Kümmern sich um kranke Menschen mit geringem oder keinem Einkommen: Dr. Karsten Ostermann, Michael Noack, Christian W. Engelbert und Anja Thiede (von links)

Auch wenn Zehlendorf als gutsituierter Stadtteil gilt, auch dort gibt es Einwohner mit wenig Einkommen. Wenn dann noch gesundheitliche Probleme hinzukommen, die teure Medikamente oder Behandlungen verlangen, kann es manchmal ganz eng werden. Deshalb bietet der Naturheilverein Berlin-Brandenburg (NHVBB) seit Oktober in der Villa Mittelhof eine Sozialsprechstunde für obdachlose, sozial schwache und bedürftige Menschen an.

Einmal in der Woche kommen die Heilpraktiker Michael Noack , Anja Thiede und weitere Kollegen in die Villa, wo sie in der Kate zwei eigene Räume für die Behandlungen haben. Immer montags von 8 bis 15 Uhr hören sie zu, fragen nach den Erkrankungen, nehmen sich mindestens eine Dreiviertelstunde Zeit für jeden Patienten. Zeit, die ein Arzt heute kaum noch habe, so Dr. Karsten Ostermann. Der Allgemeinmediziner und Naturheilkundler ist der 1. Vorsitzende des Vereins, in dem sich Ärzte und Heilpraktiker zusammengeschlossen haben. Alle engagieren sich ehrenamtlich. Er selbst dürfe allerdings  nicht kostenlos behandeln – das verbiete ihm die Ärztekammer, erzählt Ostermann. Die Heilpraktiker aber dürfen.

Erst im Januar 2012 hat sich der Verein gegründet, der Laien das Wissen um die Naturheilkunde näher bringen will.  Das sei leider verloren gegangen, bedauert Ostermann. Stattdessen werden Medikamente und Therapien verschrieben, die oft die Symptome aber nicht die Ursachen eine Krankheit heilen. Die Naturheilkunde hingegen versuche die Selbstheilungskräfte zu stärken, „den Körper zur Heilung zu bringen, ohne ihn abhängig zu machen von Medizin, Verfahren oder Ärzten“, so Ostermann. Man lehne die Schulmedizin nicht ab, sondern man versuche, eine Brücke zu schlagen.

Unterstützung bekommt der Verein durch pharmazeutische Unternehmen, die in der Naturheilkunde tätig sind. Die stellen kostenlos Geräte und Medikamente bereit. „Das erste Paket ist unterwegs“, freut sich Ostermann. So können die Therapeuten den Patienten auch mal ein Medikament mitgeben. Auch wenn es darum weniger gehe. Viel wichtiger sei es, dass die Patienten lernen, sich mit sich selbst und ihrem Körper zu beschäftigen, etwa mit ihrer Ernährung, die Ursache für viele Erkrankungen sein kann, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Behandelt werden kann alles, doch häufig seien es Schmerzen, wegen denen die Patienten kommen, so Noacks Erfahrung. Oft seien es chronische Erkrankungen, mit denen er es zu tun habe. Die Patienten seien meist schon bei vielen Ärzten gewesen, wüssten nicht weiter, ergänzt Ostermann.

Noack hat sich auf die französische Ohrakupunktur spezialisiert. Aber auch andere Heilweisen aus dem mitteleuropäischen Kulturkreis und aus der traditionellen chinesischen Medizin kommen zur Anwendung. Auch homöopathisch wird behandelt. Berührungsängste bei den Patienten gebe es nicht, so Noacks Erfahrung.

Vor allem Rentner und Hartz IV-Empfänger nutzen bisher das Angebot der Sozialsprechstunde. Die wird ergänzt durch thematische Vorträge einmal im Monat. Der nächste findet am Freitag, 30. November statt. Thema ist dann die homöopathische Behandlung von akuten Erkältungskrankheiten. Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr in der Villa Mittelhof. Gäste zahlen fünf Euro Eintritt, Vereinsmitglieder drei.

Wer sich für die kostenlose Sprechstunde anmelden will, kann dies unter der Telefonnummer (030) 8 02 75 05 oder per E-Mail an info@nhvbb.de.

(go)