Baumfällungen im Leonorenpark in Lankwitz. Foto: Baumann

In der Leonorenstraße in Lankwitz haben am Montag, 20. Februar, die Baumfällungen für die geplante Flüchtlingsunterkunft begonnen. Begleitet wurden die Baumaßnahmen von protestierenden Bürgern, die durch Rufe, Transparente und Trillerpfeifen ihren Ärger zum Ausdruck brachten.

In einer beschaulichen Gegend, zwischen modernen Neubauten und einem Seniorenheim, starteten am Montag um 9 Uhr morgens die Baumfällmaschinen mit der Rodung von 44 schützenswerten Bäumen. Bereits am Sonntag hatten Wachschützer den Leonorenpark gesperrt, damit am darauffolgenden Tag pünktlich mit der Fällung der insgesamt 200 Bäumen begonnen werden konnte. Begleitet wurden die Baumaßnahmen auch von der Polizei, die ein mögliches gewaltsames Einschreiten der Demonstranten verhindern sollte. Die Proteste auf der anderen Seite des Zaunes blieben jedoch friedlich. Insgesamt hatten sich am Vormittag etwa 40 Menschen der Bürgerinitiativen „Zukunft Leonorenstraße“ und „Park Haus Leonore“ in Sichtweite positioniert. Mit Plakaten wie „Hände weg vom Leonorenpark“ oder „Keine Fällungen ohne richterlichen Beschluss“ machten sie auf ihr Anliegen aufmerksam.

„Die haben uns ja gar nicht ernst genommen“, sagt Hannelore Kühne-Kleeberg. Die 76-Jährige ist Heimratsvorsitzende des angrenzenden Seniorenheims und neben den Fällungen auch über die Arbeit des Senates verärgert: „Mir ging das zu schnell!“ Bei der Informationsveranstaltung am 6. Februar sei man von Hermann-Josef Pohlmann von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Ich will keinen Baum vor Menschen stellen“, fügte die Rentnerin hinzu, jedoch sehe sie ihr Mitspracherecht eingeschränkt. Der vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf erwirkte Kompromiss, nach dem über die Hälfte der 100 schützenswerten Bäumen stehen bleibt, habe sie aber als „sehr gut“ empfunden.

„Man hätte Alternativen finden können“

Generell betonen viele der Gegner, dass sie nichts gegen das Flüchtlingsheim an sich haben: „Ich bin die Letzte, die was gegen Flüchtlinge sagt“, betonnt eine Anwohnerin. Jedoch sei es nicht in Ordnung, Soziales gegen die Umwelt auszuspielen. Auch bemängeln viele, dass nicht der hintere Teil des Grundstückes bebaut werde. „Man hätte Alternativen finden können“, so die Anwohnerin weiter.

Über Alternativen wurde in der Vergangenheit viel gestritten. Neben unrealisierbaren Forderungen, die Flüchtlinge in Brandenburg unterzubringen, drehten sie sich vor allem um den hinteren Teil des Geländes, auf dem einige Bauruinen stehen. Bezirksstadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau, Maren Schellenberg (Grüne), sagte dazu am Mittwoch, dass „ein Abriss der Bauten eine Verzögerung von zwei Jahren hätte bedeuten können“. Viele der Protestler überzeugt das Argument jedoch nicht. Zu lange sei der Standort für die Flüchtlingsunterkunft bekannt.

Dringend notweniger Platz für Flüchtlinge aus Notunterkünften

Der Berliner Senat als Bauherr hatte das Grundstück für ein neues Flüchtlingsheim in modularer Bauweise (MUF) ausgesucht, damit dort einmal 450 Asylsuchende wohnen können. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) erklärte jedoch, dass der Bezirk keine Alternativstandorte angegeben habe. Das berichtet die Morgenpost. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) wies diesen Vorwurf der Morgenpost gegenüber aber entschieden zurück: Der Senat habe damals das gesamte Grundstück, inklusive der Ruinen, zusammen mit der Vivantes GmbH ins Spiel gebracht.

Mit dem Bau möchte die Stadt möglichst schnell alle Notunterkünfte in Berlin auflösen. Das Gelände, auf dem sich unter anderem auch der Leonorenpark befindet, war von der Vivantes GmbH als Eigentümer offiziell als Baugrundstück ausgeschriebenen worden. Nach einem Kompromiss zwischen Stadt und Bezirk hat Schellenberg den Baumaßnahmen am 13. Januar ihre grundsätzliche Zustimmung gegeben und am 14. Februar eine entsprechende Fällgenehmigung erteilt. Am Freitag, 19. Februar, lag dann die offizielle Baugenehmigung vor. Nach dem Kompromiss sollen nun insgesamt 200 Bäume gefällt werden. 56 der 100 schützenswerten Bäume bleiben jedoch erhalten und sind für die Bewohner des Altenheims begehbar.

Eilantrag verhindert Rodung nicht

Trotz des Kompromisses haben die Bürgerinitiativen am Freitag einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht gestellt. Da das Gericht aber erst in zwei Wochen entscheiden wird, konnte die Abholzung am Montag damit nicht verhindert werden.

(dw)