Zugeparkt sei die Marshallstraße regelmäßig, Autos behinderten sich gegenseitig, klagen die Anwohner. Foto: Gogol

Zugeparkt sei die Marshallstraße regelmäßig, Autos behinderten sich gegenseitig, klagen die Anwohner. Foto: Gogol

Dass ein neues Quartier mit Wohnungen und Geschäften auch mehr Verkehr mit sich bringt, erleben gerade die Anwohner rund um die Marshallstraße. Fünf Morgen heißt das Projekt, das an der Clayallee entsteht. Noch stehen gar nicht alle Häuser, doch schon jetzt berichten die Nachbarn von teilweise chaotischen Zuständen. Matthias Bieberstein wandte sich mit einer E-Mail an die StadtrandNachrichten, in der er über die Verkehrssituation an der Marshallstraße schreibt. Hier sein Bericht:

„Die Verkehrssituation ist Anwohnern rund um die Dahlemer Marshallstraße schon länger ein Dorn im Auge. Mit Eröffnung des Reichelt-Marktes auf der ehemaligen Truman Plaza sowie der Frequentierung der Madonna-Muckibude im selben Haus sind selbst ausgewiesene Parkverbotszonen wie an der Ecke Argentinische Allee/ Marshallstraße kein Hinderungsgrund mehr, Sicht- und Laufachsen zu behindern. Mit dem Einzug der ersten Mieter in die Wohnanlage Fünf Morgen wurde die Situation nicht gerade besser, wenngleich wohl die meisten Neubewohner ihre SUVs irgendwie in die schmalen Tiefgarageneinfahrten quetschen. Bis 20 Uhr ist die Marshallstraße prinzipiell zugeparkt – beidseitig versteht sich. Natürlich auch vor und gegenüber dem Jugendclub. Am Nachmittag des 3. März kam es nun zu einer potenziell gefährlichen Situation. Ein Lkw war in der Marshallstraße in Richtung Stewardstraße unterwegs und wurde in Höhe des Jugendclubs ausgebremst. Grund: zwei entgegenkommende Pkw. Da beide Straßenseiten beparkt waren, war eine Vorbeifahrt nicht möglich. Während sich nun der erste Pkw-Fahrer abmühte, sein Gefährt quer in eine Einfahrt zu versetzen, suchte der zweite vergeblich eine Lücke. Rückwärts wäre vielleicht noch möglich gewesen, wenn nicht in der Zwischenzeit ein dritter Pkw-Fahrer trotz guter Sicht in die Engstelle hinein gefahren wäre. Als er erkannte, dass sein Vordermann verzweifelt in eine sich bietende Lücke rückwärts setzen wollte, musste auch er einsehen, dass es keine gute Idee war, in die Engstelle zu fahren. Zumal inzwischen Pkw Nummer vier im Weg stand. Immerhin: Letzterer setzte soweit zurück, dass ein Abbiegen in die Stewardstraße von beiden Richtungen her möglich gewesen wäre. War es aber nicht, da nun ein Rettungswagen mit Signal und Blaulicht von der Argentinischen Allee einbog. Wer nun gedacht hätte, dass sich Pkw Nummer vier aus dem Staub macht (z.B. in die Stewardstraße ausweicht), hat sich getäuscht. So stand der RTW in Sichtweite der winkenden Hilfesuchenden vom Jugendclub unendliche drei Minuten unbewegt, bis sich das Knäuel vor dem Club dahin gehend aufgelöst hatte, dass der Lkw endlich durchkam und seinerseits in die Stewardstraße einbiegen konnte. Pkw Nummer vier blieb natürlich dennoch stehen, der RTW musste um ihn herum, nahm fast noch den Kotflügel eines in den Kreuzungsbereich hineinragend parkenden Kleinwagens eines Pflegedienstes mit und erschien endlich am Einsatzort. Hoffen wir, dass die Zeitverzögerung keine Auswirkung auf das Opfer hatte.

Dieser Vorfall kann ein Argument für eine prinzipielle Verkehrsberuhigung zumindest vor dem Jugendheim sein. Dort macht die Marshallstraße einen Bogen, in dem möglicher Gegenverkehr schlecht und spät zu erkennen ist. Und wer glaubt, Tempo 30 würde ausreichen, sollte sich tagsüber mal eine Stunde vor den Jugendclub stellen und die Verkehrslage beurteilen. Zumindest sollte über ein Parkverbot auf der Fünf-Morgen-Seite nachgedacht werden, damit die Straße von beiden Seiten besser einsehbar ist und ein Stau wie zuletzt nicht mehr vorkommt.“

Michael Karnetzki (SPD), Bezirksstadtrat für Verkehr und Ordnung, weiß um die Situation an der Marshallstraße aus Erzählungen anderer Anwohner. Doch aus Sicht seines Ordnungsamtes ist die Straße nicht besonders auffällig. „Der Allgemeine Ordnungsdienst hatte im vergangenen Jahr nur vier und in diesem Jahr erst einen Einsatz wegen zugeparkter Einfahrten dort, übrigens alle wegen der gleichen Einfahrt. Nach Einschätzung der Straßenverkehrsbehörde besteht in der Marshallstraße kein Defizit in der Verkehrssicherheit und -ordnung“, antwortet er auf Nachfrage der StadtrandNachrichten. Da dort bereits Tempo 30 gelte und auf beiden Seiten geparkt werden kann und wird, seien die Autofahrer gezwungen langsam zu fahren und an geeigneter Stelle zu warten. Zudem verweist Karnetzki auf die vorhanden Tiefgaragen und weitere Stellplätze. „Der Parkdruck in der Marshallstraße ist vergleichbar mit vielen anderen Nebenstraßen in Berlin. Ich sehe daher aktuell keinen Anlass und keine Möglichkeit für weitere straßenverkehrsbehördliche Maßnahmen“, fasst der Bezirksstadtrat zusammen.

Zu möglichen Fehleinschätzungen bei der Planung hatten die StadtrandNachrichten bei Bezirksstadtrat Frank Mückisch (CDU), zuständig für das Ressort Stadtplanung, angefragt, bisher aber keine Antwort erhalten. In einer ersten Reaktion hatte Karnetzki ebenfalls auf seinen Amtskollegen verwiesen, aber auch erklärt, dass es im Rahmen des Bebauungsverfahrens der Truman Plaza ein Verkehrsgutachten gegeben habe. „In der Begründung des von der BVV (Bezirksverordnetenversammlung, Anm. d. Red.) beschlossenen Bebauungsplans wurde die Anzahl der neu angelegten Stellplätze jedoch als angemessen und ausreichend für das Sondergebiet angesehen“, so Karnetzki. Allerdings sei in die damalige Untersuchung nur der westliche Teil der Marshallstraße, als hin zu den Grundstücken des neuen Wohngebietes, berücksichtigt worden.