im ehemaligen Kohlenkeller wurden nur provisorisch abgestützt. In diesem Bereich liegen auch wichtige Versorgungsanschlüsse.

Unsere Schule hat SIWA-Mittel in Höhe 3,2 Millionen Euro in Aussicht gestellt bekommen. Diese Mittel sollen zur Sanierung der Fenster und der Elektroinstallation verwendet werden. Beide Bereiche befinden sich in einem katastrophalen Zustand. Da bereits Fenster aus ihrer Verankerung gefallen sind, wurden inzwischen alle Fenster ‚gesichert‘, das heißt in vielen Fällen dauerhaft verschlossen. Das Klima in den Klassen ist entsprechend. Aussage des Baustadtrats von Steglitz-Zehlendorf, Michael Karnetzki, in der letzten Bezirksverordnetenversammlung vor den Sommerferien: ‚Nur weil es ein Fenster ist, muss man es ja nicht öffnen können.‘

Die Elektroinstallation ist mehrere Jahrzehnte alt und kann mit dem gestiegenen Strombedarf zum Beispiel durch Geräte in den naturwissenschaftlichen Fächern, Computer und Smartboards in vielen Klassen nicht mithalten. Dadurch werden Stromleitungen regelmäßig überlastet.

So schön das versprochene Geld ist, so sehr hapert es an der Planung und Durchführung der Baumaßnahmen. Da der Bezirk allein über ein Jahr benötigte, um entsprechende Stellen im Hochbauamt nachzubesetzen (September 2014 bis Ende 2015), gibt es noch nicht einmal ansatzweise ein Konzept. Da der finanzielle Bedarf allein der Elektrosanierung auf insgesamt acht Millionen Euro geschätzt wird, wird nun erst einmal gerätselt, wie man das Geld sinnvoll zwischen Kabeln und Fenstern verteilen kann. Außerdem wird sich bei dieser Bausumme eine europaweite Ausschreibung nicht vermeiden lassen, die das Bauamt Steglitz-Zehlendorf nach eigener Aussage aber mangels Fachkunde nicht durchführen kann. Daraus ergibt sich ein Baubeginn frühestens 2017. Ob das Geld dann noch da ist, weiß niemand, ob noch mehr verfügbar sein wird schon gar nicht. Nur die Schäden, die bleiben. Und bis zum Baubeginn ist die Schule weiter zum Improvisieren gezwungen. Die jahrzehntelange Vernachlässigung der öffentlichen Gebäude rächt sich nun. Die Mehrzahl der Klassenräume kann eigentlich nach gesundheitlichen Maßstäben nicht mehr zum Unterrichten genutzt werden. Wenn sich die Lage nicht absehbar bessert, werden Räume geschlossen werden müssen. Und das in einem der wohlhabendsten Bezirke Berlins!“

Der Adventskalender ist unter http://wunschzettel.stiftungbildung.com zu finden.