Groß war der Andrang bei der Börse im Rathaus Zehlendorf. Foto: Gogol

„Eine Brücke zur Integration“ sei ein Arbeitsplatz, sagt Günther Schulz vom Willkommensbündnis. Darin sind sich alle einig, die am Donnerstag im Rahmen des Interkulturellen Dialogs an einer Jobbörse für Flüchtlinge teilnahmen.

Das Interesse an der Veranstaltung war groß, eng an eng schoben sich vor allen männliche Flüchtlinge an den Ständen im Bürgersaal vorbei auf der Suche nach Arbeit. So wie Arash Barazi. Der 19-Jährige ist seit 15 Monaten in Deutschland und sucht Arbeit, um Geld zu verdienen sagt er in gutem Deutsch. Was für Arbeit ist ihm egal. Und das gilt nicht nur für ihn, weiß Suada Dolovac von der Gierso Boardinghouse GmbH, die die Flüchtlingsunterkünfte Klingsorstraße und Goerzallee betreut. „Sie sind hier mit großen Erwartungen und Hoffnungen“, berichtet sie. Sie seien für fast alles zu haben, auch wenn sie wissen, dass ihre Deutschkenntnisse nicht immer gut seien. Ein Arbeitsplatz sei für sie ein Schritt in die Selbstständigkeit und biete ihnen auch die Chance, sich eine eigene Wohnung zu suche, sagt Dolovac. Zudem kämen sie dadurch mit vielen verschiedenen Menschen – Kollegen und Kunden – in Kontakt. Eine Chance, die aber nur Flüchtlinge mit gesichertem Aufenthaltsstatus haben, also aus den Ländern Syrien, Eritrea, Irak und Iran kommen. Auch nur solche waren zur Jobbörse eingeladen worden.

Diesen Flüchtlingen bietet das Stadtteilzentrum Steglitz über das Programm „Jobfit“ einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt, berichtet dessen Geschäftsführer Thomas Mampel. Das geförderte Programm dauert acht Wochen. In den ersten vier Wochen steht die Theorie im Mittelpunkt: Wie funktioniert der deutsche Arbeitsmarkt? Wie sieht ein Arbeitsvertrag aus? Wie muss eine Bewerbung gestaltet sein? Aber auch die Anerkennung von Abschlüssen wird in Angriff genommen. Anschließend wartet ein Praktikum auf die Flüchtlinge. Man arbeite dabei nur mit Unternehmen zusammen, die sich bereit erklärt haben, anschließend auch Flüchtlinge einzustellen, betont Mampel. Lagerarbeiter, Hausmeister, Bäcker und Konditoren und Pflegekräfte sind nur einige Berufe, die zur Auswahl stehen.

Ein ähnliches Portfolio hat auch die Zeitarbeitsfirma randstad im Angebot, die sich ebenfalls präsentierte. „Wir suchen immer gute Mitarbeiter“, sagt Stefanie Gombert, Senior Consultant bei randstad. Sie müssen vor allem motiviert und zuverlässig sein, erklärt sie. Und sie brauchen – und das ist der Haken – gute Deutschkenntnisse. Das sei bei vielen, die sich bei ihnen informierten, nicht gegeben.

An verschiedenen Ständen informierten sich Flüchtlinge über Arbeits- und Studienmöglichkeiten. Foto: Gogol

Für viele der Flüchtlinge bot der Tag eine erste Begegnung mit dem Jobcenter, das gemeinsam mit dem Bezirksamt die Veranstaltung organisiert hatte. Es sei eine „gute Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen“, so Christian Henkes, Sprecher der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. Ein Erstgespräch im Jobcenter könne dies aber nicht ersetzen. Das dauere etwa eineinhalb Stunden, erklärt Henkes. Dort würden Kompetenzen besprochen und erarbeitet, was der Flüchtling kann und welche Qualifikationen er noch brauche. Die Börse sei ein niedrigschwelliges Angebot und werde von den Flüchtlingen gut angenommen, „Sie kennen das nicht. Sie haben einen Staat noch nicht fürsorglich erlebt“, so Henkes. Das Interesse sei sowohl bei den Flüchtlingen hoch als auch bei den Arbeitgebern.

„Ich bin sehr zufrieden“, betont die Beauftragte für Integration und Migrationdes Bezirks, Marina Roncoroni angesichts der großen Besucherzahl. „Das ist ein neuer Impuls in Richtung Integration“, freut sie sich. Es ist bereits der vierte Interkulturelle Dialog im Bezirk, den sie organisiert hat, aber der erste, der auf diese Weise stattfand. „Wir wollten angesichts der aktuelle Lage etwas machen, das in die Landschaft passt.“ Die Eingliederung in den Arbeitsmarkt sei eines der wichtigsten Gleise bei der Integration, betonte sie.