Gabriele Berger schaut nach vorne: Die ersten Arbeiten im Stadtbad haben begonnen. Fotos: Gogol

So nah vor einer Wiedereröffnung als Schwimmbad wie jetzt stand das Stadtbad Steglitz noch nie. Endlich hat Eigentümerin Gabriele Berger eine Bank gefunden, die die Finanzierung übernehmen will. Die Verträge seien zu 98 Prozent unter Dach und Fach, erklärt sie freudig.

Als Berger das Haus vor neun Jahren kaufte, war für sie von Anfang an klar, dass die Schwimmhalle auch wieder als solche genutzt werden soll, erzählt sie. Dass die Finanzierung sich jedoch als so schwierig erweisen sollte, damit hatte die heute 63-Jährige nicht gerechnet. Die Banken hatten kein Interesse, „sie können sich das Gesamtkonzept nicht vorstellen“, sagt Berger. Ende vergangenen Jahres aber traf sie auf Bankangestellte, die das konnten. Wenn der Kredit genehmigt wird, kann bereits im September mit den Arbeiten in Halle, Foyer und Sauna begonnen werden.

Seit diesem Frühjahr wurde in der Schwimmhalle gearbeitet. „Es wurde rausgerissen, was nicht mehr zu gebrauchen war“, so Berger. Dazu gehörten die Umkleidekabinen, die Duschen, alte Rohre und alte Lüftungsanlagen. Ende Juli waren die Arbeiten abgeschlossen, so dass die Proben für die Oper „Fidelio“ in neuer Kulissen beginnen konnten. Am 7. August ist Premiere.

Vor acht Jahren sei die Kultur zu ihr gekommen, erzählt Berger. In Gestalt von Stefan Neugebauer, der aus dem Haus eine „Konstante in der Kulturszene“ machte. Neben Theater- und Opernabenden in der Schwimmhalle gibt und gab es Inszenierungen, Lesungen, Musik und Ausstellungen auch in den Nebengebäuden.

Die Umkleidekabinen sind fort. Derzeit präsentiert sich die Schwimmhalle als Theater.

Wie das Haus einmal aussehen soll, dazu will Berger noch nicht viel verraten. Doch ein Rückbau ins „vorvorherige Jahrhundert“ sei nicht vorgesehen. „Ich will erhalten, was das Haus ausmacht.“ Dazu aber kommt neue Technik; mit Licht, Ton und Stimmungen wolle man arbeiten. „Das muss eine Haus werden, wo die Leute hinrennen“, sagt Berger. Wenn alles gut läuft – und bei so einem alten Gebäude wie diesem weiß man das ja nie – sollen die Arbeiten in einem Jahr abgeschlossen sein. Dass es auch weiterhin Kultur im Schwimmbad geben wird, kann sich die Inhaberin gut vorstellen, wenn auch in anderer Form als heute.

Dass es so lange Zeit keine Unterstützung für sie gab, das habe sie hart gemacht, mit Unverständnis erfüllt und sie fast resignieren lassen, erzählt die Besitzerin. Von einem „Traum“, der nun in greifbare Nähe gerückt ist, will sie trotzdem nicht sprechen. „Es ist ein knallhartes Projekt“, das ständig in Arbeit sei, ständig durchgerechnet und aktualisiert werde – und professionell abgewickelt werden muss. Denn als Privatinvestor könne sie sich keine Kostensteigerungen und Bauverzögerungen leisten.

Der Beginn der Sanierung markiert auch einen Generationswechsel im Stadtbad. Berger hat das „Hauptgeschäft“ wie sie Schwimmhalle und Sauna nennt, an einen ihrer Söhne abgegeben. Sie wird sich in Zukunft um die Kultur, das Theater und das Café kümmern. „Ich will mich nicht mit 63 Jahren auf einen Gartenstuhl setzen und warten, dass der Tag zu Ende geht.“ Die gute Seele des Hauses will sie zukünftig sein, sich darum kümmern, dass die Atmosphäre erhalten bleibt. Wehmütig sei sie nicht, eher „zufrieden, dass ich nicht alles allein schmeißen muss“. Und froh darüber, dass das Haus in der Familie bleibt.

 (go)