Möglichst nah müssen die Boule-Kugeln an das "Schweinchen" kommen. Foto: Nils Allwardt / pixelio.de

Denken sie an Boule, dann haben wohl viele Menschen ein Klischee vor Augen: ältere Herren, die im Park beim Glas Wein eine ruhige Kugel werfen. Und manchmal stimmt das auch, bestätigt Walter Alich von der Boule-Abteilung des Z88. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit, denn Boule wird sowohl als Breitensport angeboten als auch als Leistungssport. Es gibt sogar eine Bundesliga. Und regelmäßig Turniere. Zu einem solchen lädt die Boule-Abteilung des Z88 für Sonntag, 14. Juni, ein. Die „Zehlendorfer Open“ – ein offenes Turnier für alle ­– finden dann bereist zum zehnten Mal statt.

Geboren wurden die „Zehlendorfer Open“ im „La Fontaine“ bei einem Glas Bier beziehungsweise Wein. Bei einem Gespräch kamen ein paar Boulespieler auf den Sport zu sprechen, als die Männer von der Information überrascht wurden, dass es ganz in der Nähe, auf dem Gelände von Z 88, einen Bouleplatz gibt. Das musste man sich anschauen, schließlich gibt es in Steglitz-Zehlendorf mit all seinen Park- und Grünanlagen kaum Möglichkeiten, Boule zu spielen, sagt Alich. Der Platz wurde ausprobiert und für gut befunden. Doch das reichte den Zehlendorfern nicht – ein Turnier wurde geplant. Mit Kunststoffwäscheleine wurden damals die Bahnen gezogen, erinnert sich Alich, der gemeinsam mit Georg Rosanski und Peter Salomon die Idee zu dem Turnier hatte. Die Skepsis war groß in der eher kleinen Berliner Boule-Szene.

Nach dem Erfolg des Turnier wurde dann der Zehlendorfer Bouleclub gegründet – allein, man hatte keinen Platz zum Spielen, also schloss man sich als Abteilung dem Z88 an. Das war 2007.

Die Zahl der Mitglieder wuchs an, meist durch Mundpropaganda; Spieler aus anderen Vereinen wechselten zu Z88, erinnert sich Alich. Heute sind es 40 Mitglieder in der Abteilung. „Wir haben einen großen Anteil Franzosen – zehn, und einen großen Frauenanteil“, so Alich.

2007 hat sich die Abteilung ein eigenes „Bouledrome“ mit acht Spielplätzen gebaut – in Eigenregie und mit Unterstützung von Sponsoren. Sogar behindertengerecht ist der Platz.

Das Spiel sei eigentlich ganz einfach, sagt Alich. Zwei Mannschaft, bestehend aus jeweils einem, zwei oder drei Spielern, versuchen ihre Kugeln so nah wie möglich an das „Schweinchen“ heranzubringen. Das „Schweinchen“ oder auch „cochonet“ ist eine kleine Holzkugel, die als erstes auf den Platz geworfen wird. Die Mannschaft, die ihre Kugeln am dichtesten an das „Schweinchen“ heranbringt, gewinnt. Das klingt zwar einfach, doch „es ist schwieriger zu spielen als man denkt“, sagt Alich. Vor allem, wenn man geübte Boulespieler als Gegner hat. Taktik spielt eine wichtige Rolle, zum Beispiel um den Gegnern den Weg zum „Schweinchen“ zu versperren. Je nach Stärke der jeweiligen Teams kann ein Spiel 20 Minuten dauern oder zwei Stunden.

Das Tolle am Spiel ist für Alich die unglaubliche Konzentration, mit der man spielt. „Man vergisst alles um sich herum, die Alltagssorgen und den Stress“, sagt er. Zudem ist die Gemeinde der Boule-Spieler klein in Berlin, man kennt sich. Man ist draußen an der frischen Luft und ständig in Bewegung. Boule sei ein Sport für alle zwischen acht und 80 – und älter. „Unser ältestes aktives Mitglied ist 83 Jahre alt“, erzählt Alich. Doch die Abteilung drücken Nachwuchssorgen. Für Kinder sei der Sport eher ein Spaß für Zwischendurch, für Jugendliche zu unspektakulär.

Viel Ausstattung braucht es nicht, um Boule zu spielen: bequeme Schuhe, wetterfeste Kleidung, einen Satz Boule-Kugeln, ein „Schweinchen“, einen Putzlappen und ein Messband. Und an sollte Spaß daran haben und es lernen wollen, ergänzt Alich.

Trainiert wird beim Z88 einmal in der Woche, dienstags ab 17 Uhr. Doch auch bei schönem Wetter treffen sich die Spieler hin und wieder zu einer kleinen Partie. Einmal im Jahr findet ein Nachtturnier statt, ab 19 Uhr wird dann gespielt, gegrillt und geredet – bis spät in die Nacht.

Auch die „Zehlendorf Open“ finden einmal im Jahr statt. Mitmachen kann jeder, der Boule spielen kann. Anmeldungen sind bis eine halbe Stunde vor Turnierbeginn um 10 Uhr möglich. Gespielt zwei gegen zwei, pro Spieler fällt eine kleine Gebühr von fünf Euro an. Zuschauer sind natürlich auch gern gesehen.