Bernards Lügenkonstrukt bricht zusammen. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Bernards Lügenkonstrukt bricht zusammen. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Selten hat Lügen so viel Spaß gemacht. Am Sonnabend feierte das Premierenpublikum im Schlosspark Theater den „Lügenbaron“ mit lautem Lachen und noch lauterem Applaus.

Witzig, pointiert und absolut unterhaltsam kommt die deutsche Übersetzung des französischen Theaterstücks daher. Verantwortlich dafür zeichnet der Chef des Hauses, Dieter Hallervorden, höchstpersönlich. Der Romanist hat das Stück von Eric Assous in Paris gesehen und für das Schlosspark Theater ins Deutsche übertragen.

„Für jeden kommt einmal die Stunde der Wahrheit, dann heißt es: lügen, lügen, lügen“ – so lautet das Lebensmotto von Bernard. Der scheint das perfekte Leben zu führen: Er ist gut aussehend, erfolgreich, reich, verheiratet und stolzer Vater eines Sohnes. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn Bernard ist auch ein Macho und pathologischer Lügner, der seine Frau mit der jungen Soraya betrügt. Als die schwanger wird und droht, die Affäre auffliegen zu lassen, muss Philippe helfen. Philippe ist Bernards bester Freund seit 15 Jahren. Er ist nett, aufrichtig und kann seinem besten Freund nichts abschlagen. Und so hält er den Kopf hin für die Affäre Bernards, selbst als seine eigene Beziehung zu seiner Freundin Alice auf dem Spiel steht.

Lüge folgt auf Lüge folgt auf Lüge, die Verzweiflung steigt – doch so dramatisch das Geschehen für die Protagonisten ist, für die Zuschauer ist es amüsant dabei zuzusehen, wie das Konstrukt aus Un-und Halbwahrheiten weiter wächst und sich beide Männer darin verheddern. Das Premierenpublikum gab Szenenapplaus, und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Das einzige Manko: Wie Nelly die Lügen ihres Ehemannes entdeckt, wirkt künstlich, so als ob der Autor nun schnell eine Lösung brauchte, um dem Stück die nötige Wendung zu geben. Entschädigt wird man dafür allerdings durch das fantastische Spiel Marko Putišeks, der zur Höchstform aufläuft, als Bernards Welt zusammenbricht

Und das will etwas heißen, denn während des gesamten Stücke ist Putišek zu einhundert Prozent Bernard. Es macht Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er lügt und leidet, stets auf seinen Vorteil bedacht ist und dafür ohne mit der Wimper zu zucken – im Namen der Freundschaft – seinen besten Freund manipuliert. Dabei ist er so überzeugend, dass im Publikum so manches „Das gibt’s doch nicht“ zu hören war, wenn Bernard an seiner nächsten Lüge strickte und so Philippe noch weiter in die Bredouille brachte.

Auch die weiteren Rollen sind perfekt besetzt: Wer kann denn besser den gutmütigen, etwas naiven Philippe spielen als Harald Effenberg? Und wer passt besser in die Rolle des Luxusweibchens mit viel Herz und großer Klappe an Bernards Seite als Désirée Nick?

Wenn der Applaus am Premierenabend über den Erfolg eines Stückes entscheidet, dann kann „Der Lügenbaron“ nur ein Superhit für das Schlosspark Theater werden.

(go)