Zehlendorfer Jubel nach dem 1:0 durch Burak Mentes. Foto: Oliver Kellner

Es mag ein wenig merkwürdig klingen, doch haben die Zehlendorfer am Samstag beim Torgelower FC Greif eine weitaus kniffligere Aufgabe gelöst, als eine Woche zuvor gegen Spitzenreiter Optik Rathenow. Warum? Gegen den Tabellenführer hatte keiner etwas von der „kleinen Hertha“ erwartet, nach dem überraschenden 2:0-Erfolg setzten nun aber alle einen Sieg beim Tabellenzehnten aus Torgelow voraus. Die Rollenverteilung, sie war diesmal eine ganz andere. „Ich habe die Jungs nach dem Spiel der Vorwoche in die Pflicht genommen“, sagte Trainer Arsovic nach der Partie. Und sie erfüllten sie so, dass Torgelows Coach Riechert hinterher anerkannte, dass „die Zehlendorfer nicht zu Unrecht weiter oben in der Tabelle stehen.“

Die der jungen Mannschaft fehlende Konstanz wurde in der letzten Woche bemängelt, sonst hätten die Zehlendorfer (angesichts der beeindruckenden 90 Minuten gegen Rathenow) durchaus noch Kontakt zur Spitze haben können. Doch scheinen die Fortschritte immer deutlicher zu werden. Sicherlich half ihnen am Samstag auch der schnelle Führungstreffer durch Burak Mentes, der eine Kopfballvorlage von Sebastian Huke technisch perfekt volley nahm und Machola im Kasten der Gastgeber keine Chance ließ (7.). Nach dem Start nach Maß geschah das, was Abwehrspieler Aron Rüb so beschrieb: „Nach dem 1:0 haben wir etwas die Spannung verloren.“ Und auch Mentes fand, „dass wir etwas hektisch geworden sind.“ Doch die Kontrolle verloren sie nicht. Panagiotis Vassiliadis (trotz seiner geringen Größe enorm kopfballstark), Kapitän Schröder, Aron Rüb und der sehr starke Dennis Dombrowe ließen nichts anbrennen, schlugen auch einfach mal dazwischen, wenn es angebracht erschien.

So erspielten sich die „Greifen“ im ersten Abschnitt keine wirkliche Tormöglichkeit, während sich für die Berliner durch den durchgebrochenen Timur Gayret (nach langem Abschlag von Philip Sprint) noch die Chance zum 2:0 ergab.

Nach dem Wechsel kamen die Gastgeber mit Schwung aus der Kabine. So bot sich Hertha-03-Schlussmann Sprint in der 48. Minute die Gelegenheit einer Flugeinlage für die Fotografen, indem er einen Kopfball von Cicek spektakulär aus dem Winkel fischte. Von nun an stand Zehlendorfs Torjäger Huke im Mittelpunkt: Erst scheiterte er nach Pass von Gayret an Torgelows Torsteher Machola (51.), anschließend bediente er Mentes, der aber ebenfalls am Schlussmann scheiterte (69.). Ihrer starken Nummer Eins hatten es die Gastgeber zu verdanken, dass sie überhaupt noch im Spiel waren. Ein Musterangriff führte zur Entscheidung: Der enorm fleißige Mentes trieb den Ball über die linke Seite nach vorn, passte auf „Maxi“ Obst, der wie schon in der Vorwoche Präsenz im Mittelfeld zeigte und durch ein hohes Laufpensum und Zweikampfstärke auffiel. Obst schließlich legte die Kugel Winterneuzugang Panajiotis Haritos in den Lauf, so dass dieser „die Kugel nur noch reinzuschieben brauchte“, wie er seinen Treffer später beschrieb und das Lob zugleich weiter gab: „Der Verdienst geht an meine Mitspieler.“

In der 80. Minute revanchierte sich Haritos mit einer Maßvorlage für Obst, der jedoch ebenso scheiterte wie Huke, der es zwei Mal probierte, wobei sein Nachschuss auf der Linie per Kopf geklärt wurde (86.). „Da wir als gesamtes Team wieder sehr gut nach hinten gearbeitet haben“, wie Dennis Dombrowe richtig feststellte, gerieten die Zehlendorfer im zweiten Abschnitt nicht mehr in Gefahr.

Das dritte „zu Null“ im fünften Rückrundenspiel (bei vier Siegen), macht Hertha 03 derzeit zum „Team der Stunde“, wie es die „Fußball-Woche“ titelte. „Ich habe im Vorfeld gesagt, dass es nicht darum geht, wieder so eine Leistung wie gegen Rathenow abzuliefern, aber man kann an dieser Messlatte immer mal wieder kratzen. Das ist uns heute gelungen“, verriet Trainer Arsovic die Marschrichtung vor dem Spiel. Sie wird wahrscheinlich auch für die nächsten Spiele gelten. Es bleibt spannend, die Entwicklung dieses jungen Teams zu verfolgen. Der nächste Samstag (14 Uhr gegen 1. FC Frankfurt) bietet die nächste Gelegenheit gegen einen Kontrahenten, der am gestrigen Sonntag äußerst unglücklich Tennis-Borussia unterlag. Die Rollenverteilung ist klar – zuletzt meisterten die Zehlendorfer die ihnen gestellten Aufgaben.

(ok)