Mit einem Schnitt eröffnete Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto die Bücherboxx. Foto: Gogol

Nicht zu übersehen steht sie vor dem Mehrgenerationenhaus (MGH) Phoenix: eine blaue Telefonzelle. Doch statt gequatscht wird hier gelesen. Am Sonntag eröffnete Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) die Bücherboxx.

In der Bücherboxx stehen, wie der Name schon verrät, Bücher. Die kann man lesen oder mit nach Hause nehmen. Für jedes entnommene Buch aber muss ein anderes eingestellt werden. Markl-Vieto findet diese Idee „wunderbar“, appellierte allerdings, die Box nicht zu behandeln, wie einen Basar, in dem man alte Bücher, die man nicht mehr will, einfach ablege. Bücher, die einen beeindruckt haben, von denen man möchte, dass auch andere sie lesen, die sollen dort hinterlassen werden. Die Bücherboxx sei „kein Aufenthaltsort für Bücher“, so die Bezirksstadträtin. Dafür gab es Applaus.

Die Box bleibe auch nicht unzensiert, so Timm Lehmann, Leiter des Mehrgenerationehauses. Zensur sei zwar ein schweres Thema, doch sollen in die Bücherboxx keine Schriften etwa rassistischen Inhalts Eingang finden. Dafür sorgen vier „Bücherkümmerer“. Zudem hofft Lehmann auf die Wachsamkeit der Nutzer.

Zurück geht die Idee auf das Institut für Nachhaltigkeit und Bildung (INBAK), das berlinweit bereist vier solcher Bücherboxen aufstellen ließ. Vor zwei Jahren lernten sich Lehmann und Konrad Kutte vom INGBAK kennen. Er sei sofort von der Idee begeistert gewesen, so Lehmann, vor allem auch wegen des Themas der Nachhaltigkeit. Ein so wichtiges Kulturgut wie das Buch werde auf diese Weise nicht vernichtet oder stehe einfach herum, sondern es werde weitergegeben. Die Bücherboxx sei „nachhaltiger Lebensstil in dreidimensionaler Form“, so Kutte.

Das überzeugte auch die Bürgerstiftung, die als einer der ersten Geldgeber das Projekt unterstützte. Die Bücherboxx setze die Philosophie der Bürgerstiftung um, so deren Vorsitzende Karin Lau: Natur und Kultur im öffentlichen Leben sichtbar zu machen. Und was wäre Kultur, wenn nicht das Buch. Zudem lernten Kinder dadurch, etwas abzugeben, was ihnen lieb ist und sorgsam damit umzugehen.

Die Bücherboxx ist ein Gemeinschaftsprojekt, verschiedene Oberstufenzentren waren daran beteiligt, ebenso wie das Jugendausbildungszentrum Steglitz-Zehlendorf. Die Solarzellen, die für eine Beleuchtung der Bücherboxx sorgen, wurden von afrikanischen Stipendiaten eingebaut.

Das Projekt habe Spaß gemacht, so Lehmann. Damit die Bücherboxx auch den Lesern Spaß machen kann, gab Markl-Vieto diese mit einem Scherenschnitt frei.

(go)