Mit Unverständnis reagieren das Bezirksamt und die Bezirksverordneten von Steglitz-Zehlendorf auf die Entscheidung der Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kolat, das Projekt „fraueninfothek“ nicht weiter zu finanzieren. Damit steht es vor dem Aus.

„Die Arbeit des Projektes ist eine Erfolgsgeschichte: Seit Projektbeginn wurden rund 1.800 persönliche Beratungsgespräche mit rund 800 Frauen geführt, mehr als 200 Kundinnen (25 Prozent) fanden eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt, weitere sieben Prozent sind den Schritt in eine Selbständigkeit gegangen. Durch eine zielführende Qualifizierungsmaßnahme konnten rund 15 Prozent der Frauen ihre Position auf dem Arbeitsmarkt verbessern. 40 Prozent dieser Frauen sind nicht bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter gemeldet und gehören somit zur sogenannten stillen Reserve auf dem Arbeitsmarkt“, teilt das Bezirksamt mit.

Die „fraueninfothek“ ist aus dem Modellprojekt „Frau und Beruf: Perspektive Wiedereinstieg“ des Bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit hervorgegangen und wurde von 2011 bis Mai 2013 mit ESF-Mitteln aus dem Programm „Partnerschaft, Entwicklung, Beschäftigung“ finanziert. Die Trägerschaft liegt bei dem Verein Goldnetz e.V. Aufgrund der großen Nachfrage und der nicht nachlassenden Inanspruchnahme wird das Projekt seit Juni 2013 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie mit Landesmitteln durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen weiter finanziert. „Das spricht für den Bedarf, die Qualität und nicht zuletzt die Notwendigkeit des Angebotes“, heißt es weiter in einer Pressemitteilung des Bezirksamtes.

Hildegard Josten, Frauenbeauftragte des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, zeigt sich angesichts der Entscheidung, das Projekt einzustellen, enttäuscht. „Die Fraueninfothek ist das einzige Projekt in unserem Bezirk, das ein Beratungsangebot für erwerbslose oder von Erwerbslosigkeit bedrohte Frauen, Berufsrückkehrerinnen sowie Wiedereinsteigerinnen vorhält und damit wesentlich zur Existenzsicherung für Frauen in unserem Bezirk beiträgt”, sagt sie.  „Vielen Frauen im Bezirk hat die Fraueninfothek in den letzten Jahren einen neuen Start ins Berufsleben ermöglicht. Daher ist die beabsichtigte Einstellung in keiner Weise nachzuvollziehen. Ich hoffe, dass Frau Kolat, die zuständige Senatorin, und das Abgeordnetenhaus von Berlin die Entscheidung überdenken und das
überaus erfolgreich arbeitende Projekt weiter finanzieren“, betont die Stadträtin für Jugend, Gesundheit, Umwelt, Verkehr und Genderbeauftragte, Christa Markl-Vieto (Grüne).

Eine Anfrage an die Senatsverwaltung zu den Gründen der Schließung blieb bisher unbeantwortet.

(sn)