Das Gartenlokal an der Havel in Nikolskoe, festgehalten von Max Liebermann, ist Teil der Jubiläumsausstellung. Foto: Andres Kilger

Das Gartenlokal an der Havel in Nikolskoe, festgehalten von Max Liebermann, ist Teil der Jubiläumsausstellung. Foto: Andres Kilger

Die Liebermann-Villa zeigt bis 12. September die Ausstellung „Max Liebermann – Biergärten und Caféterrassen“. Zum zehnjährigen Bestehen als Museum greift das Haus damit ein Motiv Max Liebermanns auf, an dem die künstlerische Entwicklung des Malers vom Realisten zum impressionistischen Meister besonders gut nachvollzogen werden kann. Auch mit seinem Sommerhaus am Wannsee ist dieser Werkkomplex eng verbunden.

Liebermann entdeckte das Motiv des „Biergartens“ 1879 bei einem Studienaufenthalt in Etzenhausen bei Dachau. Der dörfliche Biergarten war Teil der bäuerlichen Lebenswelt, die Liebermann dort vorfand und die er vor der Natur malte. Er entdeckte durch seine Studien die Wirkung des durch die Bäume einfallenden Lichtes, das sich auf dem Boden in Sonnenflecken zeigte – ein Seh-Eindruck, der dem Künstler die Tür zur impressionistischen Lichtmalerei öffnete.

Das Motiv des Gartenlokals begleitete Liebermann in verschiedenen Interpretationen bis in sein Spätwerk. Aus den bäuerlichen Wirtschaften am Anfang seiner Karriere wurden im Laufe der Zeit die beliebten Ausflugs-lokale und Caféterrassen der Großstädter, die der Künstler zunächst in Holland, später in Hamburg und ab 1910 rund um den Wannsee und die Havel malte. Der Ausblick auf das Wasser wurde hier für Liebermann zum entscheidenden Kriterium der Motivwahl.

Der Bau der Wannseebahn 1874 ließen den Wannsee und die Havel zu den beliebtesten Ausflugszielen der Berliner werden und bescherte den Gartenlokalen an den Sonn- und Feiertagen eine Hochkonjunktur. Die späten Gartenlokale Max Liebermanns spiegeln das bunte Treiben rund um seine Sommervilla am Wannsee besonders gut: bunte Menschenmassen, voll besetzte Tische und das Wasser im Hintergrund – zwanzig Ölbilder entstanden allein in den Jahren 1930 bis 1934.

Viele der so von Liebermann im Gemälde festgehaltenen Biergärten und Ausflugslokale rund um den Wannsee und die Havel existieren auch heute noch: Die Lokale Moorlake und Nikolskoe oder auch die Loretta am S-Bahnhof Wannsee, an deren Stelle früher der sogenannte Kaiser-Pavillon stand. Das Hotel-Restaurant Schwedischer Pavillon, das in unmittelbarer Nähe zur Liebermann-Villa lag und in dem Max Liebermann 1927 seinen 80. Geburtstag feierte, gibt es heute allerdings nicht mehr. Das Gebäude wurde über Jahre vom Arbeiter Samariterbund genutzt. Heute ist es in Eigentumswohnungen zerlegt.

Die Ausstellung „Biergärten und Caféterrassen“ zeigt die frühen Biergärten aus Liebermanns Münchner Zeit ebenso wie die impressionistischen Gemälde aus Holland und die Berliner Havelcafés aus Liebermanns Spätwerk. Sie dokumentiert am Beispiel dieses Werkkomplexes die Entdeckung des Lichts und die besondere Funktion des Motives bei der Entdeckung einer impressionistischen Bildsprache. Ein separates Ausstellungskapitel mit Bier- und Cafégärten von anderen Secessions- Künstlern, darunter Albert Weisgerber, Franz Heckendorf und Max Uth, trägt dazu bei, das Schaffen Liebermanns im Zeitkontext zu verstehen.

Die Leihgaben kommen aus der Kunsthalle Bremen, den Staatlichen Museen zu Berlin, der Hamburger Kunsthalle, dem Lentos Kunstmuseum Linz, dem Museum Oskar Reinhart, Winterthur, dem Kunsthaus Zürich, der Fondation Sonia et Edward Kossoy, Genf, der Gemäldegalerie Dachau, dem Pommerschen Landesmuseum sowie zahlreichen Gemälden aus Privatbesitz.

Zur Ausstellung erschien ein gleichnamiger Katalog, für die Max- Liebermann-Gesellschaft Berlin herausgegeben von Martin Faass.

(sn)