Guillermo, Gerardo, Susanne und Erika (kniend, von links) klären über den Weg des Kaffees und Kakaos von Peru nach Deutschland auf. Unterstützt werden sie dabei von bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto, der Koordinatorin für Internationale Zusammenarbeit, Linda Klingenberg, und Projektbetreuerin Wiebke Brasse (hintere Reihen, von links).

Woher kommen eigentlich unser Kaffee und unsere Schokolade? Wie werden sie produziert? Wer erntet die Bohnen und wer verdient daran? Antwort auf diese Fragen bekommen Schüler aus Steglitz-Zehlendof im Botanischen Garten derzeit aus erster Hand. Zwei jung Menschen aus einer peruanischen Kaffeekooperative sind seit sechs Wochen im Bezirk und klären gemeinsam mit zwei Deutschen Kinder und Jugendliche über Peru und das Leben vom Kaffee- und Kakaoanbau auf. Anschließend machen sie das gleiche gemeinsam in Peru.

Das Projekt entstand in einer Kooperation zwischen der Kooperative „oro verde“ („Grünes Gold“) und dem Jugendamt Steglitz-Zehlendorf, das eine Internationalisierung der Jugendarbeit im Bezirk anstrebt.

In Lamas ist die Kooperative 1999 als eine Alternative zum dort verbreiteten Anbau von Koka-Pflanzen entstanden, berichtet Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto. Heute gehören ihr zwischen 900 und 1.000 Mitglieder an, die meisten davon sind Produzenten, die auf ihren Feldern Kaffee und Kakao anbauen. Die Ernte vermarktet die Kooperative – ohne Zwischenhändler. So bleibt für die Bauern, die vorher ihre Produkte teilweise unter dem Welthandelspreis abgeben mussten, mehr Geld zum Leben, erzählt Guillermo Claverias Portocarrero, der für die Kooperative in Peru arbeitet und dort vor allem gern den Kakao verkostet. Jede Sorte habe einen anderen Geschmack, einen unterschiedlichen Säure-Anteil und verschiedene Nuancen, erklärt er. Und jeder Käufe habe unterschiedliche Wünsche – je nach Endprodukt

Unterstützung erhielten Produzenten bei der Gründung ihrer Kooperative durch ein Programm der Vereinten Nationen zur Reduzierung des Koka-Anbaus.

Vor zwei Jahren wandte sich die Kooperative an das Bezirksamt, unter anderem um Partner für eine Art Aufklärungsprojekt zu starten. Das sei nicht nur im Verbraucherland Deutschland nötig, sondern auch im Produzentenland Peru, sagt Guillermo. Viele Jugendliche ziehe es vom Land in die Stadt, sie wüssten gar nicht mehr, wie der Anbau in ihrer Heimat funktioniere, berichtet der 28-Jährige.

Markl-Vieto und das Jugendamt nahmen das Angebot an. Unterstützung für das Projekt gibt es vom ASA (Arbeits- und Studienaufenthalte Programm) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Ein erstes Ergebnis der Zusammenarbeit war beim Jazz-Boulevard im Boulevard Berlin im vergangenen August zu sehen. Dort war „oro verde“ mit einem Stand vertreten, an dem die Kooperative ihren Kaffee verkaufte. Die Kooperation soll aber noch weitere Früchte tragen. So ist angedacht, in Schulen des Bezirks  Schülerfirmen zu etablieren, die die Produkte von „oro verde“ vermarkten sollen. „Die Schüler lernen dabei, wo der Kaffee her kommt, wie die Produzenten leben und wie man einen Markt aufbaut“, so Markl-Vieto. Die Workshops, die derzeit stattfinden sind eine Art Vorbereitung darauf.

Mit Guillermo, der Landwirtschaft studiert hat und seit 2012 für die Kooperative arbeitet, ist Erika Gissela Tapullima Ishuiza nach Steglitz-Zehlendorf gekommen. Die 24-Jährige hat Englisch und Französisch studiert und macht derzeit ein Praktikum bei „oro verde“. Ihr Vater ist Landwirt in der Kooperative und baut Kakao und Kaffee an. Eigentlich habe sie sich einen anderen Karriereweg vorgestellt, gesteht Erika, doch je länger sie bei „oro verde“ ist, desto spannender und interessanter findet sie die Arbeit dort.

Am 4. Juli geht es für die beiden zurück nach Lamas. Nur in paar Tage später folgen ihnen Susanne Redlin und Gerardo Ocatvio Unger Lafourcade, um dann das Projekt dort fortzusetzen. Susanne ist studierte Kulturwissenschaftlerin, während ihres Studiums war sie auch in Lateinamerika. Als sie von dem Projekt gehört hatte, habe sie sich sofort beworben, erzählt sie. Umweltingenieur Gerardo hat selbst Familie in Peru, zudem habe er Interesse daran, wie der Informationsaustausch und die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Lateinamerika funktionieren, erklärt der 27-Jährige, warum er sich für das Programm beworben hat.

Verabschiedet werden alle vier am 29. Juni bei einem Abschlussfest im Bali-Kino.

(go)