Roland Wehl in seinem „Kohlenkeller“ am Mexikoplatz. Foto: Gogol

Was macht man, wenn man einen Kohlenkeller hat, den man nicht braucht, dazu noch eine Waschküche und eine Garage? Roland Wehl hatte darauf eine einfache Antwort: Kultur. Vor eineinhalb Jahren hatten er und seine Frau die Idee, die drei ungenutzten nebeneinander liegenden Räume ihres Hauses zu einem Ort für Musik, Lesungen und Vorträge umzubauen.

Stühle und ein paar gemütliche Sessel, ein schmales Kalvier steht an der Wand, Scheinwerfer leuchten die „Bühne“ aus, Lautsprecher sorgen für die richtige Akkustik, eine indirekte Beleuchtung für die richtige Stimmung: Das ist der „Kohlenkeller am Mexikoplatz“. Mit viel Liebe haben Roland und Nina Wehl die ehemaligen Nutzräume in einen Kulturraum umgestaltet – von Ruß und Schmutz keine Spur.

Roland Wehl ist beruflich kein Künstler, hat auch nichts mit Theatern oder ähnlichen Institutionen zu tun. Aber er habe schon früher viel mit Freunden gesungen, sagt er. Zweimal im Jahr lud die Familie Freunde und Verwandte zum gemeinsamen Singen zu sich nach Hause ein. Dies auszuweiten, habe ihm schon lange vorgeschwebt, erzählt Wehl. Als die Familie dann vor zwei Jahren ihr Haus an der Sven-Heidin-Straße nahe am Mexikoplatz kaufte, war es an der Zeit, die Idee umzusetzen.

Mit gemischten Gefühlen, wie das Paar berichtet. Es sei nicht einfach gewesen, sich zu überwinden, diesen privaten Raum im eigenen Haus nicht nur für Familie und Freunde, sondern auch für Fremde zu öffnen, erzählt Nina Wehl. Zudem wussten sie auch nicht, wie ihre Idee angenommen wird. Wer wird kommen? Wird überhaupt jemand kommen? Wen interessiert so etwas überhaupt? Viele Fragen gingen dem Paar durch den Kopf. Die Sorgen waren umsonst. Die Veranstaltungen sind gut besucht, vor allem wenn bekannte Persönlichkeiten wie jüngst Vera Lengsfeld locken, reichen die 80 Plätze kaum aus. Bekannte erzählen es ihren Bekannten und immer so weiter. Bereits 500 Abonnenten für seinen Newsletter hat Wehl.

Der „Kohlenkeller“ sei ein Ort der Begegnung geworden, für Nachbarn, Freunde, Fremde, auch Studienkollegen, die sich seit Jahren nicht gesehen hatten, trafen in ihrem Haus wieder aufeinander, erzählt Nina Wehl.

Gesungen wird übrigens auch: Vor jeder Veranstaltungen wird gemeinsam ein Lied angestimmt – vom gesamten Publikum, Roland Wehl spielt dazu auf dem Klavier. Viele seien davon überrascht – angenehm überrascht.

Nach den Veranstaltungen wird gemeinsam gegessen und getrunken, geredet und manchmal auch gesungen. Für das Büfett sorgt Nina Wehl. Um die Kosten dafür zu decken, wird eine kleiner Eintrittspreis verlangt, für Erwachsene fünf Euro, für Schüler einen Euro.

Ein bis zweimal monatlich öffnen Wehls ihren „Kohlenkeller“, im Sommer auch den Garten, für Zuhörer. Das nächste Mal ist es am Freitag, 10. Oktober, so weit. Ab 19 Uhr spricht dann der Historiker Patrick Pritscha über den schwedischen Geographen, Topographen, Entdeckungsreisenden und Schriftsteller Sven Hedin und dessen politische Irrfahrten. Am 24. Oktober geht es um die dunkle Seite der historischen deutschen Jugendbewegung Wandervogel. Darüber werden die Pädagogen Professor Dr. Micha Brumlik und Professor Dr. Christian Niemeyer referieren. Platzreservierungen sind erwünscht unter www.kohlenkeller-mexikoplatz.de.

(go)