Villa Huntemüller, Marienplatz 13/Promenadenstraße 15C, Foto: Denkmalschutzbehörde

Üblicherweise wird ein Gebäude von Amtswegen in die Denkmalliste aufgenommen. Der Eigentümer wird informiert und ist nicht immer erfreut über die mit dem Denkmalschutz einhergehenden Verpflichtungen und Auflagen. Ganz anders der neue Eigentümer der Villa Huntemüller am Marienplatz.

Ingo Juraske beantragte selbst die Aufnahme seines Neuerwerbs in die Denkmalliste. Schon kurz nach dem Kauf nahm er Kontakt mit der Inventarisation des Landesdenkmalamtes auf. Hier wird der Denkmalwert geprüft. Voraussetzung für die Eintragung in die Denkmalliste ist, dass der Erhalt des Gebäudes wegen seiner geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt. Die Begutachtung bestätigte die städtebauliche als auch die künstlerische Bedeutung, so dass eine Eintragung in die Denkmalliste erfolgen konnte.

Die Villa Huntemüller, Promenadenstraße 15c/Marienplatz 13, wurde 1883-84 vom königlichen Bauinspektor Huntemüller für die eigene Nutzung erbaut. Sie gehört zu den frühesten noch erhaltenen Bauten der von Johann Anton Wilhelm von Carstenn angelegten Villenkolonie Lichterfelde. Gelegen an einer der Platzkanten des Marienplatzes befindet sie sich im ältesten Teil zwischen Bahnhof Lichterfelde Ost und Marienplatz.

Gerade in diesem historischen Gebiet ist die Bebauung aus dem 19. Jahrhundert durch Kriegszerstörung stark dezimiert, so dass die Villa Huntemüller exemplarisch diese erste Bauphase um 1880 darstellt. Architektonisch angelehnt ist die Villa an der klassizistischen Haltung der Schinkel-Schule, charakteristisch ihre Fassade mit Sichtmauerwerk, abgesetzten Putzelementen und wenig Zierrat.

Ingo Juraske fand die Villa in einem bedauernswerten Zustand vor. Durch Kriegsschäden war der halbrunde Anbau aus den 1920er Jahren zerstört, dessen Klinkerwand verputzt und mit einer neuen Öffnung versehen. Das ursprünglich für nur eine Familie gebaute Haus war in drei Wohnungen aufgeteilt, die Decken des Erdgeschosses abgehängt und die Oberlichter zugemauert. Auch die Farbfassung entsprach nicht dem historischen Zustand.

Villa Huntemüller, Fotos: Denkmalschutzbehörde

In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde wurde ein Restaurierungskonzept für das Haus erarbeitet. Es galt, möglichst viel originale Bausubstanz zu erhalten und das bauzeitliche Bild der Villa zurückzugewinnen. Die ursprüngliche Nutzung als Einfamilienhaus, mit elf Zimmern, entspricht nicht den heutigen Wohnbedürfnissen.

Man behielt die Dreiteilung, organisierte den Grundriss aber so, dass die ursprüngliche Raumaufteilung weitgehend erhalten werden konnte. Nachdem die abgehängten Decken entfernt wurden, kam die ursprüngliche Raumhöhe zum Vorschein. Die zugemauerten Oberlichter der Fenster wurden geöffnet und entsprechend ergänzt. Mit Hilfe eines Restaurators konnte für das Treppenhaus und alle Außenbauteile die ursprüngliche Farbgebung festgestellt werden. Der bauzeitliche anthrazitgraue Dachziegel befand sich noch in Teilen auf der Gartenseite des Daches. So ließ sich die Farbgebung vollständig wiederherstellen.

Leider traten beim Bau nicht nur angenehme Überraschungen wie die originalen Steinzeugfliesen in der ehemaligen Küche und die historische Prägetapete im Treppenhaus zutage. Teile von Dachkonstruktion und Mauerwerk waren von Hausschwamm befallen, was die Baukosten erheblich steigerte. Gut, dass der Bauherr durch die Eintragung in die Denkmalliste von Steuererleichterungen profitieren kann. Eigentlicher Beweggrund für die Eintragung in die Denkmalliste aber war für Ingo Juraske, dass das mit viel Aufwand in den ursprünglichen Zustand zurückversetzte Gebäude der Nachwelt erhalten bleibt.

Text: Sabine Schmiedeke
Redaktion: Dr. Jörg Rüter
Denkmalschutzbehörde