Ihr letzter Arbeitstag: Heute verabschiedet sich Jugendamtsleiterin Ilka Biernmann in den Ruhestand. Foto: privat

Mit dem heutigen Tag (Freitag) endet eine Ära: Ilka Biermann verabschiedet sich in den Ruhestand. 21 Jahre leitete sie das Jugendamt, erst das von Zehlendorf, nach der Fusion das des Großbezirkes Steglitz-Zehlendorf. Fast von Anfang an an ihrer Seite: Reinhard Hoffmann, der ab Montag kommissarisch die Leitung der Abteilung übernehmen wird.

Er kann viel erzählen über all die Herausforderungen, die es seit 1993 im Jugendamt zu bewältigen gab – und von Ilka Biermann, die der Zeit oft voraus war. Es sei ihrem Engagement zu verdanken, dass sich „das Jugendamt zu einer modernen sozialpädagogischen Fachbehörde entwickelt“ habe, so Hoffmann. Frühzeitig habe sie Strömungen aufgenommen und umgesetzt wie die Regionalisierung der Jugendarbeit und die Sozialraumorientierung.

Dass Steglitz-Zehlendorf berlinweit eine Vorreiterrolle beim Thema Schulsozialarbeit einnehme, sei auch ihr zu verdanken. Bereits 1998 taten sich im Bezirk die Bildungsabteilung, das Jugendamt und die Außenstelle der Schulverwaltung zusammen und richteten in der Dreilinden-Grundschule die erste Schulstation im Bezirk ein, erzählt Hoffmann. Ob es auch berlinweit die erste war, kann Biermanns Stellvertreter nicht sagen, doch einmalig war, dass es eine Konzeption, eine Finanzierung und ein festes Personal für dafür gab.

Für Hoffmann aber eine der herausragendsten Leistungen, die das Jugendamt unter Biermanns Leitung gestemmt hat, war es, nach der Fusion von Steglitz und Zehlendorf die zwei unterschiedlichen Behörden zusammenzuführen. Für den Reformprozess habe dies noch einmal einen Anschub gegeben. Die Untergliederung der Jugendhilfe in vier Regionen habe es da aber schon gegeben. Berlinweit begann man mit der Sozialraumorientierung erst 2004. „Sie war immer ein kleines Stück voraus, sie hatte den Blick fürs Wesentliche“, so Hoffmann.

Biermann habe die Jugendhilfe als Rahmen gesehen, der auch von den Trägern der freien Jugendhilfe gestaltet werden muss. Und so ist die Zusammenarbeit mit vielen Trägern im Bezirk vor allem ihrem Einsatz zu verdanken, so der Jugendhilfeplaner.

„Sie war immer sehr klar, in allem was sie wollte“, beschreibt Hoffmann seine Noch-Chefin. Doch sei sie dabei nie autokratisch gewesen. Auch wenn sie manchmal auf Widerstände stieß – gerade als sie die Entwicklung der Schulstationen vorantrieb, wollte berlinweit nicht jeder ihrem Einsatz folgen. Doch der Erfolg habe ihr Recht gegeben, so Hoffmann. Sie sei konsequent und immer offen für neue Impulse, beschreibt er sie. Und die Chance, sich einzubringen hätte man als Mitarbeiter immer gehabt. Doch „Eine Behörde tickt langsam, und sie war eine von den Schnellen“. Sie bringe auch unangenehme Dinge auf den Tisch, das bewundere er, so Hoffmann. Doch dies sei nur die eine Seite der Ilka Biermann. Es gebe auch die herzliche und emotionale Seite. Und da erinnert er sich vor allem an eine Sitzung des Jugendhilfeausschusses 2005. Die Finanzierung der 14 Schulstationen im Bezirk war nicht mehr gesichert. Den Trägern musste man kündigen. Das sorgte für eine hitzige politische Debatte, in der man Biermann damals vorwarf, sich nicht genug für die Schulstationen eingesetzt zu haben. Der Vorwurf traf sie schwer. „Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten“, erinnert sich Hoffmann. Eine Stärke, wie er findet.

Heute werden sicherlich auch viele Tränen fließen. Vielleicht noch nicht am Vormittag im Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut im Jagdschloss Glienicke, wo eine Podiumsdiskussion zu den wichtigsten Themen ihrer Amtszeit stattfindet. Ganz sicher aber am Nachmittag und Abend im der Jugendfreizeiteinrichtung Albert Schweitzer, wo sich Kollegen und Wegbegleiter von ihr verabschieden können.

Doch Ruhestand ist für jemand wie Ilka Biermann ein Fremdwort. Sie wird sich in der Seniorenvertretung engagieren, weiß Hoffmann. Dort will sie generationsübergreifend arbeiten.

(go)