„Flamenco trifft Schiller“ mit Uwe Neumann und Georg Kempa. Foto: fpd

Beide sind Energiebündel: das Flamencospiel des Gitarristen Georg Kempa und die in den Balladen gebündelte Kraft des Wortes, präsentiert vom Schauspieler Uwe Neumann.

Die Männer lernten sich vor ein paar Jahren in der Kantstraße kennen, sind Nachbarn und entwickelten eine gemeinsame Leidenschaft: Balladen der Klassik mit klassischen Flamencotanzstücken zu kombinieren. Daraus erwuchs ein harmonisches Ganzes, das beide Künstler in ihrem Gastspiel in der kleinen Steglitzer alpha-nova-theaterwerkstatt in der Albrechtstraße 28 am 23. Juni präsentierten.

Ein spannender Abend, denn die Nähe zum Zuschauer verfehlte ihre Wirkung nicht: Uwe Neumann rezitierte stimmlich und körperlich übereinstimmend mal gewaltig zischend die Gischt des Meeres beim Taucher, verstärkt durch die „gitarristische Brandung“, ein anderes Mal zurückhaltend zärtlich, während der Handschuh in den Ring fiel, wiederum kraftvoll fest, als es um die Treue und Freundschaft in der Bürgschaft ging.

Georg Kempa passte einfühlsam die Klänge seiner Gitarre dem Duktus und der Stimme seines Partners an und gastierte zwischen den einzelnen Balladen mit der Darbietung verschiedener Flamencosoli: Fandango, Soleares, Bulerias. So gelang eine harmonische Symbiose aus stimmlichem und musikalischem Klangkörper.

Damit die Schiller-Balladen den Zuschauer in ihrer Wucht nicht überwältigten, entschleunigte Uwe Neumann sie durch einige andere Werke, zum Beispiel von Fontane (Die Brücke am Tay), Heine (Waldeinsamkeit) und Mörikes Gedicht Trost, durch eine Fabel La Fontaines und Zwischeninformationen zur Beziehung von Schiller und Goethe, denn auch er wurde mit dem Zauberlehrling und einigen anderen Balladen geehrt.

Goethes Morgenklagen (das Bedauern, dass die angebetete Christiane Vulpius nicht zum morgendlichen tête à tête erschien) erfuhren eine rhythmisch neue Veränderung: Das ursprünglich zehnsilbige Versmaß mit fünf Hebungen wurde metrisch auf 16 Takte zum Blues hin verändert und erhielt so eine andere mitreißende Betonung.

Der Besuch des kleinen Theaters war sehr lohnenswert. Das Gastspiel bot ein hohes Niveau und ein hohen Spannungsbogen.

In der alpha-nova-Theaterwerkstatt finden öfter derartige Gastspiele statt. Die Regisseurin Gudrun Krienke ist hier seit fünf Jahren ansässig und leitet eine altersgemischte Schauspielertruppe. Bei der Auswahl der Stücke ist ihr der Bezug zum Weltgeschehen wichtig. So ist es nicht verwunderlich, dass das nächste Stück Nathan der Weise ist und am 23. September Premiere hat.

Weitere Informationen gibt es unter www.alpha-nova-werkstatttheater.de.

fpd