Mit Transparenten und Plakaten demonstrierten die Schüler, Lehrer und Eltern für einen Schulneubau. Fotos: Gogol

„Mehr Kinder brauchen mehr Platz“  – auf diese einfache Formel machten am Dienstagabend Schüler, Lehrer und Eltern der Quentin-Blake- und der Biesalski-Europaschule vor dem Rathaus Zehlendorf aufmerksam und sammelten Unterschriften dagegen, dass in ihren Standort am Hüttenweg 40 ein neuer Regelschulzweig „gequetscht“ werden soll.

Der Hintergrund: Durch die neuen Bauprojekte wie etwa Truman-Plaza, Headquarter und dahlem paradiese ziehen neue Familien in den Bezirk. Für deren Kinder braucht man Schulplätze. Doch statt eines Neubaus sollen die neuen Schüler zukünftig am Schulstandort Hüttenweg unterrichtet werden – den sich derzeit bereits die beiden Schule teilen müssen. Für die Schüler hieße das, sie müssten noch enger zusammenrücken – und das, obwohl es jetzt schon eng sei, sagen die Schüler, die mit Plakaten vor dem Rathaus demonstrieren. „Wir wollen viele neue Kinder – aber wir haben keinen Platz“, erklären Livia, Amanda, Celia, Caroline und Emily-Ife, Schülerinnen der Klasse 5.1 an der Europaschule. Die Kantine sei jetzt schon voll und laut, berichtet Celia. Manchmal müsse man eine halbe Stunde anstehen, bis man sein Essen bekommt. Fürs Essen bliebe dann manchmal nur ein Viertelstunde. Große Sorgen macht sich Emily-Ife um die Library, die englische Bibliothek. „Sie ist wichtig für uns“, sagt die Fünftklässlerin. Dort könne man sich auf Tests vorbereiten oder einfach so englische Bücher ausleihen. Livia erzählt vom Sportunterricht. Für den müse sich die Schule manchmal ins Cole-Sportscenter einmieten, weil die eigene Sporthalle schon jetzt zu klein sei, wenn drei Klassen gemeinsam Sport machen. Und manchmal sei die Halle besetzt, weil dann die Biesalski-Schüler dort Veranstaltungen haben. Von den zehn Betreuungsräumen seien bereits fünf zu Klassenräumen umgewandelt worden, berichtet Livia. Und Celia macht sich Sorgen, dass Ausflüge und Unternehmungen wegfallen, wenn die Schülerzahlen steigen.

Sorgen, die auch die Eltern teilen. Schon jetzt seien Bücherei und Hort eingeschränkt und Klassenräume geteilt worden, erzählt eine Biesalski-Mutter. Die Schüler müssten den gesamten Nachmittag im gleichen Raum verbringen, weil der Platz fehle. Und weil das ihrer Meinung nach so nicht geht, demonstriert sie mit. Unterschrieben hat sie den Anwohnerantrag natürlich auch. Die Mutter eines Quentin-Blake-Schülers sieht das genauso. Das Betreuungsprogramm sei gekürzt worden, Rückzugsräume für die Schüler gebe es kaum, erzählt sie.

„Das Schulamt Steglitz-Zehlendorf will die nötigen Schulplätze ‚kostenneutral‘ und ohne Neu- oder Erweiterungsbau an der Biesalski-Schule und der Quentin Blake Europaschule unterbringen. Es geht ’nur‘ um eine Regelklasse, das bedeutet in sechs Jahren, dass 150 neue Schülerinnen und Schüler an einem bereits jetzt voll ausgelasteten Schulstandort zusätzlich Platz finden sollen“, so Patricia Schulze, deren Sohn die Quentin-Blake-Schule besucht, in einer Pressemitteilung. Dagen wenden sich Lehrer und Eltern mit einem Einwohnerantrag, den sie am Dienstag an den Vorsitzenden der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf überreichten – mit mehr als 3.500 Unterschriften.

Einer der drei Einreicher des Antrages ist Franz Pfeifer, Gesamtelternvertreter der Quentin-Blake-Europaschule. Er ist mit dem Ergebnis der Unterschriftensammlung sehr zufrieden. „Das hatten wir nicht erwartet“, sagt er. Denn an den beiden Schulen seien derzeit um die 500 Schüler, so sei man davon ausgegangen, dass 1.000 bis 1.500 Unterschriften zusammenkommen würden.

Die Schule und die Eltern wollen mitbestimmen, deshalb beteiligen sie sich an einer Planungsgruppe, in der auch die Bezirksschulstadträtin, die Schulamtsleitung sowie Schulleitung und Elternvertreter sitzen; auch zu den Investoren der Bauprojekte habe man Kontakt aufgenommen, berichtet Pfeifer. Ein erstes Treffen sei vielversprechend gewesen. „Wir brauchen eine langfristige Perspektive für die räumlichen und qualitativen Bedürfnisse beider Schulen“, so der GEV-Vorstand. Und das heißt: „Wir brauchen Neubauten auf dem Gelände“.

(go)