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Am vergangenen Freitag haben Kinder, Eltern, Lehrer und Erzieher der Grundschule am Karpfenteich in Lichterfelde eine schockierende Nachricht erfahren. Ein Hort-Erzieher, der seit einigen Jahren an ihrer Grundschule tätig war, wurde vom Amtsgericht Tiergarten wegen sexuellen Missbrauchs eines Jungen schuldig gesprochen. Obwohl gegen den Mann seit Jahren ein Ermittlungsverfahren lief, sind weder der Betreiber des Horts, Zehlendorfer Verein Mittelhof e.V., noch die Schule von der Staatsanwaltschaft darüber informiert worden.

Der 39-jährige Erzieher hatte sich zwischen 2011 und 2013 an einem Jungen, der zu Anfang des Missbrauchs zwölf Jahre alt war, vergangen. Die Übergriffe geschahen während einer von einem Nachbarschaftsverein organisierten Hausaufgabenbetreuung in Wedding. Als die Übergriffe bekannt wurden, wurde er fristlos gekündigt.

Seit 2014 arbeitete der Mann in der Lichterfelder Grundschule. Auch hier war er für die Hausaufgabenbetreuung und die Schach-AG zuständig. Von seinen Neigungen wusste niemand. Laut Ingrid Alberding, Geschäftsführerin des Mittelhofs, bei dem der Mann angestellt war, gab es dafür keinerlei Anhaltspunkte. Bei seiner Einstellung musste er, wie jeder andere Mitarbeiter auch, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Aus dem Zeugnis seien keine Bedenken gegen seine Einstellung abzuleiten gewesen, sagte Alberding gegenüber der Berliner Zeitung.  Auch das Zeugnis vom letzten Arbeitgeber lieferte keine Hinweise.

Doch eigentlich hätte die Staatsanwaltschaft die Schule und den Verein informieren müssen – „Zur Abwehr einer erheblichen Gefährdung Minderjähriger“, so heißt es in der Vorschrift „Mitteilungen in Strafsachen“. Das hätte allerspätestens bei Erhebung der Anklage im September 2017 passieren müssen. Warum das nicht geschehen ist, wird nun laut Staatsanwaltschaft geprüft.

Erst als letzten Donnerstag, 18. Januar, das Amtsgericht Tiergarten den Mann zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Zahlung von 1000 Euro an die Leukämie-Stiftung verurteilt hatte, erfuhren die Schule und der Hort-Betreiber von der Vergangenheit des Hort-Erziehers. Er wurde umgehend vom Dienst suspendiert. Die Schule informierte die Eltern.

Nach diesem Ereignis möchte Ingrid Alberding das Einstellungsverfahren für Erzieher noch strenger machen: „Ab sofort werden wir uns von allen Mitarbeitern unterschreiben lassen, dass gegen sie kein strafrechtliches Verfahren anhängig ist“, sagte sie gegenüber dem Tagesspiegel. Was die Sicherheit der Kinder der Grundschule am Karpfenteich angeht, so gibt es laut dem Schulleiter, Michael Maempel „keinerlei Anzeichen für Vorfälle an unserer Schule“. Doch das Entsetzen bei allen Beteiligten bleibt groß.

(eb)