Bernkastler Platz Lankwitz

Bernkastler Platz in Lankwitz Foto: Landesdenkmalamt Berlin

Menschentrauben an den Bushaltestellen am Rathaus Lankwitz, lärmender Verkehr auf der Leonorenstrasse. Der Blick auf das alte Gebäude gegenüber ist meist kurz, eher zufällig: Ein ehemaliges Wohnhaus, heute eine Jugendfreizeiteinrichtung, 1913/14 vom Lankwitzer Gemeindebaurat Fritz Freymüller realisiert. Ein Solitär mit Vorplatz und rundem Dach. Sieht aus wie eine „Käseglocke“ und wird auch so genannt. Der Bus kommt. Keine Zeit. Schade.

Hinter der „Käseglocke“, direkt am Bahndamm, liegt verborgen eine kleine Parkanlage, der Bernkastler Platz. Ein Kleinod, vergessen und nur wenigen bekannt?

1910-1914 auf einem dreieckigen Gelände angelegt, wurde der parkähnliche Stadtplatz ganz im Stil der Schmuckplatz-Epoche um die Jahrhundertwende angelegt.

Trotz vieler Veränderungen ist noch heute die streng geometrische Gestaltung erhalten und einige historische Elemente sind wieder instandgesetzt.
Um den Platz führt ein Weg mit flankierenden Säulen-Pappeln. Die breite Nordostseite wird durch eine gebogene weiße Holzpergola gerahmt. Ein ovales Wasserbecken aus Klinkern mit begleitenden Sitzbänken lädt zum Verweilen ein. Davor liegt eine zentrale Rasenfläche, von bogenförmig verlaufenden Wegen umschlossen. Sie treffen auf eine Mittelachse mit Statuetten, die Kinder mit Tieren darstellen. Die Achse, von bandartigen Rosenbeeten begleitet, führt auf die spitzwinklige Südseite des Platzes und endet mit einem Rosenbogen.

Bernkastler Platz Heimatarchiv Steglitz

Fontäne auf dem Bernkastler Platz Foto: Heimatarchiv Steglitz

An der Spitze steht die „Käseglocke“. Die repräsentative Villa war der effektvolle Abschluss des Platzes und unterstreicht den barockisierenden Charakter der Anlage.

Im Erdgeschoss öffnete sich ehemals ein Tordurchgang durch die Mittelachse zum Vorplatz an der heutigen Leonorenstrasse und gewährte Einblick in die Gartenanlage. Der Bernkastler Platz, im sogenannten Weinviertel gelegen und nach einem bekannten Anbaugebiet an der Mosel benannt, zeigt seine Gestalt im historisierend-repräsentativen Geist der Wilhelminischen Zeit. Und bildete eine Einheit mit dem reich geschmückten Rathaus (1911) sowie dem ehemaligen nicht minder attraktiven Bahnhofsgebäude (1895) und dessen Vorplätzen.

Die Anlage schirmte die angrenzenden, mehrstöckigen Miethäuser vom Bahndamm ab, deren Fassaden nach Vorbildern englischer Gartenstädte gestaltet waren. So sollte das wohlhabende Bürgertum aus Berlin in die Gartenstadt Lankwitz angelockt werden, eine aufstrebende Gemeinde mit Bahnanschluss: „Eben noch im Häusermeer, in der Weltstadt Tosen. Zehn Minuten hinterher, bunt umblüht von Rosen (Max Stempel, 1911).“

Der Platz diente der Erholung, dem Spiel und Sport seiner bürgerlichen Besucher: „In glücklicher Weise ist hier eine Lust zu sehen, wie die Jugend, unbekümmert um die aufsteigende Wassersäule der Fontäne, hier ihre Schiffchen schwimmen lässt und sich munter in der Sonne spielenden Goldfischchen erfreut, wie die Kleinsten fröhlich im Sande buddeln und die Älteren ihren mannigfachen Sport treiben (Gemeindeverwaltung Berlin-Lankwitz 1914,
Ortsbeschreibung und Ratgeber bei der Wahl des Wohn- und Ruhesitzes).“

Rosenbogen Bernkastler Platz Lankwitz

Rosenbogen Bernkastler Platz in Lankwitz Foto: Landesdenkmalamt Berlin

Dekorative, symmetrisch angelegte Schmuckbeete mit üppigem Blütenflor gibt es heute leider nicht mehr. Keine kleinen Matrosen mit ihren Schiffchen. Auch die Verbindung zum Rathaus und Bahnhof besteht nicht mehr, der Tordurchgang ist zugemauert. Spielen ist noch möglich. Auch Bolzen, aber seit 2016 gerichtlich eingeschränkt. Der Ruhe wegen. Preußisch, nach Gesetz und Ordnung.

Wenn das Wasserbecken im Sommer wieder gefüllt ist, die wenigen Rosen blühen, dann lohnt es, auf der Bank an der Pergola sitzend, den Blick über das glitzernde Wasser zum Parkhaus – der Käseglocke – schweifen zu lassen. Immerhin, doch ein Kleinod.

Uwe Schmohl

Denkmalschutzbehörde