Luftbrücken-Pilot und Vater des Rosinenbombers, Gail S. Halvorsen, gab der 9. ISS seinen Namen. Fotos: Gogol

Seit Sonnabendmittag ist es nun offiziell – die 9. Integrierte Sekundarschule (ISS) Steglitz-Zehlendorf heißt jetzt Gail S. Halvorsen-Schule. Der 92-jährige Namensgeber hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst zur feierlichen Namensgebung anzureisen, auch Sohn Brad und die Töchter Denise und Marilyn waren gekommen.

Standesgemäß fuhr der ehemalige „Schokoladenflieger“ , wie Bezirksbürgermeister Norbert Kopp ihn nannte, vor: voran die „Honor Guard“, dahinter Halvorsen im Hanomag. An der Schule wurde er da schon sehnsüchtig erwartet – von hunderten von Schülern, Eltern, Lehrern, einstigen Freunden und Ehrengästen.

„Es ist eine große Ehre für uns, dass unsere Schule heute diesen Namen tragen darf“, eröffnete Schulleiterin Edelgard Erhardt die Reihe der Redner. „Wir verneigen uns vor ihrer Lebensleistung“, sagte sie zu Halvorsen und sprach ihm „unseren tiefempfundenen Dank für die Freiheit, die sie uns Berlinern geschenkt haben“ aus. Das Kern seines Wirkens sei geprägt durch die Begriffe Freiheit, Verantwortung und Freundschaft, die zukünftig die Leitbegriffe dieser integrativen Schule sein sollen.

Viele Menschen seien an er Luftbrücke beteiligt gewesen und „haben durch ihr selbstloses Handeln Menschlichkeit bewiesen, die uns alle vereint“, sagte der Gesandte der US-Botschaft, James D. Melville, in seiner Rede und würdigte den Beitrag Halvorsens und seiner Kollegen zur deutsch-amerikanischen Freundschaft. Aus der einfachen Idee, den Kindern am Flughafen Tempelhof zwei Streifen Kaugummi zu schenken, wurde eine komplexe Aufgabe. 21 Tonnen Süßigkeiten seien während der Berlin-Blockade von den Rosinenbombern an kleinen Fallschirmen abgeworfen worden. Diese seien eine Botschaft der Hoffnung und der Freundschaft gewesen, ein Zeichen, dass man in schweren Zeiten zusammenstehe, so Melville.

Bildungsstaatssekretär Mark Rackles erinnerte daran, dass hier zwei Schulen miteinander verbunden werden. Deshalb sei der neue Name auch richtig gewählt, weil er dafür stehe, Grenzen zu überwinden, sich auf Neues einzulassen, mit Empathie und Freundlichkeit. „Dafür steht Halvorsen“, so Rackles.

Dann war auch der Ehrengast an der Reihe, der sich freute, in seine „zweite Heimat“ zurückgekehrt zu sein. „Ich bin aber nicht hier wegen meiner Taten, sondern wegen der 30 Kinder am Flughafen Tempelhof“, erinnerte sich der Luftbrücken-Pilot. Sie seien so dankbar dafür gewesen, frei zu sein, dass sie nicht nach mehr verlangten, nicht einmal nach Schokolade. Und hätten ihm – einem Amerikaner – eine Lehrstunde in Sachen Freiheit gegeben. Noch gut konnte sich Halvorsen daran erinnern, wie er den Kindern die zwei Streifen Kaugummi gab und dachte, sie würden darum streiten. Doch, die, die keinen Kaugummi bekamen, begnügten sich mit dem Papier, rochen daran und bekamen große Augen. Und er erinnerte sich an ein siebenjähriges Mädchen, das ihm damals einen Brief schrieb und ihn bat, doch einen kleinen Fallschirm über ihrem Hühnerhof abzuwerfen. „Diese Mädchen und die anderen tausend Kinder änderten mein Leben“, sagte Halvorsen. Zu dem kleinen Mädchen Mercedes Wild  entstand eine Freundschaft, die seit 65 Jahren andauert.

Doch Halvorsen schaute nicht nur zurück, sondern gab den Schülern mit auf den Weg, sich zu bilden und sich selbst zu engagieren, denn das bereite mehr Erfüllung als Geld und ein schnelles Auto.

Mit Schwung gab der Veteran dann das Schulschild frei, auf dem nun sein Name verewigt ist. Und vielleicht hat ja Rackles recht als er sagte: „Ihr Name wird fortleben für 100 Jahre“.

 (go)