Gemeinsam mit Kindern der Kita Faradayweg enthüllte Bezirksbürgermeister Norbert Kopp die Berliner Gedenktafel. Foto: Gogol

Gemeinsam mit Kindern der Kita Faradayweg enthüllte Bezirksbürgermeister Norbert Kopp die Berliner Gedenktafel. Foto: Gogol

Sie war eine der bekanntesten Schauspielerinnen der Weimarer Republik: Elisabeth Bergner. An Ihrem 30. Todestag, 12. Mai 2016, wurde an ihrem letzten Wohnhaus in Berlin eine Gedenktafel für die „Königin Elisabeth des Theaters“ enthüllt. Von 1927 bis zu ihrer Emigration 1933 lebte sie in der Villa Faradayweg 15 in Dahlem.

Heute ist die Villa eine Kita der Evangelischen Kirchengemeinde, die sich für den großen Tag herausgeputzt hat. Seidentücher mit Zitaten Bergners führen durch das Haus, in einem Raum können sich Interessierte ein Interview mit „Der Bergner“ anschauen, in einem anderen liegen Zeitzeugnisse aus, Bilder sind überall zu finden.

Dass jetzt Kinder in dem Haus untergebracht sind, sei ganz im Sinne Elisabeth Bergners, ist Klaus Völker, Theaterhistoriker, Dramaturg und Publizist, überzeugt. In seiner Laudatio auf die Geehrte erinnerte er daran, dass sie von ihrem Londoner Exil aus geholfen hatte, dass jüdische Kinder rechtzeitig aus Deutschland ausreisen konnten.

Auch Bergner war Jüdin, 1897 in Österreich geboren, war sie zuhause auf den Bühnen in ganz Deutschland und kam Mitte der 1920er Jahre nach Berlin. 1933 brachte sie sich vor den Nationalsozialisten in Sicherheit. Ihr Haus ließ sie zurück –und verlor es an die Nazis aufgrund einer großen Steuerschuld, die es nie gegeben hat. In einem Brief, aus dem Schauspielerin Renate Weyl vorliest, berichtet die Bergner von dem Angebot, ihr Haus retten zu können, wenn sie zurückkäme nach Deutschland, wieder in der Villa wohnte und sich arisieren ließe – ein Angebot, das die Schauspielerin ablehnte. Stattdessen lernte sie in der Fremde innerhalb weniger Monate Englisch und kehrte zurück auf die Bühne und ins Kino, 1936 wurde sie sogar für den Oscar nominiert.

Eine „unwirklich spielende Schauspielerin“ sei die Bergner gewesen, sie „geht ins Herz, aber sie steigt auch zu Kopf“, zitierte Völker Else Lasker-Schüler. Sie sang nicht als einzige das Loblied auf das „Phänomen Berger“, die berühmt wurde, ohne Glamour, ohne den Willen zum Starsein. Auch Kurt Tucholsky zählte zu ihren Bewunderern, ebenso wie Bertold Brecht, ja „ganz Berlin war in sie verliebt“ – so steht es auf der Gedenktafel.

Nach den Exiljahren kehrte Bergner für Gastspiele zurück nach Deutschland, spielte wieder Theater, feierte wieder Erfolge, wurde vielfach geehrt, von beiden deutschen Staaten. Ausgeruht, auf vergangenem Ruhm habe sie ich nie, so Völker.

Die Gedenktafel ist eine weitere Ehrung für Bergner. Mit der Tafel zeichnet das Land Berlin Menschen aus, die sich um die Stadt verdient gemacht haben, erklärte Bezirksbürgermeister Norbert Kopp in seinem Grußwort. Er dankte Holger Hübner, der mit der Idee für die Gedenktafel an den Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V. herangetreten war und dadurch die Ehrung erst ermöglichte.

(go)