Es ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die bereits vor über 40 Jahren das Publikum begeisterte. Der amerikanische Kultfilm „Harold und Maude“ kam im Jahr 1971 auf die Leinwand. Jetzt ist die schwarzhumorige Komödie in einer neuen Produktion im Schlosspark Theater zu sehen. In den Hauptrollen sind die Schauspiel-Legende Anita Kupsch und der 18-jährige Johannes Hallervorden.

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„Harold und Maude“ feiert Premiere im Schlosspark Theater Foto: Baumann

Sie sind wohl eines der ungewöhnlichsten Paare, die die Welt je gesehen hat. Harold ist 18 Jahre alt und todessüchtig. Als er eines Tages aus Versehen einen Unfall in einem Chemielabor verursacht, erlebt er mit, wie seine Mutter von seinem Tod erfährt. Ihre Betroffenheit in diesem Moment ist anscheinend genau die Art der Aufmerksamkeit, die er sich von ihr wünscht. Von nun an inszeniert er seinen Selbstmord. Und zwar immer und immer wieder. 38 Mal, grob geschätzt, hat er seinen Tod bereits „vorgeführt“. Doch der gewünschte Effekt bleibt aus. Seine überdominante und egozentrische Mutter nimmt sein „Hobby“ kaum noch zur Kenntnis. Doch die Todesfaszination des Jungen scheint über reine Inszenierung hinauszugehen. Denn seine Lieblingsbeschäftigung ist der Besuch von Friedhöfen.

Und genau dort lernt er Maude kennen. Auch sie geht sehr gerne zu Beerdigungen, doch aus völlig anderen Gründen. Die fast 80-Jährige feiert das Leben. Auf dem Friedhof pflanzt sie zum Beispiel Bäume ein, die sie vor einem Leben im Kübel am Rathaus gerettet hat. Die lebenslustige, ulkige Alte denkt nicht viel über Konsequenzen nach. Sie nimmt sich, was sie braucht und kommt dank ihrer mädchenhaften und naiven Art scheinbar stets ungeschoren davon. Einst hat sie sich für wichtige politische Themen engagiert, jetzt kämpft sie immer noch für große Themen, doch nun „auf ihre persönliche, kleine Art“. Sie befreit nicht nur Bäume aus Kübeln, sondern auch Robben aus dem Zoo. Sie „besetzt“ Wohnwagen und „borgt“ sich Autos aus. Auch dem Champagner und den Zigaretten ist sie nicht abgeneigt, die sind ja schließlich „organisch“.

Als die beiden sich kennenlernen, zeigt sie Harold, worauf es im Leben ankommt. Mit ihrer Lebenslust zieht sie den jungen Mann in ihren Bann. Seine Zuneigung geht so weit, dass er an ihrem Geburtstag um ihre Hand anhalten will. Doch Maude hat für diesen Tag ihre eigenen Pläne …

Vorstellung in Steglitz für beide Hauptdarsteller ein Debüt

Anita Kupsch (76) steht zum ersten Mal auf der Bühne des Schlosspark Theaters. In der Rolle der blauäugig daherkommenden und dennoch altersweisen Maude ist sie absolut sehenswert. Die Mischung aus Naivität eines jungen Mädchens, Zerbrechlichkeit einer alten Frau und Durchtriebenheit einer Anarchistin macht Kupsch’s Maude zum Publikumsliebling.

Für Johannes Hallervorden ist es die erste große Bühnenrolle überhaupt. An der Seite der bühnenerfahrenen Kupsch ist dem jungen Schauspieler noch eine gewisse Unsicherheit anzumerken. Vielleicht aber auch nur, weil sein Vater, der Hausherr des Schlosspark Theaters, im Publikum saß. Dennoch harmonieren die beiden Schauspieler gut miteinander. Es gibt rührende Momente, in denen man die tiefe Zuneigung zwischen Harold und Maude als Zuschauer deutlich spürt. Und als das Ende kommt, ist im Publikum sogar das eine oder andere Schniefen zu hören.

Manfred Langner von der Stuttgarter Komödie im Marquardt hat die Geschichte erstmals auf eine Bühne gebracht. Es ist eine Koproduktion des Schlosspark Theaters. In Stuttgart wurde das Stück bereits vom 16. September bis zum 13. November erfolgreich gespielt.

Am Sonnabend, 26. November, feierte „Harold und Maude “ Premiere im Schlosspark Theater. Weitere Vorstellungen gibt es am 29. November und vom 6. bis 8. Dezember. Karten und weitere Informationen unter www.schlosspark-theater.de

(eb)