Am Tatort: Beate Vera kehrt regelmäßig an den Ort des Verbrechens zurück, die Kirschblütenalle

Steglitz-Zehlendorf ist ja eher bekannt für spektakuläre Bankraube per Tunnel – weniger für Mord. Das ändert sich. Ab 31. Januar werden sich die Leichen in Lichterfelde-Süd nur so stapeln. Schuld daran ist Beate Vera. Ihr erster Krimi „Wo der Hund begraben liegt“ erscheint an diesem Tag und spielt in einer idyllische Reihenhaussiedlung zwischen Kirschblütenallee und Parks Range. „Der Roman ist eine Hommage an den Kiez meiner Kindheit“, sagt die 47-Jährige lachend.Und diese Hommage beginnt blutig. Auf ihrer nächtlichen Jogging-Runde auf dem Mauerstreifen findet Lea Storm ihren Nachbarn Wolfgang Hantschke und eine Prostituierte. Tot. Erschlagen beziehungsweise mit durchschnittener Kehle. Des Falls nimmt sich der nach Brandenburg strafversetzte Kommissar Martin Glander an. Obwohl nicht zuständig ermittelt er mit Hilfe Lea Storms weiter, so kommen sie einem wahnsinnigen Serienmörder auf die Spur, dem weitere Nachbarn zum Opfer fallen. Nur was haben sie gemeinsam? Und was hat Parks Range damit zu tun?

„Einen Krimi zu schreiben war ein lang gehegter Wunsch“, erzählt Beate Vera. Begonnen hat sie damit im Sommer 2012, als eine Krankheit sie nachts nicht schlafen ließ. Statt wie ihre Protagonistin auf dem Mauerstreifen joggen zu gehen, setzte sich Vera an den Computer und begann zu schreiben.

„Ich mag englische Krimis, die in kleinen Orten spielen. Das wirkt wie eine heile Welt, aber darunter brodelt das Verbrechen“, so Vera. Genauso einen Roman wollte sie auch schreiben – „einen gemütlichen, angenehm zu lesenden aber spannenden Krimi“. Und so kreiert sich gleich ein neues Genre: den Provinzkrimi aus Berlin.

Tatort: Kirschblütenallee

Die Eifelviertel in Beate Veras Krimi gibt es so nicht. Aber Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind auch nicht rein zufällig. Von dem ein oder anderen Nachbarn habe sie sich die kleinen Schrullen ausgeborgt, erzählt Beate Vera. Und wer will, erkennt auch die Siedlung wieder – trotz geänderte Straßennamen.

Um die weitere Umgebung zu beschreiben, brauchte es nicht viel, sagt Vera. „Es ist der tägliche Schulweg von meinem Sohn.“ Wer im Bezirk wohnt, wird vieles wiedererkennen, das Adria-Kino, den Charité-Campus Benjamin Franklin, den Teltowkanal, die Post am Hindenburgdamm. Den Schreibwarenladen an der Lindenstraße mit seinem netten Besitzer gibt es genauso wie die nette Friseurin, auch wenn die mittlerweile in Teltow arbeitet. Und auch den Pub „Loch Ness“ gibt es. Dort wird Beate Vera am 4. Februar aus ihrem Buch vorlesen – Whisky-Tasting inklusive. „Ich mag diesen Kiez, auch wenn er nicht besonders ist. Aber er ist gemütlich und idyllisch.“

Noch vor dem Motiv war Vera der erste Tatort klar – die so friedliche Kirschblütenallee, die Lichterfelde und Teltow miteinander verbindet. Doch warum sollte hier ein Mord geschehen? Die Antwort fand Beate Vera in der Zeitung. Dort las sie über die Pläne für den ehemaligen Truppenübungsplatz Parks Range. Sie ist quasi Nachbarin und empört darüber, dass das Areal, auch wenn nur teilweise, bebaut werden soll. Und schon hatte sie ihr Thema: Immobilienspekulation. „Plötzlich öffnete sich ein ganzes Fenster von Idee“, erinnert sich die Autorin.

Nicht bei allem, was Vera in den Roman einfließen ließ, half ein Blick aus dem Fenster oder ein Spaziergang. Bei den Zuständigkeiten und verschiedenen Computerfahndungssysteme half ihr die Pressestelle der Brandenburger Polizei weiter. So hofft Vera, dass auch Polizisten und Kriminalbeamte das Buch nicht sofort als vollkommen unrealistisch aus der Hand legen.

„Lea steht für viele Dinge, die ich gerne hätte“

Der Ort des Geschehens. Grafik: Jaron Verlag

Wie ihre Heldin hat auch Beate Vera ein paar Jahre in England gelebt, auch die Liebe zu Malts, die auf den 280 Seiten des Romans in rauen Mengen die Kehlen hinunterlaufen, teilen Autorin und Protagonistin. Im Buch finden sich nur solche Whiskys wieder, die Vera selbst gern mag. „Allerdings trinke ich nicht so viel“, betont die Autorin lachend. Wie Lea kocht auch Beate Vera gern, „und meine Jungs sagen auch ganz gut. Ich bin aber keine gewiefte Köchin wie Lea“, gesteht die Autorin. „Lea steht für viele Dinge, die ich gerne hätte – Glander übrigens auch.“ So würde sie gern so toll schwimmen können wie ihr Kommissar oder hätte gern so einen großen Hund wie Lea, „aber das ist mir zu viel Arbeit.“

Das Buch habe sie für sich geschrieben, sagte Vera. „Ich wollte mir beweisen, dass ich das kann – ein Projekt zu Ende zuführen und dann das Buch zu veröffentlichen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie toll sich das anfühlt. Ich bin jetzt Autorin“. Sie habe aber auch Glück gehabt, sagt Vera. Als sie ihr Manuskript fertig hatte, sei der Jaron Verlag gerade auf der Suche nach einer weiblichen Autorin gewesen, die Krimis schreibt und unter 50 ist.

Als Kommissar Glander am Ende des Buches seinen Dienst quittiert, erkennt der geübte Leser sofort, dass das Raum für Fortsetzungen lässt. Und richtig: Der zweite Lea Storm – Martin Glander-Krimi ist bereits fertig. „Dieses Mal rücken wir näher an den Bäkepark“, verrät die Lichterfelderin, die gern eine ganze Krimi-Reihe schreiben würde. Das ist allerdings abhängig von den Verkaufszahlen.

Der Krimi ist leicht zu lesen und als Steglitz-Zehlendorfer freut man sich über die Straßen und Plätze, die man schon selbst entlang gelaufen ist, die Restaurants, in denen man selbst schon gegessen hat und die Läden, von denen man bisher noch gar nichts wusste. Für lange Winterabende ist das Buch eine unterhaltsame Lektüre. Und wer keine Krimis mag, der freut sich einfach über die aufkeimende Liebe zwischen Lea Storm und Martin Glander und jede Menge Lokalkolorit. Da kann man nur sagen: Endlich erkennt ein Autor, dass die spannenden Geschichten nicht nur in Berlins Mitte stattfinden müssen, auch der Stadtrand ist einen Krimi wert – oder zwei.

Beate Veras Krimi „Wo der Hund begraben liegt. Ein Provinzkrimi aus Berlin“ erscheint am 31. Januar im Jaron Verlag. Die Autorin liest am Dienstag, 4. Februar, ab 19 Uhr im Loch Ness – Scottish Pub & Whisky Bar, Roonstraße 31a. Der Eintritt kostet fünf Euro inklusive Whisky-Tasting. Eine Anmeldung ist erforderlich, www.loch-ness-pub.de

(go)