Hertha 03-Trainer Timo Szumnarski musste sich am vergangenen Freitag einer Schulteroperation unterziehen, und so kam René Zampich am 13. Spieltag zu seinem Debüt als hauptverantwortlicher Trainer. Doch eine fußballerisch limitierte Mannschaft von TuS Makkabi vermasselte ihm gehörig den Einstand.

Gleich zweimal wurde die Zehlendorfer Elf am Sonntag „kalt erwischt“ –  über weite Strecken des Spiels erlebten die Zuschauer so einen „Ball paradox“. Zehlendorf hatte gefühlte 85 Prozent Ballbesitz, doch die Effektivität lag auf Seiten der Hausherren.

Die erste kalte Dusche mussten die Zehlendorfer  bereits in der zweiten Spielminute über sich ergehen lassen. Nach einem Einwurf wurde der Ball auf  Makkabis Rene Robben gelupft, der in einer Eins-gegen-Eins Situation Herthas Torwart Robin Carly das Nachsehen gab. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit wurden die Hausherren regelrecht in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Mit vielen Ballpassagen wurde ständiger Druck erzeugt, doch vergaßen die Gäste aus Zehlendorf  dabei für Torgefahr im Strafraum zu sorgen. Erst nach 16 Spielminuten konnte sich Sami Simsek, nach schneller Kombination über Niclas Warwel und Till Wedemann, zum Torschuss entschließen, doch Torwart Timo Kopmann lenkte den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke.

Die Platzbesitzer wussten ihren Heimvorteil auf dem relativ kurzen Kunstrasen mit einfachsten Mitteln zu nutzen. Mit weiten Schlägen aus der Abwehr wurde immer wieder der lauernde Robben gesucht, der die Bälle geschickt auf seine nachrückenden Nebenleute ablegte und zudem auch meistens Sieger in den Kopfballduellen gegen die Zehlendorfer Abwehrspieler blieb. In der 27.  Minute hätte beinahe einer dieser sporadischen Vorstöße Makkabis zum Erfolg geführt. Mit einem weiten Schlag aus dem eigenen Strafraum drosch Kopmann den Ball nach vorne, Robben verlängerte auf Marcel Miesner, dessen Schuss aber noch abgeblockt werden konnte. Bei der anschließenden Ecke kam wieder Robben am zweiten Pfosten zum Kopfball, diesmal allerdings konnte Carly mit Fußabwehr klären.

Das Zehlendorfer Powerplay war dann aber doch noch in der 31. Minute von Erfolg gekrönt. Simseks harten Schuss konnte der Torhüter nur mit Mühe abklatschen, und die irritierte Abwehr bekam den Ball nicht entscheidend aus der Gefahrenzone. Wedemann nutzte die Verwirrung und schlenzte das Leder gefühlvoll aus 16 Metern ins Tor.

Die verdiente Führung wurde den Zehlendorfern dann in der 38. Minute verwehrt. Ganz  Charlottenburg hatte es klappern gehört, als  Warwel im Strafraum zu Fall gebracht wurde, nur Schiedsrichter Manuel Gieseler wollte nichts gehört, geschweige denn gesehen haben und verzichtete deshalb auf den fälligen Elfmeterpfiff.

Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch starteten die Zehlendorfer in den zweiten Durchgang. Es sollte eigentlich alles nur eine Frage der Zeit sein, bis zum Führungstreffer. Zwei Minuten nach Wiederbeginn tauchte Louis-Nathan Stüwe am gegnerischen Tor auf, doch seinen Querpass wussten weder Marcel Czekalla noch Simsek zu verwerten. Stattdessen gab es in der 50. Minute  auf der anderen Seite die nächste kalte Dusche für die Gäste. Mehrmals sprang der Ball wie eine Flipperkugel durch den Zehlendorfer Strafraum, weder Carly noch die Abwehrspieler bekamen den Ball unter Kontrolle, schließlich war es Vygantas Zubavicius, der per Kopf das Spielgerät unter die Latte ins Tor bugsierte.

Der Spielverlauf war wieder total auf den Kopf gestellt, und als dann Zubavicius in der 66. Minute, nach weiten Abschlag und Kopfballverlängerung von Robben, zum zweiten Mal erfolgreich war, rieb man sich auf Zehlendorfer Seite verwundert die Augen. Mit einfachsten Mitteln gelang es Makkabi, den spielerisch überlegenen Gästen den Zahn zu ziehen.

Die Herthaner wollten sich aber noch nicht geschlagen geben und bestürmten weiter das gegnerische Tor, doch wie beim Handball umkurvten dabei die Zehlendorfer Akteure den Strafraum, fanden aber keine Lücke für einen erfolgreichen Abschluss. Die Lücken taten sich aber entsprechend für die Hausherren auf. Doch sowohl Robben (80./86.) wie auch Zubavicius (81.) fanden in Carly ihren Meister, der die Hoffnung der Blauen bis zum Schlusspfiff aufrecht hielt. Als dann noch Schiedsrichter Gieseler Sükrü Caliskan in der 87. Minute des Platzes verwies, war die zweite Auswärtsniederlage der Herthaner in Folge perfekt.

Am Ende des 13. Spieltages finden sich die Herthaner auf Tabellenplatz drei wieder. Am kommenden Sonnabend, 10. November, gibt es ein weiteres Spitzenspiel. Im Bezirksduell stehen sich der Tabellendritte, Hertha 03 und der Tabellenzweite, SFC Stern 1900 im Ernst-Reuter-Stadion gegenüber.

Hertha 03 spielte mit: Carly – Polster, Stüwe, Schedlinski, Steinert – Niroumand, Spork – Warwel (68. Altunkaynak), Wedemann (68. Calsikan), Czekalla – Simsek