Am 12. Dezember überreichten Boris Buchholz und Marion Möritz stellvertretend für alle Eltern der Nord-Grundschule die gesammelten Unterschriften an den Verkehrsstadtrat Michael Karnetzki (SPD). Foto: Baumann

Mit einer Unterschriftenaktion fordern die Eltern der Nord-Grundschule einen sicheren Schulweg für ihre Kinder. Sie möchten, dass in der Onkel-Tom-Straße auch von der Ecke Potsdamer Straße bis zur Pasewaldtstraße Tempo 30 angeordnet wird. 680 Unterschriften haben sie dafür gesammelt. Am Dienstag, 12. Dezember, überreichten die Eltern die Listen an den Verkehrsstadtrat Michael Karnetzki (SPD).

„Die ‚Lücke’ muss endlich geschlossen werden“, fordern die Initiatoren der Unterschriftenaktion Boris Buchholz und Marion Möritz bei der Übergabe im Rathaus Zehlendorf. Aktuell darf auf der Onkel-Tom-Straße ab der Ecke Potsdamer Straße und bis zur Pasewaldtstraße 50 km/h gefahren werden. Dann beginnt wieder eine 30-Zone. „Das ergibt einfach keinen Sinn“, finden Buchholz und Möritz. Das Stück sei gerade einmal rund 150 Meter lang, doch viele Autofahrer würden trotzdem stark beschleunigen, um einige Meter weiter wieder abbremsen zu müssen. Für die Kinder der Nord-Grundschule, die die Strecke als Schulweg nutzen, sei die Situation lebensgefährlich, da sind sich die Eltern einig. „Wir haben in der Schule darüber gesprochen und einstimmig beschlossen, uns für die Einführung der 30-Zone auf diesem Abschnitt einzusetzen“, so die Initiatoren.

Tödlicher Unfall im Jahr 2016

Dass diese Stelle tatsächlich lebensgefährlich ist, beweist ein Unfall im Frühjahr 2016. Damals wurde eine Radfahrerin in dem nicht verkehrsberuhigten Abschnitt der Straße tödlich verletzt. Ursache für diesen tragischen Unfall war die Enge der Straße und ein stehendes Fahrzeug. Deswegen fordert die Eltern-Initiative für den gleichen Abschnitt auch ein absolutes Halteverbot, ausgenommen für Lieferverkehr. Die stehenden Autos würden die Straße zu unübersichtlich machen, so Möritz.

Die Einführung der 30-Zone käme auch den Schülern der Schadow-, Droste- und John-F.-Kennedy-Schule zugute. Denn auch viele von ihnen nutzen die Onkel-Tom-Straße als Schulweg.

BVV hat schon zweimal den Antrag für Tempo 30 beschlossen

Auch der Bezirk setzt sich für Verlängerung der Tempo-30-Zone in diesem Abschnitt ein. Bereits am 18. Mai 2016 hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf einen entsprechenden Antrag einstimmig beschlossen. Doch der Verkehrssenator lehnte den Antrag ab. „Die Onkel-Tom-Straße ist insgesamt geradlinig und übersichtlich gestaltet. Der bedauernswerte Unfall ist im Ergebnis allein auf einen Fehler im Verkehrsverhalten des Fahrzeugführers zurückzuführen“, heißt es in der damaligen Begründung, die den StadtrandNachrichten vorliegt. Und weiter „Die vom Polizeipräsidenten in Berlin angeforderte Unfallauswertung für diesen Teilabschnitt der Onkel-Tom-Straße weist darüber hinaus für den Zeitraum der vergangenen drei Jahre keinerlei Auffälligkeiten auf.“

Das sehen die Eltern und die anliegenden Gewerbetreibenden ganz anders: Sie habe bereits selbst mehrere Situationen gesehen, bei denen es beinahe gekracht hätte, erzählt Möritz. Und auch die Ladenbesitzer vor Ort würden von zahlreichen Unfällen und Gefahrensituationen berichten, die sie beobachtet haben, bei denen man nur von Glück sagen könne, dass es nicht zu weiteren schweren Verletzungen von Verkehrsteilnehmern gekommen sei. Deshalb beteiligten sich auch die Gewerbetreibenden an der Aktion und sammelten Unterschriften. Auch ihrem Einsatz sei es zu verdanken, dass man so viele Unterschriften gesammelt habe, erklärt Buchholz. Denn die Schule selbst verfüge nur über circa 400 Schüler. „Dass so viele unterschrieben haben, ist ein großer Erfolg“, findet er.

Die Aktion der Eltern hat auch bei den Bezirksverordneten Anklang gefunden. In der letzten BVV-Sitzung am 15. November haben die Verordneten den wortgleichen Antrag, wie schon 2016, erneut einstimmig beschlossen. Der Stadtrat Karnetzki freut sich über die ihm überreichten Unterschriften: „Wenn ich den gleichen Antrag zum zweiten Mal abschicke, brauche ich neue Argumente. Mit diesen Unterschriften habe ich sie“, so der Verkehrsstadtrat. Er selbst sei als Kind auf die Nord-Grundschule gegangen. Damals sei die Verkehrssituation allerdings eine andere, etwas entspanntere, gewesen, erinnert er sich.

„Jetzt liegt es am Senat und an der Verkehrslenkung, dass die Straße für unsere Kinder sicherer wird“, sagt Boris Buchholz. Die Bezirkspolitik habe sich zwei Mal klar dahingehend geäußert, dass die geltende Regelung zu unsicher sei. „Daher appellieren wir jetzt an die Verantwortlichen auf der Senatsebene, das Ansinnen der Bürger vor Ort ernst zu nehmen und zu handeln – für unsere Kinder.“

(eb)