Mit einer Crowdfunding-Aktion sammelt Schulsozialpädagoge Engin Vergili Geld für einen neuen Bandraum an „seiner“ Schule. Foto: Baumann

Seit 2009 ist der Schulsozialpädagoge Engin Vergili an der Giesensdorfer Grundschule tätig. Der Aufbau der musikalischen Arbeit an der Schule gehört zu seinen wichtigsten Aufgaben. „Es ist auch die Aufgabe, die mir am meisten Spaß macht“, erzählt der Pädagoge lächelnd. „Es ist toll zu sehen, wie die Kinder während der Proben aus sich herauskommen, wie sie kreativ werden und immer mehr Selbstvertrauen in ihr Können bekommen“. Momentan betreut Vergili zwei Musik-AGs, die jeweils zwischen einer und drei Stunden pro Woche zum Üben kommen. Es gibt dabei nur ein Problem – es gibt für die Kinder eigentlich keinen Raum, in dem sie ungestört proben können. Das möchte der Sozialpädagoge ändern – mit einer Crowdfunding-Aktion sammelt er Geld für die Herrichtung eines neuen, „eigenen“ Proberaumes.

Dort, wo der Hausmeister der Schule früher einmal wohnte und dann sein Büro hatte, sollen die Grundschulbands bald ungestört rocken können. Das ist zumindest der Plan. Doch bevor es soweit ist, werden erst einmal 60. 000 Euro für die Sanierung der ehemaligen Hausmeisterwohnung benötigt. „Die Räumlichkeiten sind groß und sind perfekt für einen Bandraum geeignet, doch sie müssen grundsaniert und vor allem schallgedämmt werden“, erklärt Vergili. Und das ist teuer. Doch dass seine AGs diesen Raum überhaupt bekommen, sei ein Riesenglück, erzählt der Schulsozialpädagoge. Die Schulleiterin, Frau Kiesner, habe sich ganz besonders dafür eingesetzt, dass diese Räumlichkeiten den AGs zur Verfügung gestellt werden. „Die einzige Voraussetzung ist, dass wir selbst das Geld für die Renovierung aufbringen“, so Vergili.

Das sei trotzdem sehr fair, erklärt er. Denn obwohl ein Schulsozialpädagoge an einer Schule arbeitet, gehören er selbst und seine Projekte nicht zum eigentlichen Schulbetrieb. In der Regel ist ein Schulsozialpädagoge bei einem gemeinnützigen Träger angestellt. So auch Engin Vergili, der Angestellter des Stadtteilzentrums Steglitz ist. Dieses Arbeitsmodell bringt es mit sich, dass der Sozialpädagoge, als ein externer Mitarbeiter, das Geld für solche besonderen Projekte selbst organisieren muss und dieses nicht von der Schule erhalten kann. „Als Teil eines gemeinnützigen Vereins sind wir stets auf Spenden angewiesen – so auch dieses Mal“, erklärt Vergili.

Noch sehen die Räumlichkeiten im Erdgeschoss der Giesensdorfer Grundschule furchtbar aus. Durch Spenden soll aber eine Grundsanierung möglich gemacht werden. Dann wird hier „gerockt“. Foto: Baumann

Auf die Frage, wo die Musik-AGs denn bisher geübt haben, erklärt Vergili die aktuelle Situation: „Natürlich verfügt die Schule selbst über einen Musikraum. Diesen nutzen wir zurzeit mit.“ Doch der Raum erfülle nicht die Anforderungen. Er sei nicht schallgedämmt. Die Proben dürfen also nur dann stattfinden, wenn kein Schulunterricht in der unmittelbaren Nähe des Raumes stattfindet. Da der Raum direkt unter dem Dach liegt, sei es dort zudem manchmal so heiß, dass die Proben abgesagt werden müssen. Das schwierigste sei aber, dass der Raum in erster Linie für den Musikunterricht der Schule vorgesehen sei. Das bedeutet unter anderem, dass das Equipment der Band jedes Mal erst aufgebaut werden muss, bevor die Probe überhaupt beginnen kann. Nach der Probe müssen alle Instrumente wieder in der Ecke verstaut werden. „Allein für den Auf- und Abbau brauchen wir bestimmt eine Viertelstunde. Wenn man das aufs Jahr rechnet, kommen viele Stunden zusammen, in denen wir hätten proben und einige neue Lieder schreiben könnten“, so Vergili.

Nach jeder Probe müssen die Musiker der Band-AG ihr Equipment in die hinterste Ecke des Musikraumes verstauen, um es bei der nächsten Probe wieder herauszuholen. Foto: Baumann

„Ein neuer Raum würde für uns vor allem Unabhängigkeit bedeuten – wir könnten jederzeit proben, die Instrumente würden an ihrem Platz stehen bleiben können, wir müssten nicht befürchten, dass unsere Proben ausfallen, weil der Raum von der Schule gebraucht wird.“ Doch es geht noch weiter. Der Raum soll nämlich nicht nur den Musik-AGs der Giesensdorfer Schule zugutekommen. „Wir planen den Raum auch für weitere Musik-Projekte aus Steglitz zur Verfügung zu stellen“. So ist bereits jetzt eine zukünftige Kooperation mit den Musik-Projekten der Mercator-Schule angedacht. Weitere Kooperationen sollen folgen.

„Doch erst einmal muss das Geld für die Sanierung zusammenkommen“, so Vergili. Er sei aber zuversichtlich: „Die ersten Spenden sind bereits eingegangen. Es waren Summen zwischen fünf und 500 Euro dabei“, erzählt er. „Ich bin sicher, dass es in Steglitz-Zehlendorf viele Menschen gibt, die den Wert der musikalischen Arbeit für Kinder kennen und schätzen und deshalb auch den Wert unseres Projekts erkennen.“ Und die Kinder seien jetzt schon voller Vorfreude auf ihren neuen, ganz „eigenen“ Raum, in dem sie „ordentlich rocken“ können.

Wer das Projekt unterstützen möchte, findet alle weiteren Informationen unter www.betterplace.org/de.

(eb)