„Vom Jäger zum Gejagten“, der Rollentausch ist den Zehlendorfern eindrucksvoll gelungen. Die Jagd auf den neuen Tabellenführer der NOFV Oberliga Nordost wurde durch den Brandenburger SC Süd 05 eingeleitet, doch der Favorit entledigte sich dieser Aufgabe mit Coolness einer großen Portion Selbstsicherheit und einem 0:4. Die Gäste waren dem Herausforderer spielerisch um Längen überlegen und auch die häufigen theatralischen Schauspieleinlagen der Brandenburger konnten weder die Gäste noch das Schiedsrichterkollektiv beeindrucken.

Wieder einmal war Trainer Markus Schatte zu diversen Umbaumaßnahmen in der Aufstellung gezwungen. Verletzungsbedingt musste er auf den Mittelfeldkurbler Maximilian Obst verzichten und beorderte deshalb den Defensivallrounder Dennis Dombrowe an die Seite von Darius Niroumand. Es ist anscheinend derzeit egal, wer wann wo spielt, die Räder greifen jedes Mal ineinander, wie bei einem Schweizer Uhrwerk.

Wie schon vor Wochenfrist, beim Gipfelsturm, ergriffen die Zehlendorfer sofort die Initiative. Sie legten einen erneuten Frühstart hin und hatten dadurch das weitere Spielgeschehen fast immer unter Kontrolle. Nachdem die Brandenburger Abwehr in der dritten Minute den Ball nicht entscheidend aus der Gefahrenzone schlagen konnten, fand das Objekt der Begierde den Weg zum freistehenden Niroumand, der mit einem gekonnten Außenristschlenzer das Leder an Torhüter Dennis Rahden vorbei ins lange Eck zirkelte.

Hertha 03 blieb weiter am Drücker und erspielte sich in der achten Minute die nächste Möglichkeit. Mentes‘ Distanzschuss konnte von Rahden nur mit großer Mühe abgewehrt werden. Der Zehlendorfer Dauerdruck führte zwangsläufig zu Fehlern in der heimischen Hintermannschaft. Ein dummes Foul von Modou Lamin Sanyang an Efräim Gakpeto führte schließlich in der 14. Minute zum unvermeidlichen Elfmeterpfiff durch Schiedsrichter Christian Allwardt (Kritzmow). Sicher und souverän traf Burak Mentes vom Punkt.

Erst nach diesem Zwei-Tore-Rückstand schienen die Domstädter aufzuwachen und versuchten ihrerseits, den Tabellenführer zu ärgern. Dabei haderten sie aber viel zu sehr mit den Entscheidungen der Unparteiischen. In der 22. Minute wurde lange ein angebliches Handspiel reklamiert, dabei ließ man aber Niclas Warwel, der sein 100. Meisterschaftsspiel für Zehlendorf absolvierte, einfach laufen. Etwas nach außen abgedrängt traf dieser schließlich nur ans Außennetz.

Das Spiel war nun nicht mehr schön anzusehen, und kurzfristig hatte man den Eindruck, dass sich Zehlendorf durch die vielen Nicklichkeiten den Schneid abkaufen lässt. Die 05er versuchten immer wieder, mit langen Bällen in den Strafraum ihren Kapitän René Goerisch in Szene zu setzen, aber auch hier hatten die Zehlendorfer in Torwart Nico Hinz einen sicheren Rückhalt. In der 43. Minute machte schließlich Zehlendorfs Toptorjäger Gakpeto dem Aufbegehren der Hausherren ein Ende. Darius Niroumand passte den Ball aus abseitsverdächtiger Position zurück an die Strafraumgrenze, und Gakpeto vollendete sicher zur klaren 3:0-Halbzeitführung.

Mit Wiederbeginn der zweiten Halbzeit hatten die Brandenburger ihre stärkste Phase. Zum Anschlusstreffer, der eine mögliche Wende des Spiels bedeutet hätte, hat nicht viel gefehlt. In der 49. Minute konnte Torhüter Hinz einen harten Schuss von Goerisch nicht festhalten, der Nachschuss durch einen Brandenburger Angreifer landete zwar im Tor, der Treffer wurde allerdings durch eine Abseitsstellung nicht anerkannt.

Die Wut auf den Assistenten wegen seiner zweifelhaften Entscheidungen hatte nun ihren Höhepunkt erreicht.  Zu allem Überfluss waren die Brandenburger auch nicht vom Glück begünstigt. Glücksgöttin Fortuna stand in der 54. Minute Pate für die Gäste, als ein fulminanter Schuss von Goerisch nur ans Lattenaluminium klatschte. Im Gegenzug demonstrierten die Gäste den 175 Zuschauern einmal mehr ihr beeindruckendes Kurzpassspiel. Über die Stationen Gakpeto und Mentes kam der Ball zu Warwel, doch der Jubilar wurde im letzten Moment beim Torschuss gestört.

Die Borkowski-Schützlinge hatten in der 70. Minute durch ihren auffälligsten Akteur, René Goerisch, der nach einem leichtsinnigen Ballverlust der Zehlendorfer im Mittelfeld eine weitere gute Tormöglichkeit hatte, aber knapp am Kasten vorbei zielte. Trainer Markus Schatte warf nun nacheinander mit Cüneyt Top, Felix Robrecht und Samuel Agyei-Yeboah weitere Offensivkräfte ins Geschehen und lag mit dieser Entscheidung am Ende goldrichtig. In der 84. Minute führte eine weitere Musterkombination über Miguel Unger, Agyei-Yeboah und Top zum klaren 4:0-Erfolg des Favoriten.

Es ist jetzt nur noch ein kleiner Schritt für die Zehlendorfer Herren, erstmals die inoffizielle Herbstmeisterschaft in der NOFV Oberliga Nordost zu erringen. Am nächsten Sonnabend, 12. Dezember, voraussichtlich bereits um 13 Uhr werden sie im letzten Heimspiel des Jahres vom SV Altlüdersdorf und deren scheidenden Trainer, Miroslav Jagatic, herausgefordert.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe, Schröder, Özdal, Ryberg (70. Top) – Mentes, Niroumand, Dombrowe, Unger – Warwel (72. Robrecht), Gakpeto (78. Agyei-Yeboah)

Tore: 0:1 (3.) Niroumand, 0:2 (13.) Mentes FE, 0:3 (43.) Gakpeto, 0:4 (86.) Top