Sebastian Huke: Sein Treffer reichte diesmal nicht. Foto: Kerstin Kellner

Womöglich steckte der „kleinen Hertha“ das dramatische Pokal-Aus vom Mittwoch (5:6 n. V. bei Stern 1900) doch mehr in den Knochen, als sie sich selbst eingestehen mochte. Vielleicht muss man einer jungen Mannschaft, wie sie die Zehlendorfer besitzen, aber auch einfach mal einen schlechteren Tag zugestehen. Weniger hat es mit fehlender Konstanz zu tun, schließlich hatte das Team mit zuletzt acht Partien ohne Niederlage bewiesen, dass es über einen längeren Zeitraum gute Leistungen abrufen kann. Es gab am gestrigen Sonntag aber einen viel einfacheren Grund: Der FC Hansa Rostock II bot bei seinem 3:1-Erfolg im Ernst-Reuter-Stadion einfach eine gute Leistung.

Hertha-03-Trainer Alexander Arsovic hatte sein zuletzt so erfolgreiches Team leicht verändert. Der lange verletzte Burak Mentes fand erstmals in dieser Spielzeit in der Startaufstellung Berücksichtigung, der junge Stürmer David Vetter erhielt zum zweiten Mal (nach dem Saisonauftakt in Staaken) seine Chance. Der Beginn des Spiels zeigte zweierlei auf: Die Zehlendorfer hatten nicht nur am (Pokal-)Ausscheiden zu knabbern, die sechs Gegentore hatten (naturgemäß) auch ihre Spuren hinterlassen und so wirkte die Hintermannschaft der Gastgeber nicht immer sattelfest. Dazu traf sie auf einen Kontrahenten, der mit gekonntem Umschaltspiel und einer aggressiven, aber meist fairen Spielweise das Mittelfeld beherrschte. Das 0:1 durch Harry Föll (28.), der dem Kader der Drittliga-Mannschaft angehört, fiel beinahe folgerichtig. Die Zehlendorfer Bemühungen, erst einmal wieder Stabilität in die Defensive zu bekommen, gingen zulasten ihrer Offensive, sodass ihr Torjäger Sebastian Huke bis zur Pause kaum ins Geschehen eingreifen konnte. Vor zwei Tagen gaben die Zehlendorfer übrigens bekannt, dass Huke seinen Vertrag vorzeitig bis 2019 verlängert hat.

Nach dem Wechsel reagierte Trainer Arsovic, schickte mit Niclas Warwel (ab 46.) und Faton Ademi (ab 56.) zwei zusätzliche Angreifer aufs Feld, um den Druck zu erhöhen. Doch die Gäste hielten geschickt die Gefahr vor dem eigenen Tor fern, zumal die Zehlendorfer wirklich nicht ihren besten Tag erwischten. Und so war für viele der Zuschauer das 0:2 durch Robert Grube (59.), der aus 16 Metern ins Eck traf, schon die Vorentscheidung.

Nur kurzzeitig keimte bei den Berlinern noch einmal Hoffnung auf: Huke hatte eine Vorlage von Maximilian Obst perfekt zum Anschlusstreffer genutzt, 1:2 (67.). Als Hurtig keine acht Minuten später den Zwei-Tore-Abstand wiederherstellte (1:3), ließen die Zehlendorfer die Köpfe hängen.

Die „kleine Hertha“ hat binnen weniger Tage zwei Nackenschläge hinnehmen müssen: Pokal-Aus und Rückschlag in der Meisterschaft. Beides war von den Südberlinern sicherlich zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht erwartet worden, und die Enttäuschung, die derzeit vorherrscht, ist verständlich. Doch ihr Kapitän Robert Schröder sieht es wie so häufig völlig richtig: „Wir stehen doch immer noch gut da, es wäre ja töricht, nun aufzugeben und die Position leichtfertig zu verspielen.“ Nur ganz große Optimisten konnten erwarten, dass dieses junge Team so „mir nichts – dir nichts“ durch die Saison rauscht. Auch gestern standen mit Timur Gayret, David Vetter und Albert Vincetic drei Akteure beim Anpfiff auf dem Rasen, die das 20. Lebensjahr noch nicht vollendete haben – der gesamte Kader der Zehlendorfer weist ein Durchschnittsalter von 21,4 Jahren auf. Die letzten Tage gehörten ihnen zweifellos nicht, doch Talent und Geduld sind vorhanden. Gute Voraussetzungen für absehbaren Erfolg.

(ok)