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An der rot markierten Stelle soll die Containerunterkunft auf dem Gelände des Bundesarchivs in der Finckensteinallee entstehen. Bild: Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Im Februar 2017 soll die neue Gemeinschaftsunterkunft auf dem Gelände des Bundesarchivs in der Finckensteinallee bezugsfertig sein. 280 Geflüchtete werden dort im sogenannten Tempohome für die nächsten drei Jahre ihr neues Zuhause finden. Gestern, 14. November, stellte der Staatssekretär und Vertreter der Senatsverwaltung, Dirk Gerstle, das Projekt vor und stand zusammen mit Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski und Sascha Langenbach vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) den Anwohnern Rede und Antwort.

Voll war die Aula im Goethe-Gymnasium in Lichterfelde gestern Abend. Rund 150 Menschen sind der Einladung zur Informationsveranstaltung gefolgt. Ihre Einladung mussten die Gäste auch mitbringen, denn nur wer eine hatte, konnte an der Veranstaltung teilnehmen.

Tempohome für 280 Geflüchtete

Bei dem Bau in der Finckensteinallee 63 handelt es sich um eine Containerunterkunft. Das sogenannte „Tempohome“ soll Platz für 280 geflüchtete Menschen bieten und maximal drei Jahre genutzt werden. Danach werden die Menschen in Wohnungen und die sogenannten Modularen Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF), umgesiedelt und die Container wieder abgebaut.

Die Unterkunft selbst besteht aus acht Wohncontainern mit jeweils sechs bis zehn Wohneinheiten und einem Gemeinschaftsbau. In den einzelnen Wohneinheiten haben die Bewohner etwas mehr Privatsphäre und die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen.

Betreiber für die Einrichtung im europaweiten Verfahren gesucht

Gebaut wird die Containerunterkunft von der Berliner Immobilien Management GmbH (BIM). Parallel dazu wird ein Betreiber für die Einrichtung gesucht. Seine Aufgabe wird es sein, die in der Gemeinschaftsunterkunft lebenden Menschen zu betreuen und bei Fragen und Problemen helfend zur Seite zu stehen. In Kooperation mit Stadtteilzentren und anderen Sozialen Trägern soll der Betreiber zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses mit den Nachbarn beitragen. „Eine funktionierende Willkommenskultur in der Nachbarschaft ist für die Integration von entscheidender Bedeutung“, so Thomas Mampel, Geschäftsführer des Stadtteilzentrums Steglitz e.V.

In den vergangenen Jahren machte der Senat auch negative Erfahrungen mit einzelnen Betreibern. Aus diesem Grund werden die neuen Betreiber in einem europaweiten Verfahren ausgesucht. Dabei wird das besondere Augenmerk auf die Qualität der Arbeit des Betreibers und seine Erfahrung gelegt. „Die Kosten dafür spielen eine eher untergeordnete Rolle.“, sagte Staatssekretär Dirk Gerstle.

Tempohomes notwendig für den Freizug der Sporthallen

Momentan leben noch immer Hunderte von Menschen in insgesamt sieben Sporthallen an sechs Standorten in Steglitz-Zehlendorf. Viele von ihnen seit über einem Jahr. Durch das Tempohome in der Finckensteinallee können zwei bis drei Hallen freigezogen werden.

Noch ist nicht ganz klar, wie genau die Gemeinschaftsunterkunft auf dem Gelände des Bundesarchivs positioniert werden wird. Fest steht, dass der Bau demnächst beginnt und das Gelände bereits eingezäunt wurde.

Die Frage aus dem Publikum, ob es Pläne für eine langfristige Bebauung dieses Standorts mit den sogenannten MUFs gibt, wurde vom Staatssekretär mit einem klaren Nein beantwortet. „Die Containerquartiere entstehen in der Regel an den Standorten, an denen MUFs gar nicht zulässig wären“, so Dirk Gerstle.

Die Frage der Sicherheit ist den Anwohnern besonders wichtig

Immer wieder wurde von den Besuchern die Frage nach Sicherheit gestellt. Daraufhin erklärte Dirk Gerstle von der Senatsverwaltung, man müsse bei dieser Frage immer zwischen verschiedenen Seiten der Sicherheit unterscheiden. Was die Sicherheit der Flüchtlinge anginge, so wird dafür ein Wachdienst gesucht, welcher rund um die Uhr auf dem Gelände anwesend sein wird, so Gerstle. Und was die Sicherheit der Anwohner betrifft, so gebe es keine Gründe, sich Sorgen zu machen. Auch an anderen Standorten konnte keine gesteigerte Kriminalität im Zusammenhang mit Flüchtlingsunterkünften festgestellt werden, versicherte er. Dies bestätigte auch Herr Kroll von der Berliner Polizei, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm.

AfD-Politiker erntet Buhrufe

Die einzige Stimme gegen die Flüchtlinge gehörte dem AfD-Politiker, Andreas Wild, der unter den Zuhörern war. Mit seiner Aussage, Asylrecht sei nur für einzelne, Schutz suchende Personen vorgesehen und nicht für diesen „Ansturm“ auf Deutschland, erntete der Rechtspopulist Buhrufe aus dem gesamten Publikum.

Tag der offenen Tür nach Fertigstellung geplant

Damit die Anwohner auch weiterhin über das Projekt und ihre neuen Nachbarn informiert bleiben, sind sowohl eine Baustellenbegehung als auch ein Tag der offenen Tür nach Fertigstellung geplant. Wer Fragen hat, kann diese jedoch schon vorab loswerden. Auf der Seite der Initiative des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. #Steglitzhilft finden Interessierte alle Informationen zu dem Bau und haben zudem die Möglichkeit, ihre Fragen zu hinterlassen. Der Geschäftsführer des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., Thomas Mampel, versicherte, „Wir sorgen dafür, dass ihre Fragen bei den richtigen Ansprechpartnern ankommen“.

(eb)