Keine Zustimmung: Die Treitschkestraße wird auch weiterhin nach Heinrich von Treitschke (rechts) statt nach Georg Friedrich Treitschke benannt sein.

Mit einer für Carsten Berger (Grüne) „Eulenspiegelei“ wollen die Piraten endlich den Namensstreit um die Treitschkestraße in Steglitz lösen. Ihr Vorschlag: Die Straße soll nicht umbenannt, sondern umgewidmet werden. Statt an den missliebigen Heinrich von Treitschke, der den Satz „Die Juden sind unser Unglück“ prägte, soll die Straße an den Dramatiker, Theaterregisseur und Schmetterlingskundler Georg-Friedrich Treitschke erinnern. Mit einer Tafel am Straßenschild sei auf den neuen Namensgeber aufmerksam zu machen. Eine solche Umwidmung sei ein Kompromiss, da eine Umbenennung – auch vor dem Hintergrund des großen Aufwandes – von der Mehrheit der Anwohner abgelehnt worden war. Mit dem Antrag wolle man „den jüdischen Bürgern ein Stück weit Frieden geben“, so Georg Boroviczény (Piraten), der den Antrag am Mittwoch im Ausschuss für Bildung, Kultur und Bürgerdienste vorstellte.

Für den Bürgerdeputierten Clemens Escher (CDU) war Antrag zwar „originell“, aber nicht zustimmungsfähig. Georg-Friedrich Treitschke haben keinen Bezug zu Berlin geschweige denn zu Steglitz – und wer wüsste denn zu sagen, ob nicht auch von diesem Treitschke nicht irgendwelche „schwierigen Sätze“ bekannt werden könnten, wandte er ein. Als Schmetterlingskundler sei dieser Treitschke unverdächtig, fand Boroviczény, und auch von ihm als Schriftsteller seien keine solchen Aussagen bekannt.

Berger lehnte den Antrag ab, weil man damit zum einen die Bürger hintergehen würde, zum anderen wolle er die historische Dimension dieses Straßennamens respektiert wissen. Es ginge in erste Linie nicht darum, den Namensstreit zu lösen, sondern den Antisemitismus zu bekämpfen, so Berger, der auf einen Antrag seiner Fraktion verwies, der im Anschluss diskutiert wurde. Mit dem bitten die Grünen das Bezirksamt, sich mit dem Betreiber des „Boulevard Berlin“ in Verbindung zu setzen, um eine bereits längerfristig angedachte Dauerausstellung zum Thema Antisemitismus endlich zu realisieren. Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) erklärte, dass man bereits Anfang des Jahres Kontakt zur neuen Betreibergesellschaft aufgenommen hatte, die eine solche Ausstellung ziemlich deutlich abgelehnt habe. Sie bemühe sich aber weiterhin darum. Um sie dabei zu unterstützen, stimmten die Ausschussmitglieder einstimmig für den Grünen-Antrag. Das Anliegen der Piraten hingegen fand keine Zustimmung bei den anderen Fraktionen.

(go)