So schön wollen die Herthaner aus Zehlendorf auch in der Rückrunde wieder jubeln. Foto: Kerstin Kellner

So schön wollen die Herthaner aus Zehlendorf auch in der Rückrunde wieder jubeln. Foto: Kerstin Kellner

Nein, so richtig wissen die Oberliga-Herbstmeister vom FC Hertha 03 Zehlendorf vor dem Rückrundenauftakt am Freitag, 19. Februar um 19:30 Uhr im Ernst-Reuter-Stadion gegen Victoria Seelow nicht, wo sie leistungsmäßig stehen. Natürlich, sie sind Tabellenführer und haben das Ziel „Aufstieg in die Regionalliga“ vor Augen – doch nach zehn Wochen Punktspielpause und einer mäßigen Vorbereitung mit Niederlagen gegen unterklassige Mannschaften überwiegen die Fragezeichen.

Doch rechtzeitig haben die Zehlendorfer in der vergangenen Woche noch eine Portion Selbstbewusstsein getankt, indem sie den aktuellen Tabellendritten der Regionalliga Nordost, den Berliner AK, im Berliner Pokal-Achtelfinale verdient mit 1:0 aus dem Rennen warfen. Ihr Erfolg wurde am vergangenen Wochenende nachträglich durch das klare 4:0 des Berliner AK gegen den Spitzenreiter aus Nordhausen aufgewertet. Der Aufstiegskandidat zur Dritten Liga war also schon von einem besonderen Kaliber.

Nun steht die zweite Saisonhälfte bevor und die „kleine Hertha“, im Verlauf der Hinrunde noch mehr als zurückhaltend, wird mutiger, ohne aber überheblich zu werden. „So lange wie möglich wollen wir oben dran bleiben“, verrät Trainer Markus Schatte die Zielsetzung. Der Aufstieg ist für Präsident Kamyar Niroumand kein Muss, „aber wenn wir die Möglichkeit haben, dann machen wir das auch!“ Innerhalb der Mannschaft, die zum großen Teil aus Zehlendorfer Eigengewächsen besteht, wird natürlich längst über die ambitionierten Pläne diskutiert, doch Überdrehen ist tabu. Dass alle auf dem Teppich bleiben, dafür sorgt das Team schon selbst.

An ihren Kontrahenten vom Freitag haben die Zehlendorfer keine guten Erinnerungen, denn zum Saisonauftakt setzte es beim Aufsteiger in Seelow eine überraschende 0:2-Niederlage. Präsident Niroumand wollte unmittelbar nach dem Schlusspfiff in der ersten Enttäuschung schon die offizielle Zielsetzung („Ein Platz unter den ersten sechs Teams“) nach unten Schrauben. Wer konnte damals schon ahnen, dass man in den folgenden 14 Spielen nur noch einmal verlieren, man dafür aber elf Mal den Platz als Sieger verlassen würde. Dennoch sind sie gewarnt. Nun besteht die Chance zur Revanche, wobei das für die Berliner eher nebensächlich erscheint: Vielmehr wollen sie die Tabellenführung noch ein Weilchen behaupten.

Hat die „kleine Hertha“ ihren Spielwitz, ihre Unbekümmertheit und ihren Teamspirit über die Winterpause retten können, steht den Zehlendorfer Fußballfreunden durchaus ein spannendes Frühjahr bevor. Die Konkurrenz vom FSV Union Fürstenwalde (punktgleich) und Tennis-Borussia (vier Zähler Rückstand) hängt dem Herbstmeister im Nacken, da kann er jede Unterstützung von außen gut gebrauchen.

Oliver Kellner