Mit mulmigen Gefühlen starteten die Zehlendorfer am frühen Sonntagmorgen ihre Reise an die Ostseeküste, zum absoluten Angstgegner F.C. Hansa Rostock II. Die letzten vier Vergleiche konnten alle die Hansestädter für sich entscheiden. Da man auch auf Routinier Erdal Özdal und Carl Hopprich verzichten musste und zudem der Ausfall von Kapitän Robert Schröder, wegen eines grippalen Infekts drohte, war für einige der mitreisenden Fans schon vorher klar, dass auch diesmal die Rückfahrt wieder melancholisch verlaufen würde. Nur kühne Optimisten tippten auf einen vollen Erfolg.

Die Entscheidung, das Spiel auf dem Rasenplatz im Volksstadion durchzuführen, war schon grenzwertig. Den Akteuren präsentierte sich ein aufgeweichtes, von Pfützen übersätes Areal, was den Protagonisten im weiteren Verlauf einiges an Standfestigkeit und Koordinationsvermögen abverlangte. Trotz dieser widrigen Umstände bekamen die 65 Zuschauer ein faires und attraktives Oberligaspiel zu sehen.

Es brauchte eine gewisse Anlaufzeit, bis sich die Spieler beider Teams einigermaßen auf den Untergrund eingestellt hatten. Es hatte dann aber auch den Anschein, als ob die Zehlendorfer sich besser mit dem Geläuf arrangieren konnten. Man fand eine gute Mischung aus Kombinationsfußball und kompromisslos gespielten langen Bällen.

In der 17. Minute führte eine schöne Kombination über Robrecht und Befonga zum Erfolg. Der Ball wurde dem freistehenden Ademi aufgelegt, der nicht lange fackelte und aus relativ spitzen Winkel den Innenpfosten traf, von wo aus das Spielgerät den Weg ins Tor fand. Die Heimmannschaft war mehrmals dem Ausgleichstreffer nah. Gefährlich wurde es immer dann, wenn über die Außen gespielt und der Ball auf die nachrückenden Mittelfeldspieler zurückgelegt wurde. In letzter Konsequenz fehlte aber bei den Abschlüssen das nötige Zielwasser.

Auch wenn den Zehlendorfern nicht alles gelang, kontrollierte man doch über die meiste Zeit das Geschehen. Nach einer scharfen Eingabe durch Warwel in der 32. Minute gab Darius Niroumand dem Ball noch eine Richtungsänderung und wäre dadurch fast von einem Abwehrspieler ins eigene Netz gelenkt worden.

In der 41. Minute flog dann ein, fast an der Eckfahne ausgeführter, Freistoß durch Ryberg gefährlich vor das gegnerische Tor, wo Torhüter Aubele überrascht schien und den Ball mit einer Hand vor die Füße von Zellner faustete. Der nahm das Geschenk dankend an und netzte zum 0:2 ein.

Die Hausherren erhöhten im zweiten Durchgang zunehmend den Druck und boten dabei aber auch Räume für Zehlendorfer Konter an. Doch weder Warwel in der 48. Minute, noch Zellner in der 54. Minute (jeweils nach Vorlage Ademi) konnten erfolgreich abschließen. Je länger das Spiel aber dauerte, desto schwerer wurden die Beine. Vermutlich war es den nachlassenden Kräften zu verdanken, dass sich in der Schlussviertelstunde beide Mannschaften im Auslassen hochkarätiger Chancen übten.

In der 75. Minute verpasste Hansas Ülker mit einem Dropkick von der Strafraumkante das Tor. Nur eine Minute später scheiterte Grube am sicheren Zehlendorfer Schlussmann Hinz. Auf der anderen Seite bediente in der 77. Minute Zellner den anstürmenden Obst mit einem guten Zuspiel, dessen Schuss konnte aber noch rechtzeitig geblockt werden. Dann war es zweimal Torhüter Aubele, der seine Mannschaft mit tollen Reflexen weiter im Spiel hielt. Ademis Schuss, nach Vorarbeit über Warwel und Zellner, konnte der Keeper per Fußabwehr zur Ecke lenken und kurze Zeit vereitelte er mit einem Reflex den nächsten Treffer durch Ademi. Im „Fieberwahn“ setzte dann auch noch Kapitän Schröder über die rechte Seite zu einem Solo an und konnte erst im Strafraum gestoppt werden. Als Bank in der Innenverteidigung präsentierte sich auch Burak Mentes, der in der 80. Minute mit einem fantastischen Tackling im Strafraum den Anschlusstreffer verhindern konnte.

Als dann in der 86. Minute Zellner den Ball quer in den Strafraum schlug, gleich mehrere Abwehrspieler über die Kugel hauten, war es Ademi, der am zweiten Pfosten stehend, wenig Mühe hatte und mit dem 3:0 für die endgültige Entscheidung sorgen konnte. Die Glücksgefühle auf Zehlendorfer Seite waren scheinbar so groß, dass man in der 90. Minute durch Fehr, der ungehindert mit dem Ball über das halbe Feld laufen durfte, den Anschlusstreffer zuließ.

Auf der feuchtfröhlichen Rückfahrt, machte die Mannschaft noch einmal deutlich, dass dieser Sieg ihrem scheidenden Trainer Markus Schatte gewidmet ist, was dessen Abschied bestimmt nicht leichter macht.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Schleiff, Schröder, Mentes, Ryberg – Niroumand (73. Obst), Robrecht – Warwel (80. Agyei-Yeboah), Zellner, Bokake-Befonga (66. Gakpeto) – Ademi

Tore: 0:1 (17.) Ademi, 0:2 (41.) Zellner, 0:3 (86.) Ademi, 1:3 (90.) Fehr

(hain)