In Parks Rangs sieht Bezirksbürgermeister Norbert Kopp die große Herausforderung für das neue Jahr. Foto: Gogol

Das neue Jahr gibt Gelegenheit zu schauen, wie das alte gelaufen ist, aber auch, welche Herausforderungen die kommenden zwölf Monate bringen. Auch in Steglitz-Zehlendorf gibt es wichtige Themen, wie der Wohnungsbau und die Schulsanierung. Darüber sprach SN-Redakteurin Simone Gogol mit Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU).

Herr Kopp, in den vergangenen Monaten war Wohnungsbau ein großes Thema im Bezirk – die Grundsteine für die Truman-Plaza und dahlem paradise wurden gelegt, demnächst beginnen die Arbeiten am Oscar-Helene-Heim? Wie viele neue Wohnprojekte verträgt Steglitz-Zehlendorf?

Norbert Kopp: Wir freuen uns natürlich über den Bevölkerungszuwachs. Es sind ja im Wesentlichen Familien, die in den Bezirk ziehen. Die drei genannten Projekte sind wichtige Standorte, an denen mindestens 500 neue Wohnungen entstehen werden. Wir haben allerdings auch Bereiche, wo eine mittelgroße Anzahl von neuen Wohnungen entsteht. Wir werden beispielsweise den Bebauungsplan zum Urselweg verabschieden, wir haben die Leonorengärten in Lankwitz. Das sind verschiedene Angebote für Familien, darüber freuen wir uns natürlich.

In der Öffentlichkeit diskutiert werden ja meist die großen Projekte, die eine bestimmte Klientel ansprechen. Was ist mit Menschen mit weniger Einkommen? Entstehen da auch Angebote?

Kopp: Das ist das, was derzeit vom Land Berlin forciert wird. Es wird in Zukunft auch Projekte in Steglitz-Zehlendorf geben. Beispielsweise an der Kaiser-Wilhelm-Straße, wo die degewo aktiv wird. Es sind meist die städteeigenen Wohnungsbaugesellschaften, die den entsprechenden Wohnraum schaffen und dafür auch Grundstücke vom Land Berlin zur Verfügung gestellt bekommen. Da gibt es auch eine ganze Reihe von Grundstücken in Steglitz-Zehlendorf – Kaiser-Wilhelm-Straße, Steglitzer Damm und Dessauer Straße.

Die von ihnen genannten Projekte liegen ja eher in Steglitz, die hochwertigen, teuren in Zehlendorf. Muss man da eine Spaltung des Bezirks befürchten?

Kopp: Nein! Das sind Klischees. Natürlich haben wir bestimmte Wohnbereiche, die attraktiv sind. Die gibt es auch in Steglitz, beispielsweise Lichterfelde West und Lichterfelde Ost. Das hängt letztendlich vom Wohnungsbaustandort ab, was dort möglich und was auch zulässig ist. Wir haben in Steglitz schwerpunktmäßig Geschosswohnungsbau – die preiswerteren Wohnungen sind eher in mehrstöckigen Gebäuden. Während wir in Zehlendorf Nutzungsmaße haben, die in Richtung Einfamilienhäuser gehen.

Zum Wohnungsbau gehört auch immer die Infrastruktur. Aber gerade was die Schulen betrifft, gibt es im Bezirk einen Sanierungsstau. Der Bezirkselternausschuss hat sogar einen langen Wunschzettel verfasst. Wie geht das weiter, wenn immer mehr Schüler dazu kommen?

Kopp: Senat und das Abgeordnetenhaus haben ja dankenswerterweise das Schulanlagen-Sanierungsprogramm aufgestockt. Berlinweit werden im neuen Jahr 64 Millionen – also das Doppelte an Geld – zur Verfügung stehen. So dass wir in der Lage sind, eine ganze Reihe von Schulen zu sanieren. Darüber hinaus gibt es auch Neubautätigkeiten. So wird beispielsweise am Arndt-Gymnasium neu gebaut, wir werden eine Sporthalle an der Grundschule am Karpfenteich und an der Goethe-Schule errichten. Beides kommt zusammen: auf der einen Seite Sanierungsnotwendigkeiten, auf der anderen Seite investive Maßnahmen. Wobei wir auch auch bemüht sind, zusätzlich Mittel einzuwerben, so wie am Gymnasium Steglitz über das Umweltentlastungsprogramm, um so auch energetische Sanierungen durchzuführen.

Wird es neue Schulen geben?

Kopp: Es wir keine neuen Schulstandorte geben. Die Max-von-Laue wird erweitert, ebenso das Arndt-Gymnasium. Das ist jeweils eine Erweiterung auf Vierzügigkeit.

Wie sieht es mit den noch kleineren Kindern aus? Ab 1. August gibt es einen Rechtsanspruch auf Betreuung für unter Dreijährige. Wie steht es um Plätze in Steglitz-Zehlendorf?

Kopp: Das kann die zuständige Bezirksstadträtin, Christa Markl-Vieto, ausführlicher beantworten. Mein Eindruck ist, es gibt Bereiche, wo wir ausreichend Plätze zur Verfügung stellen können, es gibt aber auch Regionen im Bezirk, wo Nachholbedarf ist.

Wo ist das?

Kopp: Nachholbedarf gibt es insbesondere im Steglitzer Bereich.

Kurz vor Ende des Jahres kam ja noch einmal das Thema Sanierung des Rathauses Zehlendorf aufs Tapet. Wie wird es denn da jetzt weiter gehen?

Kopp: Es war ja keine Grundsanierung geplant, sondern eine energetische. In dem Zusammenhang sind dann Aspekte aufgekommen, wie beispielsweise mangelnder Brandschutz und dergleichen, die wir natürlich angehen müssen. Wenn Sie sich im Rathaus umsehen, sehen Sie, dass wir im vergangenen Jahr neue Brandschutztüren eingebaut haben. Wir werden in diesem Jahr die Bauteile B und E brandschutztechnisch ertüchtigen. Vorrangig ist jetzt, die Ansprüche an den Brandschutz zu erfüllen. Das werden wir schrittweise aus der baulichen Unterhaltung heraus tun. Große Sprünge können wir uns nicht erlauben. Es wird so sein, dass wir auch weiterhin von der Substanz leben. Was im Interesse der Öffentlichkeit aber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendig ist, ist die Sanierung der Sanitäranlagen. Die stammen zum Teil noch aus der Bauzeit. Aber das können wir nur schrittweise machen. Um die Mittel zur baulichen Unterhaltung – das sind knapp zehn Millionen Euro – da konkurrieren natürlich alle. Da können wir nicht den Großteil ins Rathaus stecken, sondern müssen auch in den Schulen und den Jugendfreizeiteinrichtungen die bauliche Unterhaltung sicherstellen.

Geld ist ja bei dem allen ein wichtiger Faktor. Mitte des Jahres wurde die vorläufige Haushaltsführung aufgehoben. Können dringende Projekte jetzt leichter angegangen werden?

Kopp: Der Doppelhaushalt 2012/13 ist beschlossen worden und wir haben für das zweite Haushaltsjahr eine neue Zuweisung bekommen, so dass wir gezwungen waren, weitere Einsparungen vorzunehmen. Es ist nicht so, dass wir mehr Geld zur Verfügung haben, sondern eher weniger als 2012. Und das bei steigenden Energiekosten. Noch mussten wir keine Einrichtungen schließen – das haben wir gerade so hinbekommen.

Wo gibt es denn noch Einsparpotenziale im Bezirk?

Kopp: Beim Personal. Wir sind ja gezwungen, in den nächsten Jahren noch mindestens 55 Vollzeitäquivalente abzubauen. Aber irgendwann ist dann auch die Grenze erreicht.

Dann sind die neuen Wohnprojekte sicher auch gern gesehen, weil sie neue Steuerzahler in den Bezirk bringen?

 Kopp: Die Bezirke haben keine Steuereinnahmen. Die gehen alle ans Land Berlin, und wir bekommen eine Globalsumme zugewiesen. Dabei spielt die Bevölkerungszahl nur manchmal eine Rolle. Dagegen steht der sogenannte Wertausgleich, so dass Steglitz-Zehlendorf nicht für alle Einwohner Zuweisungen erhält. So werden beispielsweise nicht alle Schulplätze bei uns finanziert – weil gesagt wird, hier wohnt das Bildungsbürgertum, die haben alle hohe Einkommen. Da wird dann vergessen, dass die Schülerinnen und Schüler aus Steglitz-Zehlendorf einen Rechtsanspruch darauf haben und wir als Bezirk alle Plätze vorhalten müssen, die aber nicht finanziert bekommen. Und so ist das auch bei Investitionen, die wir nicht entsprechend unserer Bevölkerungszahl zugewiesen bekommen. Also nicht für knapp 300.000 Einwohner, sondern nur für 200.000. Während Neukölln mit seinen etwas über 300.000 Einwohnern Geld für 400.000 bekommt.

Im vergangenen Jahr nahm das Regionalmanagement seine Arbeit auf, …

 Kopp: Ein tolles Projekt, über das ich mich sehr freue. Seit dem 1. Oktober haben wir jetzt drei Mitarbeiter, mit wichtigen Aufgaben. Zum einen, das Technologie- und Gründerzentrum an der Fabeckstraße voranzubringen, zum anderen eine Marke „Berlin Südwest“ zu entwickeln, und als drittes sind es die möglichen Nachfolgenutzungen von Liegenschaften. Das Bundesinstitut für Risikobewertung wird den Bezirk verlassen, die Dahlemer Museen mittelfristig – dafür muss man entsprechende Nachnutzungskonzepte entwickeln. Heckeshorn liegt auch noch da.

Das Projekt läuft über drei Jahre, mit einem Volumen von 750.000 Euro, wobei 80 Prozent der Summe sogenannte GRW-Mittel (Fördergelder aus dem Programm Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“; Anm. d. Red.) sind, und 20 Prozent Ko-Finanzierung aus dem Bezirkshaushalt.

Drei Jahre scheinen eine sehr kurze Zeit zu sein, gerade um das TGZ voranzubringen.

 Kopp: Ich glaube schon, dass man das in den drei Jahren schaffen kann – wenn man sich auf Landesebene bewegt. Es gibt eine Voruntersuchung von vor zwei Jahren, die deutlich macht, dass sich das wirtschaftlich trägt. Woran es jetzt hauptsächlich hakt, ist die Grundstücksfrage. Wir wollen, dass es an dem Standort an der Fabeckstraße stattfindet. Auf der anderen Seite hat der Finanzsenator andere Vorstellungen mit dem Grundstück. Er will es zugunsten der Charité vermarkten, um aus den Mitteln die Sanierung des Bettenhauses zu finanzieren. Aber ich hoffe natürlich, dass mit der Neuausrichtung der Liegenschaftspolitik solche Dinge wie das TGZ dann Vorrang haben werden vor einem maximalen Erlös aus dem Verkauf.

2013 müssen wir zu Grundsatzentscheidungen kommen. Ich verspreche mir Unterstützung durch die neue Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer, die in ihren bisherigen Ausführungen deutlich machte, dass sie solche Dinge für wichtig erachtet. Ich hoffe, dass wir sie von diesem Projekt überzeugen können. Wenn wir Frau Yzer mit im Boot haben, dann hat es gute Chancen.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen, die 2013 auf den Bezirk zukommen?

 Kopp: Das ist die Entwicklung in Lichterfelde Süd. Da wird man sich verständigen müssen mit der Senatsverwaltung, wie viele Wohneinheiten dieser Standort verträgt. Der Bezirk sagt allenfalls 2.000 Wohneinheiten, die Senatsverwaltung spricht eher von 3.000 und mehr. Es ist also notwendig, sich in diesem Jahr darüber zu verständigen, welche Potenziale der Wohnstandort hat und dann den Flächennutzungsplan anzupassen. 2013 und 2014 müssen die Jahre sein, in denen die Planungsvoraussetzungen geschaffen werden, so dass 2015 der erste Spatenstich sein kann.

Große Teile des Gebietes hat sich die Natur zurück geholt und wir wollen, dass davon möglichst viel erhalten bleibt. Auch dazu wird ein Diskussionsprozess notwendig sein.

Vielen Dank für das Gespräch.