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Die Musikschule Steglitz-Zehlendorf soll von der Haushaltssperre ausgenommen werden – da waren sich die Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Kultur und Bürgerdienste am Mittwoch einig. Unterstützung für diese Forderung gab es auch von Bezirksstadträtin Cerstin-Richter Kotowski.

Gut besetzt waren die Zuschauerreihen im alten BVV-Saal im Rathaus Zehlendorf, als das Thema Musikschule auf der Tagesordnung stand. Vor dem Rathaus hatten vor der Sitzung Musikschüler und –lehrer im wahrsten Sinne des Wortes für ihr Anliegen getrommelt.

Mit Appellen wandten sich Lehrer und Vertreter des Freundeskreises an den Ausschuss und schilderten die prekäre Lage.Schon seit Jahren sei die Situation kritisch: Das Bezirksamt missachte die personelle Unterbesetzung der Musikschule, verwehre wichtige Funktionsstellen im Leitungsbereich, negiere das dementsprechende Ergebnis einer unabhängigen Expertenkommission und verstoße gegen die Richtlinien des Verbands der Musikschulen, las eine Vertreterin des Freundeskreises aus dessen offenen Brief vor. „Ihre Politik hat die Musikschule in die Lage gebracht, ihre Aufgaben nicht mehr so erfüllen zu können, wie die Bürger/innen es zu Recht von ihr erwarten“, heißt es in dem Brief, der an Richter-Kotowski und Bezirksbürgermeister Norbert Kopp adressiert war. Die Haushaltssperre habe die Situation weiter verschärft, weil die Schule keine neuen Schüler aufnehmen kann. Das bringe viele Musiklehrer in Existenznot.

Anna Meind berichtete von einem Einnahmeverlust von monatlich 550 Euro; die fehlen ihr, weil die Schule für Schüler, die aufgehört haben, keine neuen aufnehmen kann. Sechs Stunden pro Woche gingen ihr so verloren und damit das Honorar dafür. Ähnlich sieht es bei Dirk Strakhof aus. Und das Ende sei noch nicht erreicht. Eine Umfrage habe ergeben, dass bis Ende des Jahres rund 700 Schüler die Musikschule verlassen werden. Zudem sei die Zahl der Veranstaltungen drastisch zurückgegangen. Was, wie Strakhof betonte, auch die Budgetgewinne der Musikschule deutlich reduzieren würde. „Der Bezirk spart nur vordergründig“, sagte er.

Doch die Musiklehrer machten sich nicht nur Gedanken über ihre eigene Existenz. Beide berichteten von den Zuständen in der „hoffnungslos überlasteten“ Verwaltung der Musikschule. Diese sei so unterbesetzt, dass die Musikschullehrer einige Aufgaben ehrenamtlich übernommen haben, berichtete Meind. Es fehlten sogar noch Honorarnachberechnungen aus dem Jahre 2013, so Strakhof. Hinzu komme die Einführung der neuen Software, die sich nicht auf die Belange der Musikschule zugeschnitten sei und zugleich noch Probleme aufweise.

Von einer „schleichenden Demontage“ der Musikschule, schreibt der Förderkreis und fordert eine Aufhebung der Sperre, so dass wieder Schüler aufgenommen werden könne, Planungssicherheit und zusätzliches Verwaltungspersonal.

Die Bezirksstadträtin hatte vollstes Verständnis für die Forderungen und betonte, dass sie sich stets, auch auf Landesebene, für die Musikschule stark gemacht habe. Auch sie sei der Ansicht, dass die Fortsetzung der Haushaltssperre für die Musikschule nicht mehr hinnehmbar sei, weshalb sie den Antrag der SPD- und der Piraten-Fraktion unterstütze. Zudem stellte sie eine schnelle Hilfe für Lehrer in Aussicht, die durch die Haushaltssperre in eine prekäre finanzielle Lage geraten seien. Hier werde es eine Einzelfallprüfung geben, sagte Richter-Kotowski.

Dass große Veranstaltungen, wie die Klangmeile und das Sommerfest, gestrichen wurden, habe aber nichts mit der Haushaltssperre zu tun, sondern weil die Verwaltung die Planung und Umsetzung derzeit nicht stemmen könne. Die Schülervorspiele aber liefen weiter, versicherte die Bezirksstadträtin den Zuhörern. Die Unterbesetzung der Musikschulverwaltung sei das Ergebnis eines langjährigen Sparkurses des Senats, so Richter-Kotowski. Erst langsam setze dort ein Umdenken ein. Eine bereits seit langem geforderte Stelle für einen stellvertretenden Musikschullehrer sei auf dem Weg, die Ausschreibung laufe. Und noch mehr hatte die Bezirksstadträtin zu kritisieren. Die Ausführungsvorschrift für die Vergütung der Musikschullehrer, die AV Honorare, spiegele in keiner Weise die Ausbildung und die Erfahrung der Musiklehrer wieder, auch Ausfallhonorare sind dort nicht vorgesehen. Das neue IT-System, das berlinweit in den Musikschulen eingeführt wird, entspreche nicht dem, was man sich vorgestellt hatte und bringe keine Entlastung.

Auch die Fraktionen im Ausschuss schlugen sich auf die Seite der Musikschule und betonten deren Wichtigkeit für die musikalische Bildung und Früherziehung der Kinder in Steglitz-Zehlendorf. Einstimmig gaben sie dem Antrag, die Musikschule von der Haushaltssperre auszunehmen, ihre Zustimmung. Nun erfolgt die Abstimmung in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf.

(go)