Am Hohentwielsteig sollen 340 Flüchtlinge in zwei Containergebäuden untergebracht werden. Foto: Gogol

Voraussichtlich Ende August gibt es am Hohentwielsteig in Zehlendorf 340 neue Anwohner. Dann eröffnet dort eine Flüchtlingsunterkunft. Für Freitag hatte der Arbeitersamariterbund (ASB), der die Betreuung der Einrichtung übernimmt, zu einem Tag der offenen Tür eingeladen und führte nicht nur Kooperationspartner und Presse sondern auch interessierte Bürger durch eines der beiden neuen Containerhäuser.

Hell und freundlich sind die die Flure und Räume, aber irgendwie auch noch sehr steril. Das wird sich wohl in der letzten Augustwoche ändern, wenn dann die ersten Flüchtlinge eintreffen. Jedenfalls, wenn man das Abwasserproblem in Griff bekommt.

170 Zimmer gibt es, ausgelegt für jeweils zwei Personen, die sich eine Fläche von 16,53 Quadratmeter teilen. Mit Hilfe von Trennwänden können daraus aber auch größere „Familienzimmer“ werden. Zwei Betten, zwei Schränke, ein Tisch, zwei Stühle – so sieht die Einrichtung aus. Gleich ausgestattet nur doppelt so groß sind die zwei behindertengerechten Zimmer im Erdgeschoss, so dass auch Rollstuhlfahrer sehr bequem die Räume nutzen können. Auch ein rollstuhlgerechtes Badezimmer wurde eingerichtet. Pro Etage gibt es jeweils ein Damen- und ein Herrenbad mit Toiletten und separaten Duschen. Sogar an Stehtoiletten wurde gedacht. Pro Etage gibt es auch eine Küche mit je zehn Herden. Da die Flüchtlinge die Erstaufnahme verlassen haben, ist für sie nun Selbstversorgung angesagt.

Drei Schulungsräume wurden eingerichtet. Die sind aber weniger für Kinder, die ja eine Schule besuchen werden, denn für Erwachsene gedacht, die hier Deutsch-Unterricht erhalten sollen, erklärt der Heimleiter. Beim Unterricht sowie auch darüber hinaus setze man auf bürgerschaftliches Engagement.

Hilfsbereitschaft ist groß

Die Hilfsbereitschaft sei groß, berichte der Heimleiter. Geplant ist zum Beispiel ein Fahrradprojekt, wie es der ASB bereits in einer andern Flüchtlingsunterkunft betreibt. Bürger können Fahrräder in der Einrichtung abgeben, es soll gemeinsame Radtoren geben, und zusammen mit dem Mittelhof e.V, der die Nachbarschaftsarbeit für die Einrichtung übernimmt, ist eine Fahrradwerkstatt geplant. „Wir nutzen deren Infrastruktur“, erklärt der Heimleiter. Ein weiteres Projekt, das am Ehrenamtstag im September angegangen werden soll, ist die Errichtung eines kleinen Parks. Neben den Wohncontainern gibt es noch einen Grünzug, aus dem der Unrat entfernt werden soll.

Für mögliche Kinder, die in die Unterkunft ziehen, stehen zwei Spielzimmer bereit. Allerdings sind die derzeit noch etwas spärlich ausgestattet. Man müsse abwarten, wie alt die Kinder sind, die hier einziehen, so der Heimleiter. Denn wer kommt, das ist derzeit noch nicht bekannt.

Für medizinische Untersuchen und Behandlungen steht ein Ärzte-/Quarantänezimmer bereit. Bereits zehn Ärzte hätten sich bereit erklärt, dort ihre Dienste ehrenamtlich anzubieten, berichtet der Heimleiter; eine Kassenärztin wird wöchentlich eine Sprechstunde anbieten. Es sei erstaunlich, was so alles im Hintergrund laufe, fand der Heimleiter – mit den Ehrenamtlichen, den Ärzten und auch dem Bezirksamt, das Einschulungen und Einstufungstest für die Flüchtlingskinder vorbereite. Für jüngere Kinder halte man flexibel Plätze in verschiedenen Kindertagesstätten frei, berichtete Ingrid Alberding, Geschäftsführerin des Mittelhof e.V. Das gleiche gelte für andere Träger.

Insgesamt 14 Mitarbeiter, inklusive Reinigungskräften, kümmern, sich um die Flüchtlinge, darunter zweieinhalb Sozialarbeiter, zwei Erzieher und drei Sozialbetreuer.

Unterkunft für besonders schutzwürdige Flüchtlinge

Die Flüchtlingsunterkunft am Hohentwielsteig ist nicht die einzige, die Ende des Monats in Steglitz-Zehlendorf eröffnet werden soll. Auch am Ostpreußendamm ist ein „Containerdorf“ entstanden, in dem besonders schutzwürdige Flüchtlinge untergebracht werden sollen, erklärt Monika Hebbinghaus von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. „Das sind Traumatisierte, aber auch alleinerziehende Mütter mit Kindern, Schwangere, auch Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung im Heimatland verfolgt wurden. Diesem Bedarf wurde bei der Planung der Räume Rechnung getragen“, so Hebbinghaus. So gibt es sechs Einzelzimmer für traumatisierte Flüchtlinge mit erhöhtem Rückzugsbedarf, vier barrierefreie Zimmer für Menschen mit Behinderung, sowie Zimmer mit Verbindungstür für Familien. Insgesamt 308 Bewohner sollen in die beiden Gebäude einziehen. Es gibt Räume, die von Frauen und Kindern, von Familien oder nur von Männern separat bewohnt werden. Ruhe und Rückzugsmöglichkeit seien ebenso geschaffen worden wie überschaubare Flurbereiche, heißt es in der Beschreibung der Anlage durch die Task Force Notunterbringung des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso). Spielflächen und Sportanlagen sollen die Aufenthaltsqualität erhöhen. Zudem wurden ein große Mehrzweckraum sowie kleinere Mehrzweckräume errichtet, ebenso Betreuungs- und Schulungsräume, Kinderspielflächen, Aufenthaltsräume und ein Raum für die medizinische Versorgung.

Betreiber der Einrichtung ist der milaa e.V. (Miteinander leben aber anders), eine hundertprozentige Tochter des Evangelischen Diakonievereins Berlin-Zehlendorf. Die Nachbarschaftsarbeit liegt in den Händen des Stadtteilzentrums Steglitz.

Für Sonntag, 30. August, ist in der Flüchtlingsunterkunft am Ostpreußendamm ein Tag der offenen Tür für die Nachbarn und interessierte Anwohner geplant, dabei ist auch ein Rundgang durchs Haus möglich.

(go)