Wettkampf im Tauziehen beim Sportfest der britischen Berlin Brigade im Juli 1993. Foto: Crown Copyright

Berlin ist eine sportliche Stadt. Es gibt wohl keine Sportart, die hier nicht ausgeübt werden kann. Zu verdanken ist das auch den Alliierten Mächten nach dem Zweiten Weltkrieg. Baseball, Football, Polo haben die Berliner erst durch die Besatzer kennengelernt, den Bolzplatz in Gatow und das Sportcenter am Hüttenweg sind ihnen zu verdanken.

Das AlliiiertenMuseum an der Clayallee widmet sich mit der Ausstellung „Fair Play – Die Alliierten und der Sport“ diesem „wissenschaftlichen Neuland“, wie Museumsleiterin Dr. Gundula Bavendamm sagte. Eröffnet wurde die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Sportmuseum entstanden ist, am Dienstagabend.

Zwei Fragen widmet sich die Schau, erläuterte Bavendamm die Konzeption. Zum einem die nach der Bedeutung des Sports für die alliierten Soldaten in Berlin, zum anderen nach der Funktion des Sports als Bindeglied zwischen den Westmächten und den Berlinern.

Sport war für die in Berlin stationierten Soldaten Teil des militärischen Alltags, während des Dienstes wurde trainiert, um für den Einsatz fit zu sein, erklärte Kuratorin Corinna Schmidt. Zum Beispiel habe es Übungen mit dem Ball gegeben, die die Soldaten dafür trainierte, Kanonenkugeln nachzuladen. Aber auch in der Freizeit wurde Sport getrieben, um die Moral zu heben, um die Soldaten sinnvoll zu beschäftigen, aber auch, um eine Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten. „Link with home“ nennen die Ausstellungsmacher diesen Teil der Schau. Dieser „Link“ wurde etwa geschaffen durch Sportteams, die gegeneinander antraten, aber auch durch Cheerleadergruppen, wie sie bei Sportveranstaltungen in Amerika so typisch sind.

In der sportlichen Betätigung der Soldaten habe es einen „starken Wettkampfgedanken“ gegeben, erklärte Bavendamm. Schon im September 1946 gab es die erste „European Allied Field Championship“ im Olympiastadion, bei der 17 Nationen antraten. Allerdings keine Sportler aus der Sowjetunion, weiß Bavendamm. Dabei spielte die Rote Armee in den ersten Monaten nach Ende des Krieges eine entscheidende Rolle. Die ganze Stadt stand zunächst unter Kontrolle der Sowjets. Die verboten – im Zuge des Verbots der NSDAP und aller Unterorganisationen – sämtliche Sportvereine. Der Sport in der Stadt wurde vollkommen neu organisiert. Vor allem bestimmte Sportarten, wie Segeln und Boxen, waren verboten. Die Alliierten hatten Angst vor paramilitärischen Sportgruppen – eine Erfahrung aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.

Für die Amerikaner war Sport auch Teil der Reeducation, sie wollten den Berlinern „sportlich die Werte der demokratischen Zivilgesellschaft vermitteln“, erklärte Schmidt. Es entstanden Youth Activity Clubs, bei denen Sport und vor allem das Fair Play im Mittelpunkt standen. Auf Freiflächen lernten die Jugendlichen Basketball auf eine neue Weise kennen, erzählten Bavendamm und Schmidt, die viele Geschichten und Exponate der Ausstellung Zeitzeugen zu verdanken haben. So etwa Chucks aus dem PX, dem Einkaufszentrum für US-Soldaten, die Gerhard Schmidt zur Verfügung stellte. Eine Seifenkiste von 1950 wurde sogar extra aus dem Taunus geholt, um sie den Ausstellungsbesuchern zu zeigen. Dazu gibt es Fotos und Filme von sportlichen Ereignissen in der Stadt, etwa von den 25 Kilometre de Berlin von 1981 – heute bekannt als die Big 25 –, der Tour de France, die 1987 Station in Berlin machte und der Polo-Weltmeisterschaft von 1989.

Die Museumsleiterin ist selbst begeistert von dem Filmmaterial. Die Sportveranstaltungen sähen manchmal so britisch oder so amerikanisch aus, dass man vergessen könnte, dass man in Berlin ist. „Das macht Spaß“, so Bavendamm.

Viele kleine Besonderheiten gibt es in der Schau zu sehen, die vom Büro Duncan McCauly gestaltet wurde. Etwa ein hölzerner Pokal von 1946, eine Jogging Map, die am Hüttenweg lauffreudige Amerikaner und Berliner die schönsten Strecken zeigte, und eine Cheerleader-Animation. Sogar zum Mitmachen lädt die Ausstellung ein, ein Kickertisch wartet nur darauf, dass man an ihm den Ball fliegen lässt.

Die Ausstellung „Fair Play – Die Alliierten und der Sport“ ist bis 8. April 2013 täglich außer mittwochs von 10 bis 18 Uhr im AlliiertenMuseum zu sehen. Zur Schau gibt es ein Begleitbuch sowie einen kostenlosen Flyer, der die Exponate erklärt. Auch ein Rahmenprogramm ist geplant. Dazu gehört am 12. August ein großen Sport- und Spielfest sowie am 8. September ein Basketball-Turnier.

(go)