Sind im Gleichgewicht: Die Seiltänzerinnen der Emil-Molt-Schule. Fotos: Gogol

Noch sitzt nicht jeder Schritt, mal fehlt die Musik oder die Umbauarbeiten sind zu laut – doch eine alte Bühnenweisheit sagt, dass eine Generalprobe ruhig schief laufen darf, dann ist die Premiere um so besser.

Am Mittwoch probten die Schüler der Emil-Molt-Schule für ihre Zirkuspremiere am Donnerstag. Zum zwölften Mal zeigen dann die kleinen und großen Artisten, was sie während des Schuljahres und vor allem während der Zirkuswoche gelernt haben. Und das ist eine ganze Menge: Artisten und Seiltänzerinnen, Jongleure und Dompteure, Clowns und Einradfahrer bevölkern die Bühne des Kinderzirkus‘ Molto Vitale. Und manchmal vergisst man als Zuschauer, dass es „nur“ Kinder sind.

Eine der Zirkuskünstlerinnen ist Nina Blankenagel. Die Zwölftklässlerin zeigt Übungen am Vertikaltuch. Sie macht das bereits seit der fünften Klasse.

In der vierten Klasse gibt es eine Theater-AG an der Schule, erklärt die Schülerin. Die AG dient als Vorbereitung für den Schulzirkus. Die Mädchen und Jungen lernen die verschiedenen Bereiche kennen und probieren sie aus. Wenn sie dann Gefallen gefunden haben, können sie ab der fünften Klasse bei Molto Vitale mitmachen.

Zum Anfang hätten viele Schüler noch zwei, drei oder mehr Disziplinen, doch die meisten konzentrieren sich dann irgendwann auf eine, weil der zunehmende Schulstoff weniger Zeit lasse, um für den Zirkus zu üben, so Nina. Sie selbst habe mit Diabolo und Jonglage begonnen, erzählt sie. Doch dann entdeckte sie das Vertikaltuch für sich. Zu verdanken ist das dem ehemaligen Hausmeister der Schule, erzählt sie. Der hatte Verbindungen in die Zirkusbranche. Artisten boten sogar Workshops an – unter anderem für das Vertikaltuch. Nina war dabei, führt mittlerweile nicht nur eigene Übungen vor, sondern unterrichtet auch die jüngeren Schüler an dem Gerät. Zwei bis dreimal in der Woche trainiere sie, erzählt die Zwölftklässlerin, einmal davon ist sie als Trainerin dabei.

Sie könne sich gut vorstellen, nach dem Abitur die Artistenschule zu besuchen, erzählt Nina. Ob sie dort aber wirklich arbeiten will, das kann sie noch nicht sagen.

Chanah Dodin macht sich darüber noch nicht so viele Gedanken. Sie besucht erst die sechste Klasse. Seit zwei Jahren turnt sie am Boden und ebenfalls am Vertikaltuch. Für das Bodenturnen habe sie sich entschieden, weil sie schon vorher gerne Handstand und Kopfstand ausprobiert habe, erzählt sie. Besonders stolz ist sie, dass sie im Handstand auch gehen kann. Ihr Rekord liege bei 37 Schritten, so Chanah. Das Vertikaltuch habe sie im Zirkus gesehen und fand es toll. Bei Molto Vitale dabei zu sein mache ihre ungeheuren Spaß, erzählt sie. Deshalb sei sie auch nicht wirklich nervös vor ihren Auftritten. „Ich freue mich schon und weiß, dass es nicht gefährlich ist“.

Ähnlich „angstfrei“ ist auch Serafina Schwarz. Die Elfjährige fährt Einrad und jongliert. Letzteres aber mache ihr mehr Spaß, erzählt sie. Zwischendurch hatte sie das Einrad sogar aufgegeben. Bei der Jonglage hingegen ist sie ehrgeizig. Noch bevor sie beim Schulzirkus mitmachte, hat sie angefangen mit zwei Bällen zu jonglieren. „Das war schwer“, gesteht die Sechstklässlerin. Jetzt hält sie vier Bälle in der Luft, den fünften will sie noch schaffen.

Am Donnerstag feiern Serafina, Chanah, Nina und die anderen Kinder der Emil-Molt-Schule Premiere. Die Vorstellung beginnt um 18 Uhr im Festsaal an der Adolfstraße 15. Weitere Aufführungen gibt es am Freitag, 2. November, um 15 und um 18.30 Uhr sowie am Sonnabend, 3. November, um 11 und 16 Uhr. Karten gibt es unter info@moltovitale.de

(go)