Die Altersforschung in Berlin voranzutreiben, forderte Professor Max Einhäupl, Vorstandsmitglied der Charité, in seiner Rede zum diesjährigen Life Science Day an der Freien Universität Berlin. „Wir haben in Berlin die einmalige Chance, eine Führungsrolle in der Altersforschung in Deutschland einzunehmen. Mit der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin, den Leibniz- und Max-Planck-Einrichtungen haben wir ideale Voraussetzungen das gemeinsam anzupacken.“ Dabei könnte der Campus Benjamin Franklin (CBF) im Berliner Südwesten ein Standort für die Medizin der zweiten Lebenshälfte sein. „Die Charité ist in den letzten sechs bis sieben Jahren zu einer internationalen Marke geworden. Daran hat auch der CBF einen entscheidenden Anteil. Wir müssen darum kämpfen, dass dies nicht nur so bleibt, sondern dynamisch erweitert wird. Deshalb soll der Charité-Standort die Medizin der zweiten Lebenshälfte organisieren“, erläuterte Einhäupl seine Vision.

Bereits in seiner Eröffnungsrede betonte Bezirksbürgermeister Norbert Kopp, wie eng die Verbindung des Bezirks zur Charité sei und stellte fest: „So wie Mitte die Charité braucht, braucht Steglitz-Zehlendorf den Campus Benjamin Franklin.“ Er wünscht sich, dass der Standort CBF zukunftsorientiert weiterentwickelt wird. „Allein die Tatsache, dass die Größe der Charité eine wesentliche Voraussetzung für die internationale Reputation der Charité ist“, so Einhäupl, „macht klar, dass der Vorstand darum kämpfen muss, dass die drei Standorte erhalten bleiben“.

Inwieweit der demografische Wandel eine Chance oder ein Problem für die Gesundheitswirtschaft ist, wurde in der Podiumsdiskussion thematisiert. Für Professor Dr. Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, ist Berlin bereits ein Zentrum der Altersforschung. Er führt die Altersstudie Base I als Ergebnis der Grundlagenforschung an. Mitautorin Professor Dr. Elisabeth Steinhagen-Thiessen, ehemalige ärztliche Leiterin des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin (EGZB) vertritt den Fachbereich Geriatrie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin in der Forschung, Lehre und Klinik. Sie fordert, alle medizinischen Fächer außer Geburtshilfe um den Altersschwerpunkt zu erweitern. Vor dem Hintergrund der älter werdenden Bevölkerung würden die gesundheitlichen Leistungen zunehmen. Ulf Fink, Senator a. D. und Vorsitzender des Vorstands „Gesundheitsstadt Berlin e.V.“ geht davon aus, das mehr gesundheitliche Leistungen aus eigener Tasche bezahlt werden müssen und die Krankenkassen nur notwendige Leistungen finanzieren. Das verlange ein Umdenken in der Bevölkerung, so Stock. „Auch die Bezirke  müssen sich dieses Themas annehmen und ihre Bürger aktivieren, umzudenken. Dann könnte Berlin eine Modellregion werden.“ Professor Dr. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) prophezeit, dass diese Entwicklung „zu einer noch größeren Zersplitterung der Lebenserwartungen führt, weil Armut sehr stark mit Lebenserwartung und Gesundheit korreliert.“

Steinhagen-Thiessen  setzt wie alle Podiumsteilnehmer auf Prävention. Am wichtigsten seien „sich gesund ernähren, nicht rauchen, sich körperlich und geistig fit halten, regelmäßig zur Vorsorge gehen, sich sozial engagieren und sich rechtzeitig mit dem Altern beschäftigen.“

In den vier parallelen Sessionen präsentierte die Focus Area „DynAge“ der Freien Universität Berlin und der Charité-Universitätsmedizin Berlin ihre Forschungsthemen: Vorsorge in der Onkologie, Demenz und Depression, kardiovaskuläre Erkrankungen und Mobilität.

Der Life Science Day wurde vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf und dem Regionalmanagement Berlin Südwest in Kooperation mit der Freien Universität und der Charité-Universitätsmedizin Berlin im Rahmen der Berlin Health Week veranstaltet.

(sn)