Glinda Spreen war damals 16 Jahre alt, als ihre Mutter Madame Nou vor der Schlachtbank rettete. Fotos: Gogol

„Stur wie jetzt“ – fragt man Glinda Spreen nach der herausragendsten Eigenschaft Madame Nous, nennt die Besitzerin deren Dickköpfigkeit. Vielleicht hat aber genau die dazu geführt, dass das Shettlandpony am 1. Januar 2013 seinen 50. Geburtstag feiern kann. Damit ist Madame Nou nicht nur das älteste Pony im Kinder- und Jugend-Reit- und Fahrverein (KJRFV) Zehlendorf, sondern auch das älteste Pony Deutschlands – und wahrscheinlich auch weltweit.

Dabei sah es 1974 gar nicht gut aus. Madame Nous damaliger Besitzer wollte das Pony zum Schlachter schicken. Ilse Spreen rettete das Pony in quasi letzter Minute, erzählt ihre Tochter, die damals 16 Jahre alt war. Mehr als 1.500 Kinder lernten seitdem auf Madame Nou reiten. Zudem nahm sie an Turnieren und Jagden teil. Allerdings zeigte sich da der bereits erwähnte Starrsinn.“Sie hat sich ihre Leute immer selbst ausgesucht. Wenn sie einen nicht leiden konnte, stand sie manchmal eine Stunde lang still“, sagt Spreen. Bei den kleinen Reitern war sie auch ein wenig gefürchtet. „Sie hat die Kinder manchmal abgestreift, wenn sie keine Lust mehr hatte“, ergänzt Gloria Rienzner vom „Verein für tierischen Ruhestand“, die sich liebevoll um die Seniorin kümmert. Eine ehemalige Schülerin, die heute selbst eine Reitschule hat, habe mal zu ihr gesagt, dass sie erst gewusst habe, dass sie reiten kann, als sie Madame Nou reiten konnte, erzählt Spreen. So was verbindet. Gelegentlich schauen ehemalige Reitschüler vorbei, um nach der alten Dame zu schauen.

Vor zweieinhalb Jahren noch nahm Madame Nou an einem Hausturnier teil, einer Gelassenheitsübung. Heute jedoch geht sie höchstens noch spazieren. Sie gebe dann Bescheid – und Gloria begleite sie, so die Besitzerin lächelnd.

Gruppenbild mit Madame: Links mit im Bild, Caesar und Gloria Rienzner, die sich liebevoll um die beiden Senioren kümmert.

Trotz ihres hohen Alters hat Madame Nou noch einen Partner. Seit gut einem Monat lässt sie sich von Caesar den Rücken massieren. Vorher war lange Zeit Maxi ihr Partner, bis der vor wenigen Wochen starb. Madame Nou habe einen hohen Männerverschleiß, so Spreen. Fünf waren es insgesamt. Dabei hatte sie ein festes „Beuteschema“: groß und jünger mussten sie sein, weiß Rienzner. Sechs Fohlen schenkte die Jubilarin das Leben, ein weiteres kam als Totgeburt zur Welt, das sei kurz nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl gewesen, erzählt Spreen. Doch auch von den anderen Fohlen leben nur noch drei, aber ein Urenkel von Madame Nou steht noch beim Reit- und Fahrverein auf der Koppel.

Gefeiert wird Madame Nous Geburtstag – den man eigentlich, bis auf das Jahr, gar nicht genau kennt, am 1. Januar nur mit einer kleinen Feier. Das große Fest steigt im April. Dann wird nicht nur der 50. Geburtstag Madame Nous gefeiert, sondern auch das 25-jährige Bestehen des KJRFV, der 1988 aus Spreens Pony-Reitschule hervorging.

(go)