Adventsnachmittag in der Gemeinschaftsunterkunft am Ostpreußendamm Foto: Baumann

Was hat ein Tannenbaum mit Weihnachten zu tun und warum wird er mit Kugeln geschmückt? Woher hat der Stollen seine Form und warum kommt das Wort Nacht in Weihnachten vor? Über all diese Fragen und Geschichten rund um die Weihnacht wurde am 19. Dezember bei Plätzchen und Tee in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge am Ostpreußendamm in Steglitz gesprochen.

In dem Containerdorf am Ostpreußendamm leben circa 300 besonders schutzbedürftige Menschen aus Syrien, Eritrea und anderen Kriegsgebieten. Betreut wird die Unterkunft durch die milaa gGmbH, eine 100prozentige Tochter des Ev. Diakonievereins Berlin-Zehlendorf e.V. Unabhängig von ihrer Religion haben viele dort lebende Menschen ihr Interesse bekundet, die Art und Weise kennenzulernen, in der in Deutschland die Adventszeit und das Weihnachtsfest verbracht werden. Aus diesem Anlass wurde der Adventsnachmittag organisiert.

Für Jeanne Grabner, Geschäftsführerin der milaa gGmbH, war dieser Nachmittag „die Veranstaltung ihres Herzens“. Zusammen mit Cornelia Seibeld, der Vize-Fraktionschefin der CDU, hat sie die weihnachtliche Veranstaltung initiiert. Die Idee dahinter war es, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, in welcher Geschichten erzählt und Lieder gesungen werden können. Was ist Weihnachten? Wie wird Weihnachten in Deutschland gefeiert? Gibt es auch in anderen Ländern besondere Traditionen und Bräuche für diese Zeit?

Weihnachtsgeschichten erzählt

Und so traf man sich bei Kerzenschein, Gebäck und Musik. Wirkte der liebevoll dekorierte Raum am Anfang etwas leer, so wurde er im Laufe des Abends immer voller. Nach etwa der Hälfte des Abends mussten sogar zusätzliche Stühle herangeschafft werden.

Der musikalische Part wurde von Jeanne Grabner selbst und drei ehrenamtlichen Mitarbeitern der Unterkunft übernommen. Für das Geschichtenerzählen waren Pfarrer Martin Vogel, Länderbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, sein Referent Dr. Johan Wagner und sein Gast, Javad Dabiran, Deutschlandsprecher des Nationalen Widerstandsrats Iran (NWRI) und Iran- und Nahost-Experte, zuständig.

Sie lasen Weihnachtsgeschichten vor und beantworteten Fragen, rund um die Weihnacht. So erfuhren die Anwesenden, dass der Stollen seine Form wohl dem neugeborenen Jesuskind verdankt. Wie ein in Tücher eingewickeltes Baby soll das Gebäck aussehen. Und die Kugeln an den Weihnachtsbäumen sind symbolische Äpfel aus dem Paradies. Das soll daherkommen, dass auch der Tannenbaum selbst den Baum aus dem Paradies symbolisieren soll. So konnten die Anwesenden, wohlgemerkt nicht nur die des muslimischen Glaubens, Neues über die Herkunft der weihnachtlichen Traditionen erfahren.

Weihnachtsbaum Fluechtlingsunterkunft

Ein schön geschmückter Weihnachtsbaum steht auch im Hof der Gemeinschaftsunterkunft. Foto: Baumann

Wünsche für die Zukunft gehören zu Weihnachten dazu

Neben den Klassikern der Weihnachtsgesänge wie „Stille Nacht“ wurden auch die etwas modernere Lieder wie „O, Tannenbaum“ von den der Sprache mächtigen Anwesenden miteingestimmt. Besonders bewegend wurde es, als es um Wünsche ging. Denn auch das ist eine Weihnachtstradition: Wünsche für die Zukunft zu äußern. Jeanne Grabner wünschte sich im Namen ihrer Organisation und der Bewohner der Unterkunft ein Gesundheitshaus, in dem die Geflüchteten, die Möglichkeit hätten, ihre erkranken Angehörigen selbst zu pflegen, wie es bei ihnen Brauch ist. Die Ehrenamtlichen wünschten sich mehr Zeit, sowohl für ihre Arbeit als auch für die Familie. Doch der wohl wichtigste Wunsch kam von einem geflüchteten Mann, der zusammen mit seiner Familie beim Adventsnachmittag dabei war. In noch etwas unsicherem Deutsch wünschte er sich für alle Deutsche ein schönes und gesundes Weihnachtsfest und ein Ende des Krieges für sein Land.

(eb)