Während drinnen noch diskutiert wurde, wurde vor der M-Street schon mal gefeiert. Foto: Gogol

Eigentlich sollte es ein Fest werden, um zu kämpfen, um um Hilfe zu bitten. Doch es wurde ein Fest zum Feiern, denn das Inklusionsprojekt der Tandem BQG in der Jugendfreizeitstätte M-Street in der Marshallstraße ist gerettet.

Noch immer Sommer sah das ganz anders aus. Durch ein neues Gesetz zur ergänzenden Betreuung und Förderung war plötzlich die Finanzierung der Gruppe gefährdet, keiner wusste, wie es weitergehen sollte. Nicht zum ersten Mal. Bereits vor fast sieben Jahren fanden sich plötzlich sechs behinderte Schüler quasi auf der Straße wieder. Durch die Änderung des Schulgesetzes 2005, das die Hortbetreuung neu regelte, fielen behinderte Schüler, die älter als zwölf Jahre waren, plötzlich aus der Betreuung, erinnerte sich der Geschäftsführer der tandem BQG, Klaus Sprenger. Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft für diese lebensälteren Schüler war schwierig. Im Februar 2006 stellte das Jugendamt schließlich Räume in der M-Street zur Verfügung. „Der Beginn einer gemeinsamen Nachmittagsbetreuung und Freizeitgestaltung für Jugendliche mit und ohne Behinderung“, so Sprenger. Es ist ein Modellprojekt, berlinweit einzigartig, ein echtes „Juwel“.

Zwölf Jugendliche werden durchschnittlich in dem Projekt betreut, mit den unterschiedlichsten Behinderungen: Autismus, geistige Behinderung, Epilepsie und ADHS. „Es ist ein Abbild der Gesellschaft“, sagte Epsilon Weinen, die Leiterin der Jugendgruppe. Die Jugendlichen besuchen die Biesalski-Schule, kommen dann in die M-Street, essen gemeinsam, machen Hausaufgaben. Anschließend verbringen sie ihre Freizeit dort, gemeinsam mit den anderen Besuchern der Freizeiteinrichtung.

Als die Nachricht kam, dass das Projekt nicht fortgesetzt werden kann, sei der Schock bei allen Mitarbeitern sehr große gewesen. „Wir sind mit Herzblut dabei“, so Weinen. Dieser Ort sei wichtig für die behinderten Jugendlichen. Sie hätten keine Kumpels, mit denen sie sich nach der Schule treffen, um dann ins Kino zu gehen oder gemeinsam abzuhängen. Wenn die Gruppe geschlossen werden müsste, könnten die Jugendlichen ihre Freizeit vielleicht noch mit einem Einzelfallhelfer verbringen – einem Erwachsenem. Die „gesellschaftliche Teilhabe mit Gleichaltrigen wird ihnen genommen“. Deshalb sei allen nicht nur ein Stein, sondern ein ganzer Felsbrocken vom Herzen gefallen, als die Finanzierung gesichert war.

Das „inklusive Fest“ am Freitag sollte ein „Werkzeug des Widerstandes“ gegen die Schließung, so Sprenger. Doch die Aktionen im Vorfeld, etwa eine Briefaktion, brachten den Erfolg. Der Senat und das Jugendamt des Bezirks Steglitz-Zehlendorf einigten sich auf eine Mischfinanzierung.

Dieses einmalige Projekt soll keines bleiben, erklärt Sprenger. Auch in anderen Bezirken sollen solche Gruppen initiiert werden. Derzeit gibt es Verhandlungen mit dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.

Da es ein „inklusives“ Fest war, stand natürlich in Diskussion und einem Film das Thema Inklusion im Vordergrund. Aber es wurde auch gefeiert. Mit Musik etwa. Dafür sorgten auf einer Bühne vor der Einrichtung Alpa Gun, Stohny und Garon & Snak.

(go)