Geflecht / Jeanno Gaussi

Noch bis zum 1. April ist die Ausstellung „Geflecht“ von Jeanno Gaussi in der Galerie Schwartzsche Villa, Grunewaldstraße, 12165 Berlin-Steglitz, zu sehen. Die aus Kabul stammende Künstlerin beschäftigt sich in ihrem Werk mit dem Thema „kulturelle Identität“ und verarbeitet darin unter anderem ihre eigene Migrationserfahrung.

In der Steglitzer Kulturvilla werden zwei Rauminstallationen der Künstlerin gezeigt. Eine Arbeit trägt den Titel „For Sitara Hamza“ und zeigt lange schwarze Wollzöpfe, die mit bunten Tüchern kombiniert sind. Die Stoffe erwarb Gaussi in Karachi, fasziniert von der Entdeckung, dass sie einen Schriftzug mit der titelgebenden Widmung tragen. Die Zöpfe wiederum gehen auf ein Kindheitstrauma zurück, das Abschneiden des langen Haares der damals Fünfjährigen in Verbindung mit dem Abschied von den Eltern und Kabul.

Mit der zweiten Installation, „No language“, wendet sich die Künstlerin der unmittelbaren Gegenwart zu. Im kleinen Balkonzimmer der Schwartzschen Villa ist eine festliche Tafel für sechs Personen aufgebaut. Was zunächst als Referenz an die Geschichte der ehemaligen Sommerresidenz des Bankiers Carl Schwartz erscheint, erweist sich als kritische Beleuchtung der Ankunftsländer von Geflüchteten. Porzellan und Servietten tragen einen Satz in afghanischem Dari: „Zum Geschirrspülen braucht man keine Sprache“. Dabei handelt es sich um die Antwort eines aus Schweden abgeschobenen Afghanen auf die Frage, wie er ohne Sprachkenntnisse zwei Jahre lang seinen Lebensunterhalt sichern konnte.

Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

(sn)