Seit Montag, 4. August, ist es so weit: Die erste Familie aus Russland hat ihre Unterkunft in dem ehemaligen Fabrikgebäude an der Goerzallee 307 bezogen. Insgesamt fünf Mitarbeiter aus der Verwaltung, der Heimleitung, ein Sozialarbeiter, Kinderbetreuer und ein sozialer Betreuer sind vor Ort, um den Betroffenen und Familien während ihrer Aufenthaltszeit unter die Arme zu greifen. „Wir sind alle hier“, sagt Melanie Lewandowski, Leiterin des Heimes, das bis zu 200 Menschen unterbringen wird.

„Vorwiegend handelt es sich um politische Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten, Syrien oder auch Serbien zum Beispiel“, so Lewandowski von der Gierso Boardinghaus GmbH, die unter anderem auch das Flüchtlingsheim in der Klingsorstraße im Stadtteil Steglitz betreibt. Gierso arbeitet im Auftrag des Landesamtes für Gesundheit und Soziales, das dem Heim Flüchtlinge und Asylbewerber zuweist. Die Zugewiesenen können so lange bleiben, bis deren Antrag auf Asyl oder deren Verbleib entschieden und geregelt ist.

Nicht Deutsch sprechende, aber schulpflichtige Kinder werden in Willkommensklassen des Schulamtes in die deutsche Sprache eingeschult, um später in die ansässigen Grund- oder Oberschulen integriert werden zu können. Für die Versorgung der Kinder mit Dingen rund um den bereits nahenden Schulalltag ist die Heimleitung auf Sachspenden angewiesen. „Was wir derzeit wirklich brauchen, sind Kleiderspenden, Geschirr, Kinderfahrräder, Schulranzen oder Federmappen“, berichtet die Heimleiterin. Die Sachspenden können täglich in der Zeit von 8 bis 17 Uhr in der Goerzallee 307 abgegeben werden. Die Spendenausgabe an die Familien wird einmal pro Woche organisiert.

Die Bewohner des Flüchtlingsheimes sind Selbstversorger. Das Landesamt sorgt für finanzielle Unterstützung, „damit sie selbst für Verpflegung und Lebensmittel aufkommen können“, erklärt die Heimleitung. Doch gekocht wird in Eigenregie, nicht im eigenen Zimmer, sondern in den in der Notunterkunft vorgesehenen Gemeinschaftsküchen. Nicht alle Wohn- und Schlafzimmer sind mit Dusche oder Toilette ausgerichtet, für den Sanitärbereich wurden getrennte Gemeinschaftsduschen und Toilettenanlagen geschaffen.

Arbeit suchende Menschen werden während ihres Aufenthaltes an die zuständigen Stellen vermittelt oder auch „in Bezug auf die Anerkennung von Schul- oder Studienabschlüssen beraten“. Grundsätzlich sollte die Nachtruhe ab 22 Uhr eingehalten werden, doch „wir sind kein Gefängnis, die Bewohner können das Haus verlassen, wann immer sie wollen“.

Die erste Familie ist am Montag in der Goerzallee angekommen, ab nun werden von der Gesundheitsbehörde zugewiesene Flüchtlinge meist vorübergehend dort Quartier beziehen können. „Die Zimmer werden nach und nach belegt, wir erhalten jeden Tag neue Zuweisungen“, meint Melanie Lewandowski. Ursprünglich war geplant, die Räumlichkeiten und Zimmer in der Goerzallee 307 bereits im ersten Quartal dieses Jahres für Flüchtlinge und Asylbewerber bezugsfertig restauriert und in Notunterkünfte umgestaltet zu haben, durch fehlende Brandschutzgutachten wurde die Bezugsmöglichkeit jedoch immer wieder verschoben.

(MiBa)

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