Das Saxophonensemble spielt neben vielen anderen Musikern für bessere Bedingungen für ihre Musikschule. Foto: Lackermann

Mit Musik etwas bewegen – das versuchten die Musikschüler, ihre Lehrer und weitere Vertreter der Leo-Borchard Musikschule Steglitz-Zehlendorf am Freitag in der Matthäuskirche. Sie sandten einen „Hilfeschrei“ aus, wie es Gernot Schulz, Vorsitzender des Förderkreises der Leo-Borchard Musikschule e.V. beschreibt. Die immer weiter fortschreitende Demontage der Musikschule stelle eine Notsituation für die Jugend und die Musik dar. Mit einem gemischten Programm aus musikalischen Darbietungen der Musikschüler, sowie Redebeiträgen, unter anderem von Politikern, wurde um den Erhalt der Musikschule gekämpft.

Der Zusammenbruch wird von mehreren Faktoren bedingt. Angesichts der bezirklichen Haushaltssperre von Januar bis Juli dieses Jahres konnten keine neuen Schüler für den Einzelunterricht aufgenommen werden. Hinzu kommt, dass finanzielle Mittel eingespart wurden, insbesondere für die Honorarkräfte. Denn im Gegensatz zu anderen Bundesländern sind Musikschullehrer in Berlin nicht fest angestellt, sondern arbeiten auf Honorarbasis mit geringen Löhnen. Des Weiteren verschlechtert sich die Verwaltungssituation. Es mangelt der Schule an Personal zur Bearbeitung der Schüler- und Lehrerverträge. Das neue IT- Verfahren, das Anfang des Jahres implementiert wurde, brachte ebenfalls Schwierigkeiten mit sich. Die Software bereitete den Verwaltungskräften mehr Aufwand, als sie ohnehin schon haben. „Die Verwaltungskräfte arbeiten bis an ihre Grenzen“, berichtete Schulz. Er wollte mit dem Konzert nicht nur protestieren, sondern auch den Angestellten der Verwaltung danken, die trotz Stress aufgrund von Unterbesetzung ihr Bestes geben.

Das Konzert fand großen Anklang, die Matthäuskirche war voll besetzt und das Publikum zeigte sich begeistert. Besonders die Lösungsvorschläge der Politiker und Landesvertreter bekamen großen Applaus. Cerstin Richter-Kotowski, Bezirksstadträtin für die Abteilung Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste der CDU,  setzt sich für neue Stellen in der Verwaltung ein. „Die vorhandene Personalausstattung reicht nicht aus. Nun sind der Senat und der Bezirk gefordert, Verantwortung zu übernehmen.“, so Richter-Kotowski. Sie habe bereits, trotz der Stellenbesetzungssperre, eine neue Verwaltungsleiterin sowie zwei Vollzeitstellen ausgeschrieben.

Paul Neumann, Bezirksverordneter  der Piraten spricht das IT- und Softwareproblem an: „Die Software muss sich eigentlich an den Unterricht anpassen, nicht der Unterricht an die Software.“ Das Protestkonzert sei, seiner Meinung nach, der richtige erste Schritt, denn Öffentlichkeitsdruck habe große Wirkung. Auch Martin Haesner von der SPD fordert das Bezirksamt auf, die Arbeitslage der Musikschule zu verändern, um ihre Existenz nicht zu gefährden.

„Berliner Musikschulen sind unterirdisch in der Ausstattung“, findet der Präsident des Landesmusikrats Berlin, Hubert Kolland. „Die Leo-Borchard Musikschule ist die größte Musikschule Deutschlands. Trotzdem bilden wir das Schlusslicht.“ Sein Ziel ist es, die Festanstellung um 20 Prozent anzuheben und einen Entwicklungsplan aufzustellen, der auch umgesetzt wird.

Vorsitzender Schulz spüre die positive Energie nicht nur durch den Einsatz der Politiker, sondern auch durch die Motivation der Musikschüler, die mit ihrer Musik das Konzert leiten und durch die Besucher, die den Erhalt der Musikschule unterstützen. „Wir sollten ein Licht anzünden, anstatt uns über die Dunkelheit zu beklagen“, so Schulz.

(mala)