Monatelang setzten sich zwei Bürgerinitiativen für den Erhalt des Parks am „Haus Leonore“ ein. Foto: Baumann

Der Bau modularer Flüchtlingsunterkünfte (MUF) auf dem Vivantes-Grundstück an der Leonorenstraße sorgte in den letzten Monaten für viele Diskussionen. Hauptkritikpunkt ist der Standort der geplanten Gemeinschaftsunterkunft. Dieser liegt inmitten einer über 100 Jahre alten Parklandschaft. Am Montagabend, 6. Februar, hatten alle interessierten Bürger noch einmal die Gelegenheit, im Rahmen einer Anwohner-Informationsveranstaltung ihre Bedenken einzubringen und Fragen zu diesem Thema an das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), die Senatsverwaltung und das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf zu stellen.

Das Willi-Graf-Gymnasium am Ostpreußendamm war am Montagabend gut besucht. Über 90 Menschen sind der Einladung des Veranstalters, Stadtteilzentrum Steglitz e.V., gefolgt.

Nach einer kurzen Präsentation des Bauvorhabens konnten Fragen gestellt und Einwände geäußert werden. Für die Beantwortung der Fragen waren Sascha Langenbach, Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Hermann-Josef Pohlmann, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Klaus Wichert von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und die Bezirksstadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau, Maren Schellenberg, zuständig.

Nicht der Bau an sich ist das Problem

Viele Details rund um den Bau hatte Hermann-Josef Pohlmann, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, den Anwohnern präsentiert. Sie erfuhren, dass die Unterkunft für circa 450 Menschen ausgelegt ist, dass für die Bauten hochwertige Materialien verwendet werden, dass die Wohneinheiten den Bewohnern einen einfachen Standard, jedoch genug Privatsphäre bieten werden, dass die Nachnutzung auf jeden Fall geplant ist und einiges mehr. Doch all das schien die Anwesenden nur bedingt zu interessieren. Denn nicht der Bau an sich war das Thema, worüber sie reden wollten.

Seit Monaten setzten sich zwei Bürgerinitiativen für die Verlegung des Standortes ein. Diese wurden nicht nur vom Schauspieler und Hausherren des Schloßpark Theaters Dieter Hallervorden unterstützt, sondern trafen auch auf Zustimmung beim Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Die ehemalige Umweltstadträtin Christa Markl-Vieto (B’90/Grüne) bezeichnete das Bauvorhaben des Senats einst als rechtswidrig. Sowohl die Initiativen, als auch das Bezirksamt forderten deshalb gemeinsam ein Überdenken der Senatspläne und wiesen auf einen alternativen Standort hin.

Westlich vom Pflegeheim – ebenfalls auf dem Vivantes-Gelände – stünden rund 9000 Quadratmeter Bauland zur Verfügung. Die dort befindlichen alten Gebäude könnten abgerissen werden, so der Vorschlag. Um die Ablehnung des geplanten Standortes zu untermauern, „drohte“ das Bezirksamt sogar damit, die vom Senat beantragte Fällgenehmigung nicht zu erteilen. Doch letztendlich musste das Bezirksamt „klein beigeben“.

„Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet“

Einen kleinen Kompromiss konnte das Bezirksamt nach Verhandlungen mit der Senatsverwaltung trotzdem erzielen. Durch eine etwas andere Anordnung der Bauten können nun einzelne schützenswerte Bäume gerettet werden. War zuvor von rund hundert Bäumen die Rede, geht es nun um weniger als fünfzig schützenswerte Bäume, die gefällt werden sollen.

Eine komplette Verlegung des Standortes sei auf dem Gelände nicht möglich, erklärte die Bezirksstadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau, Maren Schellenberg, auf die Einwände der anwesenden Anwohner. „Ich muss gestehen, dass wir vom Bezirksamt am Anfang etwas naiv waren. Wir nahmen an, bei den Altbauten auf dem Gelände handele es sich um einfache Baracken, die leicht abgerissen werden können, doch das stimmt so nicht“, so Schellenberg. Es seien massive Bauten, die zudem unterkellert sind. Dort befinden sich außerdem eine Trafo-Station und ein Notstromaggregat, die nicht ohne Weiteres verlegt werden können. „Das alles würde einfach viel zu lange dauern und so viel Zeit haben wir einfach nicht“, bestätigte auch Pohlmann von der Senatsverwaltung.

Doch glücklich sei das Bezirksamt mit der Entscheidung nicht. „Ich fühle mich, als wäre ich als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet“, sagt Schellenberg. Doch es nutze nichts, die geplante Unterkunft sei dringend nötig, um geflüchtete Menschen aus den Turnhallen endlich eine menschenwürdige Unterkunft zu geben.

Wann genau die Fällungen beginnen, sei noch nicht bekannt. Fest steht jedoch, dass sie bis zum 28. Februar, also vor Beginn der Schutzfrist, beendet sein müssen. Die neue Wohnanlage soll dann laut Zeitplan in gut einem Jahr bezugsfertig sein.

(eb)