5. Interkulturelle Dialog Steglitz-Zehlendorf

Jobbörse für Flüchtlinge im Rathaus Zehlendorf. Foto: StadtrandNachrichten

Am Donnerstag, 3. November, fand der 5. Interkulturelle Dialog in Steglitz-Zehlendorf satt. Gemeinsam mit dem Büro des Bezirksbürgermeisters und dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf lud das Jobcenter Steglitz-Zehlendorf zur Informations- und Jobbörse für Flüchtlinge ein. Der Zuspruch war groß. Insgesamt kamen über 350 Besucher zu der Veranstaltung.

Das Ziel der Veranstaltung ist es, geflüchtete Menschen über verschiedene Ausbildungs-, Studium- und Job-Möglichkeiten zu informieren. Die Flüchtlinge können sich direkt vor Ort über die verschiedenen Angebote auf dem Arbeitsmarkt und auch über die Betreuungsmöglichkeiten beraten lassen. Und das Angebot nehmen sie dankbar an. So wie Omar Almazrli. Der junge Mann kann bereits B1-Deutschkenntnisse vorweisen und würde sehr gerne als Automechaniker arbeiten. „Es ist schwer, aber ich würde es gerne machen“, sagt er in gutem Deutsch. Auf die Frage, ob er auf der Jobbörse ein passendes Angebot gefunden habe, erklärte er, dass er sich noch nicht alles angeguckt hat.

Flüchtlinge besuchen Jobmesse in Zehlendorf

Omar Almazrli (links) besucht die Jobmesse in der Hoffnung, einen Job als Automechaniker zu finden. Foto: StadtrandNachrichten

Doch genau das ist ein Problem der Jobmesse. „Uns fehlen hier die ganz normalen Berufe – Bäckereien, Handwerker, Industrie“, sagt Günther Schulze vom Willkommensbündnis für Flüchtlinge Steglitz-Zehlendorf. „Wir bedauern ein wenig, dass die Angebote zugunsten der Zeitarbeitsfirmen und Sicherheitsfirmen ausfallen. Uns fehlt hier der Personalchef von Karstadt. Also normale Berufe. Es gibt gute Beispiele wie der Gartenbauverbund, der die Leute sucht, die dann im Gartenbau arbeiten, doch der Rest ist entweder Beratung oder eben Sicherheitsfirmen.“, so Schulze. Vor allem Wachschutzangebote gibt es viele, doch für die Integration der Menschen sei es wichtig einen richtigen Beruf zu bekommen und nicht ein oder zwei Jahre Wachschutz zu machen, betont er.

Und in der Tat sind einige Sicherheitsfirmen auf der Messe vertreten. So zum Beispiel die Schule der Sicherheit Nord. „Sicherheit ist ein expandierender Wirtschaftszweig. Es gibt immer mehr Nachfragen.“, erklärt Carmen Queck, Kurs- und Projektleiterin der Schule der Sicherheit Nord. „Natürlich auch für die Asylbewerberheime. Und das ist sehr personalintensiv. Deswegen haben wir immer offene Stellen. Und gerade in den Asylunterkünften haben wir die Erfahrung gemacht, wenn wir die Teams mischen, wir also internationale Teams haben, dann ist es eine gute Ergänzung. Arabisch und persisch als Muttersprache sind sehr gefragt. Wer die Sprachen mitbringt, erfüllt oft auch eine Dolmetscherfunktion.“, so Queck.  Außerdem sei die Akzeptanz bei den Geflüchteten dadurch viel größer, ergänzt sie.

Integrationsbüro Steglitz auf der Jobmesse für Flüchtlinge im Rathaus Zehlendorf

Bereits vor Beginn der Jobmesse finden die ersten Beratungsgespräche statt. Foto: StadtrandNachrichten

Besonders gefragt bei Geflüchteten sind die Beratungsangebote. So fanden die ersten Gespräche bereits 10 Minuten vor offiziellen Beginn statt. Zum Beispiel am Stand des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. Das im Oktober 2016 gegründete Integrationsbüro Steglitz versorgt die Geflüchteten mit Informationen und steht ihnen helfend zur Seite bei Behördengängen, der Wohnungssuche sowie bei der Jobsuche. Ähnliche Angebote bietet auch Mittelhof e.V. an. „Das Projekt wird sehr gut angenommen.“, so Lore Steiner. „Wir helfen selbst, wo wir können, und vermitteln Menschen gerne auch weiter, auch in Ausbildung oder Arbeit“.

Doch wie Thorsten Löffler, der Integrationsbeauftragte der Unternehmensgruppe Gegenbauer weißt, sind die Geflüchtete vor allem für eine Ausbildung nicht einfach zu gewinnen. Obwohl Gegenbauer auch Angebote wie Hausmeistertätigkeiten, Maler, Lackierer, Elektriker sowie kaufmännische Berufe in petto hat, kommen bei den Geflüchteten vor allem die Tätigkeitsfelder Reinigung und Sicherheitsdienst gut an. „Schwierig ist es vor allem mit der Ausbildung […] aber auch bei höher qualifizierten Berufen.“, so Löffler. Der Grund dafür sei neben der Sprache, die Tatsache, dass das System der Ausbildung den Menschen so nicht bekannt sei, vermutet er. In den Ländern, wo die Flüchtlinge herkommen, gebe es, seines Wissens nach, so etwas wie die duale Ausbildung nicht. „Viele schreckt es ab, dass man erst drei Jahre etwas lernen muss, um erst dann einen Abschluss zu haben, und vielleicht mehr Geld zu bekommen“, sagt Thorsten Löffler. „Da muss noch viel mehr Aufklärung stattfinden“. Es sei wichtig, die Vorteile des deutschen Ausbildungssystems für die Menschen verständlicher zu machen. „Das ist dann die nächste Herausforderung“, so Löffler.

Wie auch letztes Jahr richteten sich die Angebote an geflüchtete Menschen, die bereits seit einiger Zeit in Berlin sind und die Voraussetzungen für eine Arbeitsaufnahme erfüllen. Aus diesem Grund wurden die Gäste vorab gebeten, ihre Dokumente wie den Pass und den Aufenthaltsstatus mitzubringen. Um die Kommunikation zwischen den potenziellen Arbeitgebern und den Interessenten zu erleichtern, waren mehrere Dolmetscher für Arabisch, Englisch und weitere Sprachen anwesend.

Es ist bereits der fünfte Interkulturelle Dialog in Steglitz-Zehlendorf. In Form einer Jobmesse fand er jedoch erst zum zweiten Mal statt.

(eb)