„Mosca und Volpone“ Schlosspark Theater. Foto: Baumann

Der reiche Kaufmann Volpone liegt im Sterben. Zumindest lässt er das Gerücht von seinem Diener Mosca überall verkünden. Und schon stehen die „alten Freunde“ auf seiner Matte und wollen an sein Erbe. Doch Volpone nimmt sie aus. Ein Narrenspiel um Erbschleicherei, Neid und Gier beginnt …

Obwohl das Stück bereits seit einigen Wochen im Schlosspark Theater läuft, war auch am vergangenen Freitag, 12. Januar, der Saal komplett ausverkauft. Kein Wunder – spielt doch der Hausherr selbst mit. Als schlitzohriger Diener Mosca zieht Dieter Hallervorden alle Strippen und behält am Ende sowohl finanziell als auch moralisch die Oberhand.

Mit „Mosca und Volpone“ bringt der Intendant Dieter Hallervorden erstmals eine Komödie in der Tradition der Commedia dell’arte auf die Bühne seines Theaters. Die Komödie „Volpone“ wurde 1606 vom englischen Bühnenautor Ben Jonson, einem Zeitgenossen von William Shakespeare, verfasst. 1926 wurde sie von Stefan Zweig überarbeitet. Diese überarbeitete Version diente dem Regisseur Thomas Schendel für seine eigene Fassung von „Mosca und Volpone“ als Vorlage, die nun im Steglitzer Schlosspark Theater aufgeführt wird. Unter seiner Regie spielen unter anderem Mario Ramos den „sterbenden“ Volpone, Oliver Nitsche den Notar Voltore, Franziska Troegner die Kurtisane Canina, Karsten Kramer den Kaufmann Corvino und Dieter Hallervorden den umtriebigen Diener Mosca. In weiteren Rollen sind Jonathan Kutzner, Anja Gräfenstein und Georg Tryphon zu sehen.

Im Zentrum des Geschehens steht nicht wie in der ursprünglichen Fassung der gierige Venezianer Volpone, der sich todkrank gibt, um seine „Freunde“ – heuchlerische Erbschleicher – zu täuschen und um ihr Gold zu erleichtern, sondern sein Diener Mosca, der die nach Geld lechzenden Geier zum Narren hält.

Der wohlhabende Volpone ist nicht verheiratet, hat keine Kinder. Dafür hat er eine Truhe voll Gold. Dieses hütet er wie sein Augapfel. Kaum ein Cent wird ausgegeben, denn man soll es still beieinandersitzen lassen, blinken lassen soll man es, belehrt er seinen Diener. „Dann kommen die Menschen schon selbst und bieten dir alles an: Die Frauen kriechen in dein Bett und die Männer dir woanders rein, die Banken leihen dir und die Dichter umschmeicheln dich. Nur riechen brauchen sie’s, schon recken sie die schiefen Hälse. Und nur riechen darf man sie daran lassen, diese Schurken, vor Gier verlieren sie den Verstand, werden trunken und fallen dir in die Hand wie Mücken ins Feuer.“

Bild: DERDEHMEL/Urbschat

Und so lässt der durchtriebene Volpone seine „Freunde“ an seinem Gold „riechen“. Jedem verspricht er, ihn zu seinem alleinigen Erben zu machen. Um sich dem „Todkranken“ besser in Erinnerung zu rufen, überhäufen sie den „Sterbenden“ mit kostbaren Geschenken. Einer überlässt ihm sogar seine Ehefrau, in der Hoffnung der zu langsam Sterbende möge beim Liebesspiel verrecken. Und Mosca hält die Narren bei der Stange – eine Andeutung hier, ein Flüstern da – und schon tanzen sie nach seiner Pfeife. Am Ende trickst er sogar seinen Herren aus, der nun bettelarm fliehen muss.

Ein klamaukiges Stück, das durchaus sehenswert ist. Es macht Spaß, dem flotten Spiel der Darsteller zuzusehen. Wie nicht anders erwartet, gibt Hallervorden einen großartigen Mosca ab, der durchtrieben, verlogen und moralisch überlegen zugleich scheint. Auch Mario Ramos als Volpone und Franziska Troegner als Kurtisane Canina ziehen schauspielerisch alle Register und überzeugen in ihren Rollen.

Thomas Schendels „Mosca und Volpone“ könnte großartig sein, wäre da nicht der offene Sexismus, gewürzt mit billigen Frauenwitzen. Natürlich ist das Stück alt und schreibt die Frauenrolle der damaligen Zeit vor. Doch von einer in der heutigen Zeit überarbeiteten Fassung darf man einfach mehr erwarten. Bedauerlicherweise geht in Schendels Fassung die Rolle der Frauen nicht über die Befriedigung der Herren hinaus. Sie werden als billige Sexobjekte präsentiert – das Ganze mit zotigen Altherren-Witzen und obszönen Gesten unterstrichen. Dieses eine „Aber“ hinterlässt nach einem Abend, der hätte amüsant sein können, einen unappetitlichen Geschmack.

Doch man muss anmerken, dass ein Großteil des Publikums die Sexismus-Problematik allem Anschein nach nicht so eng sieht – beinahe jeder sexistische Witz wurde mit Applaus belohnt. Und am Ende wurden die Darsteller von nicht unerheblichem Teil des Publikums sogar mit stehenden Ovationen verabschiedet.

(eb)