Herman Karnitzschky mag Hühner. An der Grundschule am Stadtpark Steglitz hat er einen kleinen Hühnerhof. Foto: Gogol

Herman Karnitzschky mag Hühner. An der Grundschule am Stadtpark Steglitz hat er einen kleinen Hühnerhof. Foto: Gogol

Seit 32 Jahren lebt Hermann Karnitzschky in Berlin, fast genauso lange hält er hier Hühner. Sie erinnern ihn an seine oberfränkische Heimat, Wunsiedel im Fichtelgebirge, wo er einst Hühner hielt. Sieben Arokaner, asiatische Wildhühner, die grüne Eier legen, leben derzeit auf seinem kleinen Hof an der Grundschule am Stadtpark Steglitz, in der Karnitzschky Hausmeister ist.

Die Hühner leben frei, jeden Morgen um 7 Uhr lässt Karnitzschky die Hühner aus ihrem Stall, dann nutzen sie ihre Freiheit, um auch mal den nahen Park zu besuchen. Gerade im Frühjahr finden sie dort frisches Gras und leckere Käfer. Dass sie dazu eine Straße überqueren müssen, ist für die intelligenten Tiere kein Problem. „Sie warten an der Straße, bis das Auto vorbeigefahren ist, und laufen dann rüber“, erzählt Karnitzschky. Doch für jede Regel gibt es eine Ausnahme. In diesem Jahr wurden bereits zwei seiner Hühner überfahren, berichtet der 59-Jährige. Die ersten nach zehn Jahren. Und noch mehr Verluste hat er in diesem Jahr hinnehmen müssen: Ein Huhn wurde von einem Habicht geschlagen, vier von fünf Kücken holte sich eine Krähe. Ein anderes Huhn starb im Alter von achteinhalb Jahren. Das Tier hatte Karnitzschky mit der Hand aufgezogen, weil die Glucke gestorben war. Danach hat sich sein Hund um das Huhn gekümmert, das bei Gefahr Zuflucht bei seinem vierbeinigen Begleiter suchte. Achteinhalb Jahre sind stolzes Alter für ein Huhn und damit ist klar: Karnitzschky züchtet die Hühner nicht für den Topf. Sie verbringen bei ihm ihr Leben – vom Ei bis „es mal umfällt“.

Die Hühner führen auf dem Hof ein freies Leben, inklusive Ausflug zum nahen Park. Foto: Gogol

Die Hühner führen auf dem Hof ein freies Leben, inklusive Ausflug zum nahen Park. Foto: Gogol

Mit Verlusten hat Karnitzschky umzugehen gelernt in all den Jahren. Einmal, so erinnert er sich, holte sich der Fuchs neun Tiere auf einmal. Daran gedacht aufzuhören, hat er deshalb aber nicht. Nur vorsichtiger ist er geworden. Denn auch wenn sein Hahn schon morgens um 4 oder 5 Uhr kräht, vor 7 Uhr lässt er die Tier nicht raus. „Die Gefahr ist zu groß. Je ruhiger es ist, desto eher schlägt der Fuchs zu“, erklärt Karnitzschky. Bis abends 19.30 Uhr, 20 Uhr laufen die Tiere frei umher. Den Weg zurück finden sie ohne Probleme.

Angefangen hat Karnitzschky mit kleinen Hühnern, Wyandotten, die legten aber nur kleine Eier, später hielt er „normale“ Hühner wie Rhodeländer. Seine Tiere zieht er selbst aus den Eiern, einmal im Jahr. Entweder werden bis zu neun Eier einer Glucke untergelegt oder bis zu 20 im Brutapparat ausgebrütet.

Warum er Hühner hat? „Hühner sind am einfachsten zu halten. Sie sind pflegeleicht und legen täglich ein Ei“, erklärt er. „Aber du hast dann kein Rasen mehr“, ergänzt er lachend, denn die Tiere reißen die Büschel mit Wurzel aus. Enten hatte Karnitzschky früher auch einmal, aber die machten ihm zu viel Dreck.

Täglich findet Hermann Karnitzschky in den Nestern Eier, die Arokaner legen grüne. Foto: Gogol

Täglich findet Hermann Karnitzschky in den Nestern Eier, die Arokaner legen grüne. Foto: Gogol

Weiße, braune, grüne und auch graue Eier holt Karnitzschky jeden Tag aus dem Verschlag. „Da braucht man zu Ostern nicht färben“, scherzt er. Die Eier verkauft er in der Nachbarschaft. Ärger hat es in all den Jahren mit der nicht gegeben, nur einmal hatte sich ein Anwohnerin wegen des Krähens beschwert, aber das war schnell geklärt. Die meisten Anwohner freuten sich über ihre gefiederten Nachbarn. Einmal im Jahr schauen auch die Stadtparker Schüler in seinem Hühnerhof vorbei, als Teil des Unterrichts. Dann erklärt der Hausmeister ihnen, was man über Hühner wissen muss, und zeigt ihnen, wie ein Ei von Innen aussieht. Doch weitergehendes Interesse gibt es bei den Schülern kaum. Und so kümmert sich Karnitzschky allein um das geliebte Federvieh bis die Pensionierung ansteht.

(go)